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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
Das andere Capitel.
Von Provins-Rosen.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 158.

DJe also genannten Provins-ro-
sen
sind sattrothe Blätter, als ob sie
von Sammet wären, und werden von
Provins, einem Städtlein, achtzehen
Meilen von Paris entlegen, gebracht.
Diese Rosen wachsen dermassen häuffig
um dieses Städtgen, daß ohnstreitig der
Boden daselbstherum zu Erbau- und
Erziehung dieser Art Rosen überaus
geschickt und tüchtig seyn muß: denn die
Provinsrosen übertreffen an Güte und
Anmuth alle die andern, sie mögen auch
herkommen, wo sie wollen. Diß aber
trägt ein gutes zu ihrer Vollkommen-
heit bey, daß die Einwohner desselben
Ortes sie so gar geschicklich aufzutrock-
nen wissen, daher sie auch Geruch und
Farbe viel länger als die andern be-
halten. Man bringt uns aber zweyer-
ley Sorten Rosen von Provins, die
wir vermittelst unterschiedener Namen
von einander zu unterscheiden pflegen,
denn die schönsten nennen wir Roses de la
bonne ou grande sorte,
von der guten
oder feinen Sorte, und die andern de la
moyenne sorte,
von der mittlern oder ge-
ringern Art Rosen. Wann diese Ro-
sen recht vollkommen sind, müssen sie
schwartzroth, und als wie mit Sammt
bezogen sehen, wohlriechend, recht tru-
cken, ohne Steine und kleine Blätter,
so viel nur möglich, auch gewiß von Pro-
vins seyn: sie dürffen ingleichen nicht
mit einem oder dem andern Sauern an-
gefärbet seyn, welches leichte daran zu
mercken, wenn sie gar zu hellroth sehen,
auch die Farbe bald verschwindet.

Wer mit den Provins-Rosen star-
cken Handel treibet, muß Sorge tragen,
daß sie an trucknen und wohlverwahr-
ten Orten aufbehalten werden, damit kei-
ne Luft dazu komme; sie müssen auch
starck zusammen gepresset seyn, sodann kön-
nen sie in solchem Zustande ein oder andert-
halb Jahr lang dauren: nach Verflies-
sung dieser Zeit verlieren sie die Farbe
und den Geruch, was man für Vorsicht
gebrauche, und wachsen Würme drin-
ne. Etliche legen alt Eisen dazu, und
trachten dadurch zu verhindern, daß die
Würme drein gerathen.

Die Provinsrosen werden von
[Spaltenumbruch] männiglich hochgehalten, weil sie sehr
adstringiren, und zu Stärckung der Ner-
ven und anderer geschwächter Leibes-
theile, sie seyen geqvetschet oder verren-
cket, sehr dienlich sind, wenn man sie in
Tropfweine oder mit Weinhefen auf-
sieden lassen. Zur Artzney werden sie
sehr gebraucht, und zu vielen Composi-
tion
en genommen. Seit dem aber die
Provinsrosen etliche Jahre her so theu-
er gewesen, weil ihrer nicht viel gesamm-
let worden, haben sich die meisten Apo-
thecker, welche die Provinsrosen zu ver-
kauffen und zu brauchen pflegen, an un-
sern rothen Rosen, die um Paris und
an andern Orten wachsen, begnügen
lassen, wiewohl solches unrecht ist: und
eben deswegen werden ietziger Zeit bey
weitem nicht so viel Provinsrosen ver-
than, als wie vor diesem. Die aber et-
was daran gewinnen wollen, haben des-
sen gar schlechte Ursache, indem die an-
dern Rosen den rechten Provinsrosen
weder an Güte noch an Kraft beykom-
men, mögen überdiß auch nicht so lange
aufbehalten werden, ohnerachtet diese
Leute alle Mühe darauf wenden. Die
rechten Provinsrosen werden in Jn-
dien
dermassen hochgeschätzet, daß sie
wohl ehe um gleiches Gewichte Gold
verkauffet worden sind: sie müssen sie
haben, sie gelten auch was sie wol-
len.

