Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
derman gnugsam bekant, daß unnöthigmich lange dabey aufzuhalten, doch wird es meistentheils in Zufällen der Augen verbrauchet, wie nicht weniger sonst von vielen Leuten, Parfumirern, Pastetenbeckern und dergleichen. Was anlanget, wie das Rosenwasser Es wird auch ohne das Wasser ein Desgleichen kan man ein weisses sehr Das dritte Capitel. [Spaltenumbruch]
Vom Saffran. DEr Saffran, den die Lateiner we- Es ist eine Zwiebel, die den Saff- Der allerbeste und vollkommenste ver-
Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
derman gnugſam bekant, daß unnoͤthigmich lange dabey aufzuhalten, doch wird es meiſtentheils in Zufaͤllen der Augen verbrauchet, wie nicht weniger ſonſt von vielen Leuten, Parfumirern, Paſtetenbeckern und dergleichen. Was anlanget, wie das Roſenwaſſer Es wird auch ohne das Waſſer ein Desgleichen kan man ein weiſſes ſehr Das dritte Capitel. [Spaltenumbruch]
Vom Saffran. DEr Saffran, den die Lateiner we- Es iſt eine Zwiebel, die den Saff- Der allerbeſte und vollkommenſte ver-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0198"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Spezereyen und Materialien</hi></fw><lb/><cb n="223"/> derman gnugſam bekant, daß unnoͤthig<lb/> mich lange dabey aufzuhalten, doch<lb/> wird es meiſtentheils in Zufaͤllen der<lb/> Augen verbrauchet, wie nicht weniger<lb/> ſonſt von vielen Leuten, Parfumirern,<lb/> Paſtetenbeckern und dergleichen.</p><lb/> <p>Was anlanget, wie das Roſenwaſſer<lb/> zu erkennen, da kan ich keine beſſere<lb/> Nachricht ertheilen, als dieſe: man neh-<lb/> me es bey rechtſchaffenen Leuten, und<lb/> nicht bey den Hauſirern, die es von<lb/> Haus zu Haus herum tragen, und oͤf-<lb/> ters nichts taugliches Zeug verkauffen.<lb/> Es ſoll aber einen guten Geruch haben<lb/> und nicht brandicht riechen, auch fein<lb/> helle ſehen: ingleichen ſoll es aufs laͤng-<lb/> ſte vor dem halben Jahre abgezogen,<lb/> und das erſte ſeyn; denn dieſes iſt beſſer,<lb/> als das hinten nach kommt, wie einem<lb/> iedweden, der damit umgehen kan, be-<lb/> kannt genug; daß naͤmlich allezeit das<lb/> beſte ſey, was von den aromatiſchen<lb/> wuͤrtzhaften Kraͤutern zu erſt uͤbergehet,<lb/> obgleich ein neuer Autor ſpricht, wenn<lb/> man das Roſenwaſſer bereite, ſo gehe zu<lb/> erſt das Waſſer, nach dieſem der Spiri-<lb/> tus, und dann das Oel heruͤber: denn<lb/> es geſchiehet gerade das Widerſpiel, und<lb/> gehet das Oel mit ſamt dem wohlrie-<lb/> chenden Waſſer flugs zu erſt heruͤber.</p><lb/> <p>Es wird auch ohne das Waſſer ein<lb/><note place="left">Roſenſpiri-<lb/> tus.</note>wohlriechender Spiritus aus den Ro-<lb/> ſen gezogen, welcher ſich leichtlich ent-<lb/> zuͤndet, und zu Staͤrck, und Erfriſchung<lb/> des Magens und Hertzens gar dien-<lb/> lich iſt.</p><lb/> <p>Desgleichen kan man ein weiſſes ſehr<lb/><cb n="224"/> ſtarck riechend Oel aus den Roſen ziehen.<note place="right">Roſenoͤl.</note><lb/> Allein, weil es ſo unmaͤßig theuer, und<lb/> man ſo gar wenig daraus bekommt, die-<lb/> ſerwegen verkauffen wir es auch gar ſel-<lb/> ten. Es melden etliche Autores; die<lb/> Roſen, welche in dem Kolben, oder in<lb/> dem Gefaͤß, welches <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Roſaire</hi></hi> genennet<lb/> wird, nachdem ſie abgezogen, als ein<lb/> Teig zuruͤcke bleiben, ſeyen eben dasje-<lb/> nige, was man <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">chapeau</hi></hi> oder <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">pain des Ro-<lb/> ſes,</hi></hi> Roſenhut oder Roſenkuchen zu