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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] d' Auvergne, die man lieber in die Luft
streuen, als gebrauchen solte, auch die-
jenigen noch dazu straffen, die sie ver-
kauffen, oder gebrauchten, indem sie
der schädlichst- und gefährlichsten Sa-
chen eine sind, die wir haben.

Es sind auch eben die Epices d' Auver-
gne
und der Pfefferstaub Schuld und
Ursach, daß zu Paris nicht 1000. Ballen
Pfeffer des Jahrs vertrieben werden,
welche doch sonst verthan würden, da-
fern man diese vermaledeyete Waare
nicht kommen liesse. Jedoch könten
die Herren Generalpachter diesem Un-
fug gar wohl vorkommen, und zwar
um zweyerley Ursache willen. Erstlich
des gemeinen Nutzens halber: fürs an-
dere, wegen des Verlusts, den sie selbst
dabey leiden. Sie könten aber dem
Dinge gar leichte abhelffen, wenn sie
nur den Pfeffer, so bald er in Franck-
reich ankommen, sieben liessen, und die-
jenigen zu hoher Strafe zögen, welche
dergleichen Waaren kommen liessen,
und selbige verkaufften, oder auch ge-
brauchen, dabey allen denenjenigen zu
handeln untersagten, welche auf Rech-
nung und Conto ihrer Freunde handeln,
das ist, die sich für Großirer ausgeben,
und haben doch nicht das geringste, das
ihr eigen ist. Und eben diese Commis-
sionarien sind es, die solche Unordnung
anrichten, indem sie allerley Waaren
empfangen, davon sie öfters kaum eine
einige kennen. Dergestalt betrügen sie
das gemeine Wesen, und verhindern ein
Hauffen rechtschaffener Kauffleute, wel-
che den Eyd, den sie abgeleget, als sie
in die Kauffmannsinnung aufgenom-
[Spaltenumbruch] men worden, nicht brechen wollen, sich
nicht unterstehen mögen zu handeln,
weil jene die Waaren, die ihnen doch
nicht einmahl zustehen, also wohlfeil
hingeben, und dennoch darüber qvitti-
ret werden, wenn sie nur denenjenigen,
denen die Waaren zugehören, einen
Schein, von zweyen Kauffleuten ihres
Gelichters, unterschrieben, er sey nun
falsch oder recht, zusamt dem Preiß,
darum sie die Waaren verkaufft haben,
übersenden. Wenn man aber solchen
Kauffleuten das Handwerck legte, wür-
de nicht von soviel Banqveroten gehö-
ret werden, als wie ietzo, ihnen selbst
aber könte auf zweyerley Weise ein
Dienst geschehen. Denn fürs erste,
würden sie niemand mehr betrügen:
zum andern, dürfften sie sich nicht so ofte
bemüßiget finden, ihre Sachen zusam-
men zu packen, indem sie Wechselbriefe
acceptiren müssen, wollen sie anderst
Waaren haben: wann dann die Zah-
lungszeit herbey kommt, müssen sie ent-
weder zu den Banqvirern und den
Schöppen von Jerusalem ihre Zuflucht
nehmen, oder aber gar Banqverot spie-
len, alldieweil es Leute sind, die mehren-
theils nichts als ihre Briefe, daß sie in
die Jnnung aufgenommen worden, ha-
ben, ja diese noch wohl schuldig sind. Se-
het, also wird ietziger Zeit die Handlung
zu Paris getrieben: welchem Unwesen
aber zu steuern die Obrigkeit und Vor-
stehere unserer Jnnung ersuchet wer-
den. Von andern Städten will ich
nicht reden, weil mir nicht bewust ist,
wie sie sich daselbst aufführen.

[Ende Spaltensatz]
Das dritte Capitel.
Von den feinen Spezereyen.
[Spaltenumbruch]

LEs Epices fines, die feinen Speze-
reyen/
sind ein Gemenge unterschie-
dener mit einander vermischter Gewür-
tze. Damit nun dem Mißbrauch, der
bey Zusammensetzung dieses Gemen-
ges sich einschleichet, möge vorgebauet
werden, als habe ich für gut befunden,
das Recept davon allhier mitzutheilen,
welches iederzeit als gut aufgenommen
worden, dabey sich auch die Jahrköche
gar wohl befunden haben.