Ausserhalb der grossen Menge derConserve von
rothen Rosen.

Provinsrosen, die wir verkauffen, las-
sen wir auch daselbst her truckne und flüs-
sige Conserven und Rosenzucker, wie
auch zuweilen den Syrup und Rosen-
saft kommen, weil diese Sachen allda
am besten zugerichtet werden, und darff
nur niemand gedencken, daß dieser Zu-
cker und Saft daselbst nicht weit besser
gemacht würden, als diejenigen, welche an
andern Orten und von andern Rosen
bereitet werden. Was die Wahl die-
ser Conserven und Syrup betrifft, da
dürffen sie nur zu Provins zugerichtet
seyn; man muß auch zusehen, daß sie
nicht mit Vitriolspiritus oder andern
sauern angeröthet werden, welches nur
gar zu oft geschicht, bevoraus, wenn sie
zu alt sind. Diese Conserven werden

sehr
Der Spezereyen und Materialien
Das andere Capitel.
Von Provins-Roſen.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 158.

DJe alſo genannten Provins-ro-
ſen
ſind ſattrothe Blaͤtter, als ob ſie
von Sammet waͤren, und werden von
Provins, einem Staͤdtlein, achtzehen
Meilen von Paris entlegen, gebracht.
Dieſe Roſen wachſen dermaſſen haͤuffig
um dieſes Staͤdtgen, daß ohnſtreitig der
Boden daſelbſtherum zu Erbau- und
Erziehung dieſer Art Roſen uͤberaus
geſchickt und tuͤchtig ſeyn muß: denn die
Provinsroſen uͤbertreffen an Guͤte und
Anmuth alle die andern, ſie moͤgen auch
herkommen, wo ſie wollen. Diß aber
traͤgt ein gutes zu ihrer Vollkommen-
heit bey, daß die Einwohner deſſelben
Ortes ſie ſo gar geſchicklich aufzutrock-
nen wiſſen, daher ſie auch Geruch und
Farbe viel laͤnger als die andern be-
halten. Man bringt uns aber zweyer-
ley Sorten Roſen von Provins, die
wir vermittelſt unterſchiedener Namen
von einander zu unterſcheiden pflegen,
denn die ſchoͤnſten nennen wir Roſes de la
bonne ou grande ſorte,
von der guten
oder feinen Sorte, und die andern de la
moyenne ſorte,
von der mittlern oder ge-
ringern Art Roſen. Wann dieſe Ro-
ſen recht vollkommen ſind, muͤſſen ſie
ſchwartzroth, und als wie mit Sammt
bezogen ſehen, wohlriechend, recht tru-
cken, ohne Steine und kleine Blaͤtter,
ſo viel nur moͤglich, auch gewiß von Pro-
vins ſeyn: ſie duͤrffen ingleichen nicht
mit einem oder dem andern Sauern an-
gefaͤrbet ſeyn, welches leichte daran zu
mercken, wenn ſie gar zu hellroth ſehen,
auch die Farbe bald verſchwindet.

Wer mit den Provins-Roſen ſtar-
cken Handel treibet, muß Sorge tragen,
daß ſie an trucknen und wohlverwahr-
ten Orten aufbehalten werdẽ, damit kei-
ne Luft dazu komme; ſie muͤſſen auch
ſtarck zuſam̃en gepꝛeſſet ſeyn, ſodann koͤn-
nẽ ſie in ſolchem Zuſtande ein oder andeꝛt-
halb Jahr lang dauren: nach Verflieſ-
ſung dieſer Zeit verlieren ſie die Farbe
und den Geruch, was man fuͤr Vorſicht
gebrauche, und wachſen Wuͤrme drin-
ne. Etliche legen alt Eiſen dazu, und
trachten dadurch zu verhindern, daß die
Wuͤrme drein gerathen.

