Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Hauptbeschreibung ersten Theils fünfftes Buch.
[Spaltenumbruch] hieherum wachsen, dafür verkauffen,
welches aber aus dem grossen Unterschie-
[Spaltenumbruch] de, der darzwischen ist, ohnschwer er-
kannt kan werden.

[Ende Spaltensatz]
Das achte Capitel.
Von der Soldanella.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 136.

DJe Soldanella oder der Meer-
kohl
ist ein klein Kraut, dessen Wur-
tzeln gar dünne, und die Blätter den
Blättern der Osterluzey ziemlich ähn-
lich sind, ausser daß sie viel kleiner und
dicker: nach diesen wachsen die purpur-
farbigten Blumen, welche schier wie die
Glocken der Winde sehen. Das Kraut
wird gantz und in Bündlein gebunden,
von den Seeküsten, an welchen es über-
flüßig anzutreffen ist, zu uns gebracht.
Es wird gar selten in der Artzney ge-
braucht, ob es gleich gar dienlich ist, bey
Wassersüchtigen das Wasser abzufüh-
ren: daher es auch der Herr Boude-
ron
gantz füglich unter sein Pulver wi-
der die Wassersucht genommen, wozu
es keiner andern Wahl bedarff, als daß
es, so viel nur immer möglich, frisch und
unzerstossen sey.

Wir verkauffen auch noch ein Kraut,
Wintergrün.ohne die Soldanella, Pyrola, Winter-
grün
benamset. Dasselbige wird dar-
um Pyrola genennet, weil seine Blätter
dem Birnbaumlaube einiger massen
gleichen: und Wintergrün, weil es im
Winter, der Strengigkeit dieser harten
Jahreszeit ohnerachtet, dennoch seine
Grüne behält. An gewissen Orten ist
es gantz gemein, z. E. in Teutschland
und andern kalten Ländern. Weil nun
dieses Kräutlein bey uns dermassen rar
ist, darum haben unsere Kräutermän-
[Spaltenumbruch] ner, die dessen auch gerne Meister seyn
wollen, es gantz gemeine gemacht, indem
sie Birnbaumkerne gesäet, und die Blät-
ter, so bald sie nur aus der Erde hervor
gekrochen, an statt der Pyrola verkaufft.
Es ist auch solches, wegen der überaus
grossen Gleichheit, welche die Pyrola mit
dem Birnbaumlaube hat, sehr schwer-
lich zu bemercken. Damit man aber
diesen Betrug vermeide, darff man sie
nur bey aufrichtigen Leuten hohlen:
doch ist das verdrüßlichste, daß sie nicht
anders als trocken zu haben.

Man giebt vor, das decoctum von
diesem Kraute sey ein sehr starck adstrin-
gens,
ein anhaltend Mittel, diene auch
zu Heilung der Geschwüre, und anderer
Kranckheiten gleicher Art.

Wenn das Wintergrün annoch inSiehe Fig. 137.
der Erde ist, so stöst es einen Hauffen klei-
ner Stengel von sich, da an iedweden
derselben, vorne an der Spitze, ein klein
rundlicht Blat sitzet, braungrüner Far-
be. Mitten zwischen diesen Stielen
steigt ein Stengel empor, daran zu
öberst viel kleine, weisse, wohlriechende
Blümgen entspriessen. Das gantze
Gewächs aber ist kaum eines oder an-
derthalben Fusses hoch, und liebet die
mitternächtigen Länder über alle mas-
sen, welches auch die Ursache, daß es in
warmen Ländern so gar seltsam ist, da es
doch in kalten Landen gantz gemeine.

[Ende Spaltensatz]
Das neundte Capitel.
Vom Anil.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 138.

DEr Anil ist ein kleines Kraut, ohn-
gefehr zwey Fuß hoch, mit runden
Blättern, welche obenher grün und
bräunlicht sehen, unten aber silberweiß
sind, und ziemlich dicke: nach diesen
wachsen die Blumen, welche der Erb-
senblüte gleichen, und röthlicht sind, dar-
aus entstehen die langen, als wie Si-
cheln, zurückgebogenen Schoten, die den
kleinen Olivenfarbenen Samen, dem
Rübsamen gar ähnlich, beschliessen.

