Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Hauptbeschreibung ersten Theils siebendes Buch. Das andere Capitel. [Spaltenumbruch]
Siehe Fig. 177.Vom schwartzen Pfeffer. und 178. DEr schwartze Pfeffer ist gleich- Die Holl- und Engländer senden Man soll aber den schwartzen Pfef- Dieweil der allermeiste Theil des Der schwartze Pfeffer wird nicht an- Von dem Staub und Unrath des d' Au- Q 2
Hauptbeſchreibung erſten Theils ſiebendes Buch. Das andere Capitel. [Spaltenumbruch]
Siehe Fig. 177.Vom ſchwartzen Pfeffer. und 178. DEr ſchwartze Pfeffer iſt gleich- Die Holl- und Englaͤnder ſenden Man ſoll aber den ſchwartzen Pfef- Dieweil der allermeiſte Theil des Der ſchwartze Pfeffer wird nicht an- Von dem Staub und Unrath des d’ Au- Q 2
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Der erſte und ſchoͤnſte<lb/> iſt der <hi rendition="#fr">von Malabar</hi>: der naͤheſte nach<lb/> dieſem, der ihm auch ziemlich beykommt,<lb/> der <hi rendition="#fr">von Jamby</hi>. Der dritte iſt der ge-<lb/> ringſte, trucken und ausgedorrt; kommt<lb/> von <hi rendition="#fr">Balipatam</hi>. Ob nun gleich der<lb/> von <hi rendition="#fr">Balipatam</hi> der ſchlechteſte unter<lb/> allen iſt, dennoch wird er von den Ma-<lb/> hometanern am hoͤheſten gehalten:<lb/> denn ie kleiner der Pfeffer, ie mehr We-<lb/> ſens machen ſie davon, und geben zur<lb/> Urſach an, daß der Pfeffer deſto mehr<lb/> Koͤrner habe, ie kleiner er ſey, ſey auch<lb/> nicht ſo hitzig, als wie der dicke; wel-<lb/> ches auch die Urſach iſt, daß die Hollaͤn-<lb/> der ſo gar ſelten dergleichen kleinen Pfef-<lb/> fer zu uns bringen. 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Hauptbeſchreibung erſten Theils ſiebendes Buch.
Das andere Capitel.
Vom ſchwartzen Pfeffer.
DEr ſchwartze Pfeffer iſt gleich-
falls einer kriechenden Pflantze
Frucht: Derſelben Blaͤtter ſind groß,
voll Adern und Striche, auch mit ſieben
ſehr ſtarcken Nerven oder Ribben ver-
ſehen.
Die Holl- und Englaͤnder ſenden
uns drey Sorten ſchwartzen Pfeffer/
welche blos darinne von einander un-
terſchieden, daß ſie nicht an einem Orte
gewachſen ſind. Der erſte und ſchoͤnſte
iſt der von Malabar: der naͤheſte nach
dieſem, der ihm auch ziemlich beykommt,
der von Jamby. Der dritte iſt der ge-
ringſte, trucken und ausgedorrt; kommt
von Balipatam. Ob nun gleich der
von Balipatam der ſchlechteſte unter
allen iſt, dennoch wird er von den Ma-
hometanern am hoͤheſten gehalten:
denn ie kleiner der Pfeffer, ie mehr We-
ſens machen ſie davon, und geben zur
Urſach an, daß der Pfeffer deſto mehr
Koͤrner habe, ie kleiner er ſey, ſey auch
nicht ſo hitzig, als wie der dicke; wel-
ches auch die Urſach iſt, daß die Hollaͤn-
der ſo gar ſelten dergleichen kleinen Pfef-
fer zu uns bringen. So koͤnnen ſie auch
den dicken Malabariſchen Pfeffer
viel wohlfeiler geben, als andere Natio-
nen, ſintemahl ſie ihn niemahls um baar
Geld einkauffen, ſondern ihre mitge-
brachten Waaren, Queckſilber, gantzen
und geriebenen Ziñober, desgleichen zu-
weilen Opium und Cotton, an die Ma-
labaren dafuͤr vertauſchen. Und ob-
ſchon die Englaͤnder dieſen Pfeffer um
baares Geld erkauffen, ſelbigen auch
viel wohlfeiler bekommen als die Hol-
laͤnder, dem ohnerachtet koͤnnen ſie ihn
doch nicht um einen ſo ſchlechten Preiß,
wie dieſe Hollaͤnder geben, als welche
gemeiniglich cento pro cento an ihren
Waaren, die ſie ihnen verkauffen, ge-
winnen, welches zugleich verurſachet,
daß die Englaͤnder mit genauer Noth ei-
nen Ballen Malabariſchen Pfeffer auf
ein Lot, das ſind zehen Ballen ſchwar-
tzes Pfeffers, zugeben koͤnnen: dazu iſt
auch der Pfeffer, den wir aus England
bekommen, nie ſo ſchoͤn, noch ſo dicke,
als der, den wir aus Holland bekom-
men.