Die Provinsroſen werden von
[Spaltenumbruch] maͤnniglich hochgehalten, weil ſie ſehr
adſtringiren, und zu Staͤrckung der Ner-
ven und anderer geſchwaͤchter Leibes-
theile, ſie ſeyen geqvetſchet oder verren-
cket, ſehr dienlich ſind, wenn man ſie in
Tropfweine oder mit Weinhefen auf-
ſieden laſſen. Zur Artzney werden ſie
ſehr gebraucht, und zu vielen Compoſi-
tion
en genommen. Seit dem aber die
Provinsroſen etliche Jahre her ſo theu-
er geweſen, weil ihrer nicht viel geſamm-
let worden, haben ſich die meiſten Apo-
thecker, welche die Provinsroſen zu ver-
kauffen und zu brauchen pflegen, an un-
ſern rothen Roſen, die um Paris und
an andern Orten wachſen, begnuͤgen
laſſen, wiewohl ſolches unrecht iſt: und
eben deswegen werden ietziger Zeit bey
weitem nicht ſo viel Provinsroſen ver-
than, als wie vor dieſem. Die aber et-
was daran gewinnen wollen, haben deſ-
ſen gar ſchlechte Urſache, indem die an-
dern Roſen den rechten Provinsroſen
weder an Guͤte noch an Kraft beykom-
men, moͤgen uͤberdiß auch nicht ſo lange
aufbehalten werden, ohnerachtet dieſe
Leute alle Muͤhe darauf wenden. Die
rechten Provinsroſen werden in Jn-
dien
dermaſſen hochgeſchaͤtzet, daß ſie
wohl ehe um gleiches Gewichte Gold
verkauffet worden ſind: ſie muͤſſen ſie
haben, ſie gelten auch was ſie wol-
len.

Auſſerhalb der groſſen Menge derConſerve von
rothen Roſen.

Provinsroſen, die wir verkauffen, laſ-
ſen wir auch daſelbſt her truckne und fluͤſ-
ſige Conſerven und Roſenzucker, wie
auch zuweilen den Syrup und Roſen-
ſaft kommen, weil dieſe Sachen allda
am beſten zugerichtet werden, und darff
nur niemand gedencken, daß dieſer Zu-
cker und Saft daſelbſt nicht weit beſſer
gemacht wuͤrden, als diejenigẽ, welche an
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bereitet werden. Was die Wahl die-
ſer Conſerven und Syrup betrifft, da
duͤrffen ſie nur zu Provins zugerichtet
ſeyn; man muß auch zuſehen, daß ſie
nicht mit Vitriolſpiritus oder andern
ſauern angeroͤthet werden, welches nur
gar zu oft geſchicht, bevoraus, wenn ſie
zu alt ſind. Dieſe Conſerven werden