Die Americaner saubern das Land
vorher wohl, wenn sie den Anil säen
wollen; hernachmahls machen sie Lö-
[Spaltenumbruch] cher drein, einen Fuß weit von einan-
der, werffen in iedes 10. bis 12. Anilkör-
ner, und bedecken sie nur schlecht hin mit
ein wenig Erde, da dann nach Verlauff
sechs Wochen, oder zum längsten zweyer
Monate, das Kraut abgeschnitten, und
der Jndich oder Jndigo daraus gezo-
gen werden kan, wie im folgenden Cap.
zu ersehen. Wird es aber drey Monat
im Lande gelassen, so bringt es seine Blu-
men und Samen. Allein bey diesem
Kraute hat man eine Art Raupen zu
befürchten, welche etliche mahl auf der
Jnsel S. Christoffel beobachtet wor-

den,
M 3

Hauptbeſchreibung erſten Theils fuͤnfftes Buch.
[Spaltenumbruch] hieherum wachſen, dafuͤr verkauffen,
welches aber aus dem groſſen Unterſchie-
[Spaltenumbruch] de, der darzwiſchen iſt, ohnſchwer er-
kannt kan werden.

[Ende Spaltensatz]
Das achte Capitel.
Von der Soldanella.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 136.

DJe Soldanella oder der Meer-
kohl
iſt ein klein Kraut, deſſen Wur-
tzeln gar duͤnne, und die Blaͤtter den
Blaͤttern der Oſterluzey ziemlich aͤhn-
lich ſind, auſſer daß ſie viel kleiner und
dicker: nach dieſen wachſen die purpur-
farbigten Blumen, welche ſchier wie die
Glocken der Winde ſehen. Das Kraut
wird gantz und in Buͤndlein gebunden,
von den Seekuͤſten, an welchen es uͤber-
fluͤßig anzutreffen iſt, zu uns gebracht.
Es wird gar ſelten in der Artzney ge-
braucht, ob es gleich gar dienlich iſt, bey
Waſſerſuͤchtigen das Waſſer abzufuͤh-
ren: daher es auch der Herr Boude-
ron
gantz fuͤglich unter ſein Pulver wi-
der die Waſſerſucht genommen, wozu
es keiner andern Wahl bedarff, als daß
es, ſo viel nur immer moͤglich, friſch und
unzerſtoſſen ſey.

Wir verkauffen auch noch ein Kraut,
Wintergruͤn.ohne die Soldanella, Pyrola, Winter-
gruͤn
benamſet. Daſſelbige wird dar-
um Pyrola genennet, weil ſeine Blaͤtter
dem Birnbaumlaube einiger maſſen
gleichen: und Wintergruͤn, weil es im
Winter, der Strengigkeit dieſer harten
Jahreszeit ohnerachtet, dennoch ſeine
Gruͤne behaͤlt. An gewiſſen Orten iſt
es gantz gemein, z. E. in Teutſchland
und andern kalten Laͤndern. Weil nun
dieſes Kraͤutlein bey uns dermaſſen rar
iſt, darum haben unſere Kraͤutermaͤn-
[Spaltenumbruch] ner, die deſſen auch gerne Meiſter ſeyn
wollen, es gantz gemeine gemacht, indem
ſie Birnbaumkerne geſaͤet, und die Blaͤt-
ter, ſo bald ſie nur aus der Erde hervor
gekrochen, an ſtatt der Pyrola verkaufft.
Es iſt auch ſolches, wegen der uͤberaus
groſſen Gleichheit, welche die Pyrola mit
dem Birnbaumlaube hat, ſehr ſchwer-
lich zu bemercken. Damit man aber
dieſen Betrug vermeide, darff man ſie
nur bey aufrichtigen Leuten hohlen:
doch iſt das verdruͤßlichſte, daß ſie nicht
anders als trocken zu haben.

Man giebt vor, das decoctum von
dieſem Kraute ſey ein ſehr ſtarck adſtrin-
gens,
ein anhaltend Mittel, diene auch
zu Heilung der Geſchwuͤre, und anderer
Kranckheiten gleicher Art.