Man ſoll aber den ſchwartzen Pfef-
fer erwehlen, welcher recht voͤllig, nicht
zu ſehr eingeſchrumpfen und fein ſchwer
iſt, darunter auch viel weiſſe Koͤrner,
hingegen ſo wenig Staub iſt, als nur
moͤglich. Auch mag man Acht haben,
daß es nicht ſolcher Pfeffer ſey, daraus
der dickſte geleſen, und weiſſer davon ge-
macht worden, welches nicht ſelten ge-
ſchicht, abſonderlich da einige Kauffleu-
te zu Rouan und Paris, als wie in
Holland, die iedoch Ehrenthalben nicht
zu nennen, den Pfeffer zu bleichen an-
gefangen haben: welcher Betrug ieden-
noch ſtracks zu erkennen, alldieweil der
ſchwartze Pfeffer, welcher gebleichet
woꝛden, und aus dem ſie die dickſten Koͤr-
ner heraus geſuchet, im Waſſer nicht zu
Boden faͤllt, ſondern oben auf ſchwim-
met; auch, wenn man ihn mit den Haͤn-
den trucket, gantz leichtlich entzwey
bricht.
Dieweil der allermeiſte Theil des
Pfeffers, ſo weiß, als ſchwartzer, geſtoſ-
ſen verkaufft wird, deshalben ſoll man
ihn nirgends, denn bey redlichen Kauff-
leuten kauffen, maſſen aller Pfeffer, den
die Hauſirer zu verkauffen haben, nichts
anders iſt; was den weiſſen betrifft; als
die Epices d’ Auvergne, oder auch wohl
ſchwartzer Pfeffer, den ſie mit geſtoſſe-
nem Reiſſe weiß gemacht: der ſchwartze
aber iſt nichts anders denn Staub, oder
Brodrinde, oder die Epices d’ Auvergne
griſes, oder auch Paradiskoͤrner; daher
auch dieſe Betruͤger ihren Pfeffer, um
15. bis 16. Sols das Pfund, wohlfeiler
geben koͤnnen, als er ihnen zu ſtehen
koͤmmt, wenn ſie gantze Ballen kauffen.
Allein, ſie thun ehrlichen Leuten, die der-
gleichen Schelmereyen zu veruͤben ſich
nicht entſchlieſſen koͤnnen, groſſen
Schaden.
Der ſchwartze Pfeffer wird nicht an-
ders, als wie der weiſſe, gebraucht, hat
auch wegen ſeiner groſſen Hitze einen
und andern Nutzen in der Artzney, und
wird daher zu unterſchiedenen erwaͤr-
menden Artzneyen, als da iſt der The-
riac und andere, genommen.
Von dem Staub und Unrath des
Pfeffers will ich nichts vermelden, denn
ſie ſind nicht werth, daß ſie ein Menſch
zu ſich nehme, ſo wohl als wie die Epices
d’ Au-
Q 2
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