Nehmet derowegen

Holländischen schwartzen Pfeffer
_ _ 5. Pfund,
[Spaltenumbruch]
trockne Nägelein _ _ 1 1/2 Pfund,
Muscatnüsse _ _ 1 1/2 Pfund,
trucknen und frischen Jngber
_ _ 12 1/2 Pfund,
grünen Anis und Coriander/ von
iedem
_ _ 3/4 Pfund.

Von diesen muß ein iedes Stück ab-
sonderlich zu Pulver gestossen, und durch
ein zartes Sieb gestäubet, hernach mit
denen andern wohl vermischet, und in
wohlverwahrten Geschirren zum Ge-
brauch verwahret werden.

Wobey zu mercken, daß der meiste
Theil dererjenigen, die diese Spezereyen

zurich-

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] d’ Auvergne, die man lieber in die Luft
ſtreuen, als gebrauchen ſolte, auch die-
jenigen noch dazu ſtraffen, die ſie ver-
kauffen, oder gebrauchten, indem ſie
der ſchaͤdlichſt- und gefaͤhrlichſten Sa-
chen eine ſind, die wir haben.

Es ſind auch eben die Epices d’ Auver-
gne
und der Pfefferſtaub Schuld und
Urſach, daß zu Paris nicht 1000. Ballen
Pfeffer des Jahrs vertrieben werden,
welche doch ſonſt verthan wuͤrden, da-
fern man dieſe vermaledeyete Waare
nicht kommen lieſſe. Jedoch koͤnten
die Herren Generalpachter dieſem Un-
fug gar wohl vorkommen, und zwar
um zweyerley Urſache willen. Erſtlich
des gemeinen Nutzens halber: fuͤrs an-
dere, wegen des Verluſts, den ſie ſelbſt
dabey leiden. Sie koͤnten aber dem
Dinge gar leichte abhelffen, wenn ſie
nur den Pfeffer, ſo bald er in Franck-
reich ankommen, ſieben lieſſen, und die-
jenigen zu hoher Strafe zoͤgen, welche
dergleichen Waaren kommen lieſſen,
und ſelbige verkaufften, oder auch ge-
brauchen, dabey allen denenjenigen zu
handeln unterſagten, welche auf Rech-
nung und Conto ihrer Fꝛeunde handeln,
das iſt, die ſich fuͤr Großirer ausgeben,
und haben doch nicht das geringſte, das
ihr eigen iſt. Und eben dieſe Commiſ-
ſionarien ſind es, die ſolche Unordnung
anrichten, indem ſie allerley Waaren
empfangen, davon ſie oͤfters kaum eine
einige kennen. Dergeſtalt betruͤgen ſie
das gemeine Weſen, und verhindern ein
Hauffen rechtſchaffener Kauffleute, wel-
che den Eyd, den ſie abgeleget, als ſie
in die Kauffmannsinnung aufgenom-
[Spaltenumbruch] men worden, nicht brechen wollen, ſich
nicht unterſtehen moͤgen zu handeln,
weil jene die Waaren, die ihnen doch
nicht einmahl zuſtehen, alſo wohlfeil
hingeben, und dennoch daruͤber qvitti-
ret werden, wenn ſie nur denenjenigen,
denen die Waaren zugehoͤren, einen
Schein, von zweyen Kauffleuten ihres
Gelichters, unterſchrieben, er ſey nun
falſch oder recht, zuſamt dem Preiß,
darum ſie die Waaren verkaufft haben,
uͤberſenden. Wenn man aber ſolchen
Kauffleuten das Handwerck legte, wuͤr-
de nicht von ſoviel Banqveroten gehoͤ-
ret werden, als wie ietzo, ihnen ſelbſt
aber koͤnte auf zweyerley Weiſe ein
Dienſt geſchehen. Denn fuͤrs erſte,
wuͤrden ſie niemand mehr betruͤgen:
zum andern, duͤrfften ſie ſich nicht ſo ofte
bemuͤßiget finden, ihre Sachen zuſam-
men zu packen, indem ſie Wechſelbriefe
acceptiren muͤſſen, wollen ſie anderſt
Waaren haben: wann dann die Zah-
lungszeit herbey kommt, muͤſſen ſie ent-
weder zu den Banqvirern und den
Schoͤppen von Jeruſalem ihre Zuflucht
nehmen, oder aber gar Banqverot ſpie-
len, alldieweil es Leute ſind, die mehren-
theils nichts als ihre Briefe, daß ſie in
die Jnnung aufgenommen worden, ha-
ben, ja dieſe noch wohl ſchuldig ſind. Se-
het, alſo wird ietziger Zeit die Handlung
zu Paris getrieben: welchem Unweſen
aber zu ſteuern die Obrigkeit und Vor-
ſtehere unſerer Jnnung erſuchet wer-
den. Von andern Staͤdten will ich
nicht reden, weil mir nicht bewuſt iſt,
wie ſie ſich daſelbſt auffuͤhren.