Wenn das Wintergruͤn annoch inSiehe Fig. 137.
der Erde iſt, ſo ſtoͤſt es einen Hauffen klei-
ner Stengel von ſich, da an iedweden
derſelben, vorne an der Spitze, ein klein
rundlicht Blat ſitzet, braungruͤner Far-
be. Mitten zwiſchen dieſen Stielen
ſteigt ein Stengel empor, daran zu
oͤberſt viel kleine, weiſſe, wohlriechende
Bluͤmgen entſprieſſen. Das gantze
Gewaͤchs aber iſt kaum eines oder an-
derthalben Fuſſes hoch, und liebet die
mitternaͤchtigen Laͤnder uͤber alle maſ-
ſen, welches auch die Urſache, daß es in
warmen Laͤndern ſo gar ſeltſam iſt, da es
doch in kalten Landen gantz gemeine.

[Ende Spaltensatz]
Das neundte Capitel.
Vom Anil.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 138.

DEr Anil iſt ein kleines Kraut, ohn-
gefehr zwey Fuß hoch, mit runden
Blaͤttern, welche obenher gruͤn und
braͤunlicht ſehen, unten aber ſilberweiß
ſind, und ziemlich dicke: nach dieſen
wachſen die Blumen, welche der Erb-
ſenbluͤte gleichen, und roͤthlicht ſind, dar-
aus entſtehen die langen, als wie Si-
cheln, zuruͤckgebogenen Schoten, die den
kleinen Olivenfarbenen Samen, dem
Ruͤbſamen gar aͤhnlich, beſchlieſſen.

Die Americaner ſaubern das Land
vorher wohl, wenn ſie den Anil ſaͤen
wollen; hernachmahls machen ſie Loͤ-
[Spaltenumbruch] cher drein, einen Fuß weit von einan-
der, werffen in iedes 10. bis 12. Anilkoͤr-
ner, und bedecken ſie nur ſchlecht hin mit
ein wenig Erde, da dann nach Verlauff
ſechs Wochen, oder zum laͤngſten zweyer
Monate, das Kraut abgeſchnitten, und
der Jndich oder Jndigo daraus gezo-
gen werden kan, wie im folgenden Cap.
zu erſehen. Wird es aber drey Monat
im Lande gelaſſen, ſo bringt es ſeine Blu-
men und Samen. Allein bey dieſem
Kraute hat man eine Art Raupen zu
befuͤrchten, welche etliche mahl auf der
Jnſel S. Chriſtoffel beobachtet wor-