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[0196] Der Spezereyen und Materialien Das andere Capitel. Von Provins-Roſen. DJe alſo genannten Provins-ro- ſen ſind ſattrothe Blaͤtter, als ob ſie von Sammet waͤren, und werden von Provins, einem Staͤdtlein, achtzehen Meilen von Paris entlegen, gebracht. Dieſe Roſen wachſen dermaſſen haͤuffig um dieſes Staͤdtgen, daß ohnſtreitig der Boden daſelbſtherum zu Erbau- und Erziehung dieſer Art Roſen uͤberaus geſchickt und tuͤchtig ſeyn muß: denn die Provinsroſen uͤbertreffen an Guͤte und Anmuth alle die andern, ſie moͤgen auch herkommen, wo ſie wollen. Diß aber traͤgt ein gutes zu ihrer Vollkommen- heit bey, daß die Einwohner deſſelben Ortes ſie ſo gar geſchicklich aufzutrock- nen wiſſen, daher ſie auch Geruch und Farbe viel laͤnger als die andern be- halten. Man bringt uns aber zweyer- ley Sorten Roſen von Provins, die wir vermittelſt unterſchiedener Namen von einander zu unterſcheiden pflegen, denn die ſchoͤnſten nennen wir Roſes de la bonne ou grande ſorte, von der guten oder feinen Sorte, und die andern de la moyenne ſorte, von der mittlern oder ge- ringern Art Roſen. Wann dieſe Ro- ſen recht vollkommen ſind, muͤſſen ſie ſchwartzroth, und als wie mit Sammt bezogen ſehen, wohlriechend, recht tru- cken, ohne Steine und kleine Blaͤtter, ſo viel nur moͤglich, auch gewiß von Pro- vins ſeyn: ſie duͤrffen ingleichen nicht mit einem oder dem andern Sauern an- gefaͤrbet ſeyn, welches leichte daran zu mercken, wenn ſie gar zu hellroth ſehen, auch die Farbe bald verſchwindet. Wer mit den Provins-Roſen ſtar- cken Handel treibet, muß Sorge tragen, daß ſie an trucknen und wohlverwahr- ten Orten aufbehalten werdẽ, damit kei- ne Luft dazu komme; ſie muͤſſen auch ſtarck zuſam̃en gepꝛeſſet ſeyn, ſodann koͤn- nẽ ſie in ſolchem Zuſtande ein oder andeꝛt- halb Jahr lang dauren: nach Verflieſ- ſung dieſer Zeit verlieren ſie die Farbe und den Geruch, was man fuͤr Vorſicht gebrauche, und wachſen Wuͤrme drin- ne. Etliche legen alt Eiſen dazu, und trachten dadurch zu verhindern, daß die Wuͤrme drein gerathen. Die Provinsroſen werden von maͤnniglich hochgehalten, weil ſie ſehr adſtringiren, und zu Staͤrckung der Ner- ven und anderer geſchwaͤchter Leibes- theile, ſie ſeyen geqvetſchet oder verren- cket, ſehr dienlich ſind, wenn man ſie in Tropfweine oder mit Weinhefen auf- ſieden laſſen. Zur Artzney werden ſie ſehr gebraucht, und zu vielen Compoſi- tionen genommen. Seit dem aber die Provinsroſen etliche Jahre her ſo theu- er geweſen, weil ihrer nicht viel geſamm- let worden, haben ſich die meiſten Apo- thecker, welche die Provinsroſen zu ver- kauffen und zu brauchen pflegen, an un- ſern rothen Roſen, die um Paris und an andern Orten wachſen, begnuͤgen laſſen, wiewohl ſolches unrecht iſt: und eben deswegen werden ietziger Zeit bey weitem nicht ſo viel Provinsroſen ver- than, als wie vor dieſem. Die aber et- was daran gewinnen wollen, haben deſ- ſen gar ſchlechte Urſache, indem die an- dern Roſen den rechten Provinsroſen weder an Guͤte noch an Kraft beykom- men, moͤgen uͤberdiß auch nicht ſo lange aufbehalten werden, ohnerachtet dieſe Leute alle Muͤhe darauf wenden. Die rechten Provinsroſen werden in Jn- dien dermaſſen hochgeſchaͤtzet, daß ſie wohl ehe um gleiches Gewichte Gold verkauffet worden ſind: ſie muͤſſen ſie haben, ſie gelten auch was ſie wol- len. Auſſerhalb der groſſen Menge der Provinsroſen, die wir verkauffen, laſ- ſen wir auch daſelbſt her truckne und fluͤſ- ſige Conſerven und Roſenzucker, wie auch zuweilen den Syrup und Roſen- ſaft kommen, weil dieſe Sachen allda am beſten zugerichtet werden, und darff nur niemand gedencken, daß dieſer Zu- cker und Saft daſelbſt nicht weit beſſer gemacht wuͤrden, als diejenigẽ, welche an andern Orten und von andern Roſen bereitet werden. Was die Wahl die- ſer Conſerven und Syrup betrifft, da duͤrffen ſie nur zu Provins zugerichtet ſeyn; man muß auch zuſehen, daß ſie nicht mit Vitriolſpiritus oder andern ſauern angeroͤthet werden, welches nur gar zu oft geſchicht, bevoraus, wenn ſie zu alt ſind. Dieſe Conſerven werden ſehr Conſerve von rothen Roſen.

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/196>, abgerufen am 13.11.2024.