[Ende Spaltensatz]
Das dritte Capitel.
Von den feinen Spezereyen.
[Spaltenumbruch]

LEs Epices fines, die feinen Speze-
reyen/
ſind ein Gemenge unterſchie-
dener mit einander vermiſchter Gewuͤr-
tze. Damit nun dem Mißbrauch, der
bey Zuſammenſetzung dieſes Gemen-
ges ſich einſchleichet, moͤge vorgebauet
werden, als habe ich fuͤr gut befunden,
das Recept davon allhier mitzutheilen,
welches iederzeit als gut aufgenommen
worden, dabey ſich auch die Jahrkoͤche
gar wohl befunden haben.

Nehmet derowegen

Hollaͤndiſchen ſchwartzen Pfeffer
_ _ 5. Pfund,
[Spaltenumbruch]
trockne Naͤgelein _ _ 1 ½ Pfund,
Muſcatnuͤſſe _ _ 1 ½ Pfund,
trucknen und friſchen Jngber
_ _ 12 ½ Pfund,
gruͤnen Anis und Coriander/ von
iedem
_ _ ¾ Pfund.

Von dieſen muß ein iedes Stuͤck ab-
ſonderlich zu Pulver geſtoſſen, und durch
ein zartes Sieb geſtaͤubet, hernach mit
denen andern wohl vermiſchet, und in
wohlverwahrten Geſchirren zum Ge-
brauch verwahret werden.