nen-<lb/> nen pflegt, und als eine Staͤrckung ge-<lb/> brauchet wird. Jch aber fuͤr meine<lb/> Perſon, kan nicht unterlaſſen zu ſagen,<lb/> daß dieſe ausgekochten Roſen keine ſon-<lb/> derlichen Kraͤfte haben, und daß dieje-<lb/> nigen, welche dergleichen Roſenbrod<lb/> verlangen, dieſe, daraus allein der Saft<lb/> gezogen worden, denen andern vorzie-<lb/> hen ſollen; denn es ja die Vernunfft<lb/> giebt, daß eine ausgekochte Sache nie ſo<lb/> viel Kraͤfte habe, als diejenige, daraus<lb/> nur der Saft gezogen; abſonderlich<lb/> wenn es Gewuͤrtze ſind. Dieſes mein<lb/> Vorbringen wird noch mehr dadurch<lb/> beſtaͤtiget, daß man von den ausgekoch-<lb/> ten Roſen nie ſo viel fixes Saltz machen<lb/> kan, als von denen, daraus nur der Saft<lb/> gezogen iſt: dazu braucht es auch groſſe<lb/> Muͤhe, bis man ſie trocknet, obgleich ein<lb/> Roſenſaltz daraus gezogen werden kan.<lb/> Der wenige Gebrauch iſt Urſach, daß<lb/> ich nichts weiter davon melde. Kurtz:<lb/> aus den Roſen werden ſo vielerley Sa-<lb/> chen gezogen, daß ohne dieſelben die Me-<lb/> dicin nicht halb ſo bluͤhend waͤre, als<lb/> ſie iſt.</p> <cb type="end"/> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Das dritte Capitel.<lb/><hi rendition="#g">Vom Saffran</hi>.</hi> </head><lb/> <cb n="223"/> <p><hi rendition="#in">D</hi>Er <hi rendition="#fr">Saffran,</hi> den die Lateiner we-<lb/> gen ſeiner roͤthlichten Farbe <hi rendition="#aq">Crocus</hi><lb/> nennen, iſt ein Faͤslein, oder beſſer zu<lb/> ſagen, ein klein Faͤdemlein, das an dem<lb/> einen Ende uͤberaus ſchoͤn roth iſt, an<lb/> dem andern aber gelb, und wird von vie-<lb/> len Orten in <hi rendition="#fr">Franckreich</hi> zu uns ge-<lb/> bracht.</p><lb/> <note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 159.</note> <p>Es iſt eine Zwiebel, die den <hi rendition="#fr">Saff-<lb/> ran</hi> traͤgt, und gleichet unſern dicken<lb/> Schnittlauch; auſſer, daß ſie etwas roͤ-<lb/> ther und runder iſt; daraus entſprieſſen<lb/> mit langen gruͤnen und ſchmalen Blaͤt-<lb/> tern beſetzte Stengel, nach denen waͤchſt<lb/> die Blume, von Farbe bleu mourant,<lb/> in deren Mitten drey kleine Faͤslein be-<lb/><cb n="224"/> findlich, welche dasjenige ſind, das wir<lb/><hi rendition="#fr">Saffran</hi> zu nennen pflegen.</p><lb/> <p>Der allerbeſte und vollkommenſte<lb/><hi rendition="#fr">Saffran,</hi> der auch am meiſten geach-<lb/> tet wird, iſt der von <hi rendition="#fr">Boiſne</hi> und <hi rendition="#fr">Bois<lb/> commun en Gatinois,</hi> einer Land-<lb/> ſchaft in <hi rendition="#fr">Poictou/</hi> woſelbſt er mit groͤ-<lb/> ſtem Fleiſſe gebauet wird, indem er des<lb/> Landes groͤſter Reichthum iſt. Jm<lb/> Fruͤhlinge werden die Saffranzwiebeln,<lb/> Reihenweiſe, als wie die Reben, des<lb/> Fuſſes tieff in die Erde geſetzt, die als-<lb/> dann im erſten Jahre nichts nicht, als<lb/> Kraut hervorſtoſſen, welches den gan-<lb/> tzen Winter hindurch, bis zu Anfang<lb/> des Sommers gruͤn bleibet, hernach<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ver-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0198]
Der Spezereyen und Materialien
derman gnugſam bekant, daß unnoͤthig
mich lange dabey aufzuhalten, doch
wird es meiſtentheils in Zufaͤllen der
Augen verbrauchet, wie nicht weniger
ſonſt von vielen Leuten, Parfumirern,
Paſtetenbeckern und dergleichen.
Was anlanget, wie das Roſenwaſſer
zu erkennen, da kan ich keine beſſere
Nachricht ertheilen, als dieſe: man neh-
me es bey rechtſchaffenen Leuten, und
nicht bey den Hauſirern, die es von
Haus zu Haus herum tragen, und oͤf-
ters nichts taugliches Zeug verkauffen.