den,
M 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0169"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hauptbe&#x017F;chreibung er&#x017F;ten Theils fu&#x0364;nfftes Buch.</hi></fw><lb/><cb n="185"/>
hieherum wach&#x017F;en, dafu&#x0364;r verkauffen,<lb/>
welches aber aus dem gro&#x017F;&#x017F;en Unter&#x017F;chie-<lb/><cb n="186"/>
de, der darzwi&#x017F;chen i&#x017F;t, ohn&#x017F;chwer er-<lb/>
kannt kan werden.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das achte Capitel.<lb/>
Von der Soldanella.</hi> </head><lb/>
              <cb n="185"/>
              <note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 136.</note>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>Je <hi rendition="#fr">Soldanella</hi> oder der <hi rendition="#fr">Meer-<lb/>
kohl</hi> i&#x017F;t ein klein Kraut, de&#x017F;&#x017F;en Wur-<lb/>
tzeln gar du&#x0364;nne, und die Bla&#x0364;tter den<lb/>
Bla&#x0364;ttern der O&#x017F;terluzey ziemlich a&#x0364;hn-<lb/>
lich &#x017F;ind, au&#x017F;&#x017F;er daß &#x017F;ie viel kleiner und<lb/>
dicker: nach die&#x017F;en wach&#x017F;en die purpur-<lb/>
farbigten Blumen, welche &#x017F;chier wie die<lb/>
Glocken der Winde &#x017F;ehen. Das Kraut<lb/>
wird gantz und in Bu&#x0364;ndlein gebunden,<lb/>
von den Seeku&#x0364;&#x017F;ten, an welchen es u&#x0364;ber-<lb/>
flu&#x0364;ßig anzutreffen i&#x017F;t, zu uns gebracht.<lb/>
Es wird gar &#x017F;elten in der Artzney ge-<lb/>
braucht, ob es gleich gar dienlich i&#x017F;t, bey<lb/><hi rendition="#fr">Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;u&#x0364;chtigen</hi> das Wa&#x017F;&#x017F;er abzufu&#x0364;h-<lb/>
ren: daher es auch der Herr <hi rendition="#fr">Boude-<lb/>
ron</hi> gantz fu&#x0364;glich unter &#x017F;ein Pulver wi-<lb/>
der die Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ucht genommen, wozu<lb/>
es keiner andern Wahl bedarff, als daß<lb/>
es, &#x017F;o viel nur immer mo&#x0364;glich, fri&#x017F;ch und<lb/>
unzer&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ey.</p><lb/>
              <p>Wir verkauffen auch noch ein Kraut,<lb/><note place="left">Wintergru&#x0364;n.</note>ohne die Soldanella, <hi rendition="#aq">Pyrola,</hi> <hi rendition="#fr">Winter-<lb/>
gru&#x0364;n</hi> benam&#x017F;et. Da&#x017F;&#x017F;elbige wird dar-<lb/>
um <hi rendition="#aq">Pyrola</hi> genennet, weil &#x017F;eine Bla&#x0364;tter<lb/>
dem Birnbaumlaube einiger ma&#x017F;&#x017F;en<lb/>
gleichen: und Wintergru&#x0364;n, weil es im<lb/>
Winter, der Strengigkeit die&#x017F;er harten<lb/>
Jahreszeit ohnerachtet, dennoch &#x017F;eine<lb/>
Gru&#x0364;ne beha&#x0364;lt. An gewi&#x017F;&#x017F;en Orten i&#x017F;t<lb/>
es gantz gemein, z. E. in <hi rendition="#fr">Teut&#x017F;chland</hi><lb/>
und andern kalten La&#x0364;ndern. Weil nun<lb/>
die&#x017F;es Kra&#x0364;utlein bey uns derma&#x017F;&#x017F;en rar<lb/>
i&#x017F;t, darum haben un&#x017F;ere Kra&#x0364;uterma&#x0364;n-<lb/><cb n="186"/>
ner, die de&#x017F;&#x017F;en auch gerne Mei&#x017F;ter &#x017F;eyn<lb/>
wollen, es gantz gemeine gemacht, indem<lb/>
&#x017F;ie Birnbaumkerne ge&#x017F;a&#x0364;et, und die Bla&#x0364;t-<lb/>
ter, &#x017F;o bald &#x017F;ie nur aus der Erde hervor<lb/>
gekrochen, an &#x017F;tatt der <hi rendition="#aq">Pyrola</hi> verkaufft.<lb/>
Es i&#x017F;t auch &#x017F;olches, wegen der u&#x0364;beraus<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Gleichheit, welche die <hi rendition="#aq">Pyrola</hi> mit<lb/>
dem Birnbaumlaube hat, &#x017F;ehr &#x017F;chwer-<lb/>
lich zu bemercken. Damit man aber<lb/>
die&#x017F;en Betrug vermeide, darff man &#x017F;ie<lb/>
nur bey aufrichtigen Leuten hohlen:<lb/>
doch i&#x017F;t das verdru&#x0364;ßlich&#x017F;te, daß &#x017F;ie nicht<lb/>
anders als trocken zu haben.</p><lb/>