Wobey zu mercken, daß der meiſte
Theil dererjenigen, die dieſe Spezereyen

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[0218] Der Spezereyen und Materialien d’ Auvergne, die man lieber in die Luft ſtreuen, als gebrauchen ſolte, auch die- jenigen noch dazu ſtraffen, die ſie ver- kauffen, oder gebrauchten, indem ſie der ſchaͤdlichſt- und gefaͤhrlichſten Sa- chen eine ſind, die wir haben. Es ſind auch eben die Epices d’ Auver- gne und der Pfefferſtaub Schuld und Urſach, daß zu Paris nicht 1000. Ballen Pfeffer des Jahrs vertrieben werden, welche doch ſonſt verthan wuͤrden, da- fern man dieſe vermaledeyete Waare nicht kommen lieſſe. Jedoch koͤnten die Herren Generalpachter dieſem Un- fug gar wohl vorkommen, und zwar um zweyerley Urſache willen. Erſtlich des gemeinen Nutzens halber: fuͤrs an- dere, wegen des Verluſts, den ſie ſelbſt dabey leiden. Sie koͤnten aber dem Dinge gar leichte abhelffen, wenn ſie nur den Pfeffer, ſo bald er in Franck- reich ankommen, ſieben lieſſen, und die- jenigen zu hoher Strafe zoͤgen, welche dergleichen Waaren kommen lieſſen, und ſelbige verkaufften, oder auch ge- brauchen, dabey allen denenjenigen zu handeln unterſagten, welche auf Rech- nung und Conto ihrer Fꝛeunde handeln, das iſt, die ſich fuͤr Großirer ausgeben, und haben doch nicht das geringſte, das ihr eigen iſt. Und eben dieſe Commiſ- ſionarien ſind es, die ſolche Unordnung anrichten, indem ſie allerley Waaren empfangen, davon ſie oͤfters kaum eine einige kennen. Dergeſtalt betruͤgen ſie das gemeine Weſen, und verhindern ein Hauffen rechtſchaffener Kauffleute, wel- che den Eyd, den ſie abgeleget, als ſie in die Kauffmannsinnung aufgenom- men worden, nicht brechen wollen, ſich nicht unterſtehen moͤgen zu handeln, weil jene die Waaren, die ihnen doch nicht einmahl zuſtehen, alſo wohlfeil hingeben, und dennoch daruͤber qvitti- ret werden, wenn ſie nur denenjenigen, denen die Waaren zugehoͤren, einen Schein, von zweyen Kauffleuten ihres Gelichters, unterſchrieben, er ſey nun falſch oder recht, zuſamt dem Preiß, darum ſie die Waaren verkaufft haben, uͤberſenden. Wenn man aber ſolchen Kauffleuten das Handwerck legte, wuͤr- de nicht von ſoviel Banqveroten gehoͤ- ret werden, als wie ietzo, ihnen ſelbſt aber koͤnte auf zweyerley Weiſe ein Dienſt geſchehen. Denn fuͤrs erſte, wuͤrden ſie niemand mehr betruͤgen: zum andern, duͤrfften ſie ſich nicht ſo ofte bemuͤßiget finden, ihre Sachen zuſam- men zu packen, indem ſie Wechſelbriefe acceptiren muͤſſen, wollen ſie anderſt Waaren haben: wann dann die Zah- lungszeit herbey kommt, muͤſſen ſie ent- weder zu den Banqvirern und den Schoͤppen von Jeruſalem ihre Zuflucht nehmen, oder aber gar Banqverot ſpie- len, alldieweil es Leute ſind, die mehren- theils nichts als ihre Briefe, daß ſie in die Jnnung aufgenommen worden, ha- ben, ja dieſe noch wohl ſchuldig ſind. Se- het, alſo wird ietziger Zeit die Handlung zu Paris getrieben: welchem Unweſen aber zu ſteuern die Obrigkeit und Vor- ſtehere unſerer Jnnung erſuchet wer- den. Von andern Staͤdten will ich nicht reden, weil mir nicht bewuſt iſt, wie ſie ſich daſelbſt auffuͤhren. Das dritte Capitel. Von den feinen Spezereyen. LEs Epices fines, die feinen Speze- reyen/ ſind ein Gemenge unterſchie- dener mit einander vermiſchter Gewuͤr- tze. Damit nun dem Mißbrauch, der bey Zuſammenſetzung dieſes Gemen- ges ſich einſchleichet, moͤge vorgebauet werden, als habe ich fuͤr gut befunden, das Recept davon allhier mitzutheilen, welches iederzeit als gut aufgenommen worden, dabey ſich auch die Jahrkoͤche gar wohl befunden haben. Nehmet derowegen Hollaͤndiſchen ſchwartzen Pfeffer _ _ 5. Pfund, trockne Naͤgelein _ _ 1 ½ Pfund, Muſcatnuͤſſe _ _ 1 ½ Pfund, trucknen und friſchen Jngber _ _ 12 ½ Pfund, gruͤnen Anis und Coriander/ von iedem _ _ ¾ Pfund. Von dieſen muß ein iedes Stuͤck ab- ſonderlich zu Pulver geſtoſſen, und durch ein zartes Sieb geſtaͤubet, hernach mit denen andern wohl vermiſchet, und in wohlverwahrten Geſchirren zum Ge- brauch verwahret werden. Wobey zu mercken, daß der meiſte Theil dererjenigen, die dieſe Spezereyen zurich-

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/218>, abgerufen am 13.11.2024.