Es ſoll aber einen guten Geruch haben
und nicht brandicht riechen, auch fein
helle ſehen: ingleichen ſoll es aufs laͤng-
ſte vor dem halben Jahre abgezogen,
und das erſte ſeyn; denn dieſes iſt beſſer,
als das hinten nach kommt, wie einem
iedweden, der damit umgehen kan, be-
kannt genug; daß naͤmlich allezeit das
beſte ſey, was von den aromatiſchen
wuͤrtzhaften Kraͤutern zu erſt uͤbergehet,
obgleich ein neuer Autor ſpricht, wenn
man das Roſenwaſſer bereite, ſo gehe zu
erſt das Waſſer, nach dieſem der Spiri-
tus, und dann das Oel heruͤber: denn
es geſchiehet gerade das Widerſpiel, und
gehet das Oel mit ſamt dem wohlrie-
chenden Waſſer flugs zu erſt heruͤber.
Es wird auch ohne das Waſſer ein
wohlriechender Spiritus aus den Ro-
ſen gezogen, welcher ſich leichtlich ent-
zuͤndet, und zu Staͤrck, und Erfriſchung
des Magens und Hertzens gar dien-
lich iſt.
Roſenſpiri-
tus.
Desgleichen kan man ein weiſſes ſehr
ſtarck riechend Oel aus den Roſen ziehen.
Allein, weil es ſo unmaͤßig theuer, und
man ſo gar wenig daraus bekommt, die-
ſerwegen verkauffen wir es auch gar ſel-
ten. Es melden etliche Autores; die
Roſen, welche in dem Kolben, oder in
dem Gefaͤß, welches Roſaire genennet
wird, nachdem ſie abgezogen, als ein
Teig zuruͤcke bleiben, ſeyen eben dasje-
nige, was man chapeau oder pain des Ro-
ſes, Roſenhut oder Roſenkuchen zu nen-
nen pflegt, und als eine Staͤrckung ge-
brauchet wird. Jch aber fuͤr meine
Perſon, kan nicht unterlaſſen zu ſagen,
daß dieſe ausgekochten Roſen keine ſon-
derlichen Kraͤfte haben, und daß dieje-
nigen, welche dergleichen Roſenbrod
verlangen, dieſe, daraus allein der Saft
gezogen worden, denen andern vorzie-
hen ſollen; denn es ja die Vernunfft
giebt, daß eine ausgekochte Sache nie ſo
viel Kraͤfte habe, als diejenige, daraus
nur der Saft gezogen; abſonderlich
wenn es Gewuͤrtze ſind. Dieſes mein
Vorbringen wird noch mehr dadurch
beſtaͤtiget, daß man von den ausgekoch-
ten Roſen nie ſo viel fixes Saltz machen
kan, als von denen, daraus nur der Saft
gezogen iſt: dazu braucht es auch groſſe
Muͤhe, bis man ſie trocknet, obgleich ein
Roſenſaltz daraus gezogen werden kan.
Der wenige Gebrauch iſt Urſach, daß
ich nichts weiter davon melde. Kurtz:
aus den Roſen werden ſo vielerley Sa-
chen gezogen, daß ohne dieſelben die Me-
dicin nicht halb ſo bluͤhend waͤre, als
ſie iſt.
Roſenoͤl.
Das dritte Capitel.
Vom Saffran.
DEr Saffran, den die Lateiner we-
gen ſeiner roͤthlichten Farbe Crocus
nennen, iſt ein Faͤslein, oder beſſer zu
ſagen, ein klein Faͤdemlein, das an dem
einen Ende uͤberaus ſchoͤn roth iſt, an
dem andern aber gelb, und wird von vie-
len Orten in Franckreich zu uns ge-
bracht.
Es iſt eine Zwiebel, die den Saff-
ran traͤgt, und gleichet unſern dicken
Schnittlauch; auſſer, daß ſie etwas roͤ-
ther und runder iſt; daraus entſprieſſen
mit langen gruͤnen und ſchmalen Blaͤt-
tern beſetzte Stengel, nach denen waͤchſt
die Blume, von Farbe bleu mourant,
in deren Mitten drey kleine Faͤslein be-
findlich, welche dasjenige ſind, das wir
Saffran zu nennen pflegen.
Der allerbeſte und vollkommenſte
Saffran, der auch am meiſten geach-
tet wird, iſt der von Boiſne und Bois
commun en Gatinois, einer Land-
ſchaft in Poictou/ woſelbſt er mit groͤ-
ſtem Fleiſſe gebauet wird, indem er des
Landes groͤſter Reichthum iſt. Jm
Fruͤhlinge werden die Saffranzwiebeln,
Reihenweiſe, als wie die Reben, des
Fuſſes tieff in die Erde geſetzt, die als-
dann im erſten Jahre nichts nicht, als
Kraut hervorſtoſſen, welches den gan-
tzen Winter hindurch, bis zu Anfang
des Sommers gruͤn bleibet, hernach
ver-
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