              <p>Man giebt vor, das <hi rendition="#aq">decoctum</hi> von<lb/>
die&#x017F;em Kraute &#x017F;ey ein &#x017F;ehr &#x017F;tarck <hi rendition="#aq">ad&#x017F;trin-<lb/>
gens,</hi> ein anhaltend Mittel, diene auch<lb/>
zu Heilung der Ge&#x017F;chwu&#x0364;re, und anderer<lb/>
Kranckheiten gleicher Art.</p><lb/>
              <p>Wenn das <hi rendition="#fr">Wintergru&#x0364;n</hi> annoch in<note place="right">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 137.</note><lb/>
der Erde i&#x017F;t, &#x017F;o &#x017F;to&#x0364;&#x017F;t es einen Hauffen klei-<lb/>
ner Stengel von &#x017F;ich, da an iedweden<lb/>
der&#x017F;elben, vorne an der Spitze, ein klein<lb/>
rundlicht Blat &#x017F;itzet, braungru&#x0364;ner Far-<lb/>
be. Mitten zwi&#x017F;chen die&#x017F;en Stielen<lb/>
&#x017F;teigt ein Stengel empor, daran zu<lb/>
o&#x0364;ber&#x017F;t viel kleine, wei&#x017F;&#x017F;e, wohlriechende<lb/>
Blu&#x0364;mgen ent&#x017F;prie&#x017F;&#x017F;en. Das gantze<lb/>
Gewa&#x0364;chs aber i&#x017F;t kaum eines oder an-<lb/>
derthalben Fu&#x017F;&#x017F;es hoch, und liebet die<lb/>
mitterna&#x0364;chtigen La&#x0364;nder u&#x0364;ber alle ma&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, welches auch die Ur&#x017F;ache, daß es in<lb/>
warmen La&#x0364;ndern &#x017F;o gar &#x017F;elt&#x017F;am i&#x017F;t, da es<lb/>
doch in kalten Landen gantz gemeine.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das neundte Capitel.<lb/>
Vom Anil.</hi> </head><lb/>
              <cb n="185"/>
              <note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 138.</note>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>Er <hi rendition="#fr">Anil</hi> i&#x017F;t ein kleines Kraut, ohn-<lb/>
gefehr zwey Fuß hoch, mit runden<lb/>
Bla&#x0364;ttern, welche obenher gru&#x0364;n und<lb/>
bra&#x0364;unlicht &#x017F;ehen, unten aber &#x017F;ilberweiß<lb/>
&#x017F;ind, und ziemlich dicke: nach die&#x017F;en<lb/>
wach&#x017F;en die Blumen, welche der Erb-<lb/>
&#x017F;enblu&#x0364;te gleichen, und ro&#x0364;thlicht &#x017F;ind, dar-<lb/>
aus ent&#x017F;tehen die langen, als wie Si-<lb/>
cheln, zuru&#x0364;ckgebogenen Schoten, die den<lb/>
kleinen Olivenfarbenen Samen, dem<lb/>
Ru&#x0364;b&#x017F;amen gar a&#x0364;hnlich, be&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
              <p>Die <hi rendition="#fr">Americaner</hi> &#x017F;aubern das Land<lb/>
vorher wohl, wenn &#x017F;ie den <hi rendition="#fr">Anil</hi> &#x017F;a&#x0364;en<lb/>
wollen; hernachmahls machen &#x017F;ie Lo&#x0364;-<lb/><cb n="186"/>
cher drein, einen Fuß weit von einan-<lb/>
der, werffen in iedes 10. bis 12. Anilko&#x0364;r-<lb/>
ner, und bedecken &#x017F;ie nur &#x017F;chlecht hin mit<lb/>
ein wenig Erde, da dann nach Verlauff<lb/>
&#x017F;echs Wochen, oder zum la&#x0364;ng&#x017F;ten zweyer<lb/>
Monate, das Kraut abge&#x017F;chnitten, und<lb/>
der <hi rendition="#fr">Jndich</hi> oder <hi rendition="#fr">Jndigo</hi> daraus gezo-<lb/>
gen werden kan, wie im folgenden Cap.<lb/>
zu er&#x017F;ehen. Wird es aber drey Monat<lb/>
im Lande gela&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o bringt es &#x017F;eine Blu-<lb/>
men und Samen. Allein bey die&#x017F;em<lb/>
Kraute hat man eine Art Raupen zu<lb/>
befu&#x0364;rchten, welche etliche mahl auf der<lb/>
Jn&#x017F;el <hi rendition="#fr">S. Chri&#x017F;toffel</hi> beobachtet wor-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M 3</fw><fw place="bottom" type="catch">den,</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0169] Hauptbeſchreibung erſten Theils fuͤnfftes Buch. hieherum wachſen, dafuͤr verkauffen, welches aber aus dem groſſen Unterſchie- de, der darzwiſchen iſt, ohnſchwer er- kannt kan werden. Das achte Capitel. Von der Soldanella. DJe Soldanella oder der Meer- kohl iſt ein klein Kraut, deſſen Wur- tzeln gar duͤnne, und die Blaͤtter den Blaͤttern der Oſterluzey ziemlich aͤhn- lich ſind, auſſer daß ſie viel kleiner und dicker: nach dieſen wachſen die purpur- farbigten Blumen, welche ſchier wie die Glocken der Winde ſehen. Das Kraut wird gantz und in Buͤndlein gebunden, von den Seekuͤſten, an welchen es uͤber- fluͤßig anzutreffen iſt, zu uns gebracht. Es wird gar ſelten in der Artzney ge- braucht, ob es gleich gar dienlich iſt, bey Waſſerſuͤchtigen das Waſſer abzufuͤh- ren: daher es auch der Herr Boude- ron gantz fuͤglich unter ſein Pulver wi- der die Waſſerſucht genommen, wozu es keiner andern Wahl bedarff, als daß es, ſo viel nur immer moͤglich, friſch und unzerſtoſſen ſey. Wir verkauffen auch noch ein Kraut, ohne die Soldanella, Pyrola, Winter- gruͤn benamſet. Daſſelbige wird dar- um Pyrola genennet, weil ſeine Blaͤtter dem Birnbaumlaube einiger maſſen gleichen: und Wintergruͤn, weil es im Winter, der Strengigkeit dieſer harten Jahreszeit ohnerachtet, dennoch ſeine Gruͤne behaͤlt. An gewiſſen Orten iſt es gantz gemein, z. E. in Teutſchland und andern kalten Laͤndern. Weil nun dieſes Kraͤutlein bey uns dermaſſen rar iſt, darum haben unſere Kraͤutermaͤn- ner, die deſſen auch gerne Meiſter ſeyn wollen, es gantz gemeine gemacht, indem ſie Birnbaumkerne geſaͤet, und die Blaͤt- ter, ſo bald ſie nur aus der Erde hervor gekrochen, an ſtatt der Pyrola verkaufft. Es iſt auch ſolches, wegen der uͤberaus groſſen Gleichheit, welche die Pyrola mit dem Birnbaumlaube hat, ſehr ſchwer- lich zu bemercken. Damit man aber dieſen Betrug vermeide, darff man ſie nur bey aufrichtigen Leuten hohlen: doch iſt das verdruͤßlichſte, daß ſie nicht anders als trocken zu haben. Wintergruͤn. Man giebt vor, das decoctum von dieſem Kraute ſey ein ſehr ſtarck adſtrin- gens, ein anhaltend Mittel, diene auch zu Heilung der Geſchwuͤre, und anderer Kranckheiten gleicher Art. Wenn das Wintergruͤn annoch in der Erde iſt, ſo ſtoͤſt es einen Hauffen klei- ner Stengel von ſich, da an iedweden derſelben, vorne an der Spitze, ein klein rundlicht Blat ſitzet, braungruͤner Far- be. Mitten zwiſchen dieſen Stielen ſteigt ein Stengel empor, daran zu oͤberſt viel kleine, weiſſe, wohlriechende Bluͤmgen entſprieſſen. Das gantze Gewaͤchs aber iſt kaum eines oder an- derthalben Fuſſes hoch, und liebet die mitternaͤchtigen Laͤnder uͤber alle maſ- ſen, welches auch die Urſache, daß es in warmen Laͤndern ſo gar ſeltſam iſt, da es doch in kalten Landen gantz gemeine. Siehe Fig. 137. Das neundte Capitel. Vom Anil. DEr Anil iſt ein kleines Kraut, ohn- gefehr zwey Fuß hoch, mit runden Blaͤttern, welche obenher gruͤn und braͤunlicht ſehen, unten aber ſilberweiß ſind, und ziemlich dicke: nach dieſen wachſen die Blumen, welche der Erb- ſenbluͤte gleichen, und roͤthlicht ſind, dar- aus entſtehen die langen, als wie Si- cheln, zuruͤckgebogenen Schoten, die den kleinen Olivenfarbenen Samen, dem Ruͤbſamen gar aͤhnlich, beſchlieſſen. Die Americaner ſaubern das Land vorher wohl, wenn ſie den Anil ſaͤen wollen; hernachmahls machen ſie Loͤ- cher drein, einen Fuß weit von einan- der, werffen in iedes 10. bis 12. Anilkoͤr- ner, und bedecken ſie nur ſchlecht hin mit ein wenig Erde, da dann nach Verlauff ſechs Wochen, oder zum laͤngſten zweyer Monate, das Kraut abgeſchnitten, und der Jndich oder Jndigo daraus gezo- gen werden kan, wie im folgenden Cap. zu erſehen. Wird es aber drey Monat im Lande gelaſſen, ſo bringt es ſeine Blu- men und Samen. Allein bey dieſem Kraute hat man eine Art Raupen zu befuͤrchten, welche etliche mahl auf der Jnſel S. Chriſtoffel beobachtet wor- den, M 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/169
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/169>, abgerufen am 21.12.2024.