Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Hauptbeschreibung ersten Theils viertes Buch. [Spaltenumbruch]
Die wahrhafte Beschreibung der Quinquina. Die Quinquina ist die Rinde eines Hieraus nun folget, daß diejenige Es giebt noch eine Gattung Quin- Die Quinquina soll, ohne die andern Diese Rinde wurde erst im Jahr Die Quinquina wird zu Vertrei- Die hohe Eigenschaft, welche die Spa- Was die Quinquina, die gestossen Aus der Quinquina wird mit distil- Auch kan man ein Sal fixum darausSal Quinqui- ziehen, L 2
Hauptbeſchreibung erſten Theils viertes Buch. [Spaltenumbruch]
Die wahrhafte Beſchreibung der Quinquina. Die Quinquina iſt die Rinde eines Hieraus nun folget, daß diejenige Es giebt noch eine Gattung Quin- Die Quinquina ſoll, ohne die andern Dieſe Rinde wurde erſt im Jahr Die Quinquina wird zu Vertrei- Die hohe Eigenſchaft, welche die Spa- Was die Quinquina, die geſtoſſen Aus der Quinquina wird mit diſtil- Auch kan man ein Sal fixum darausSal Quinqui- ziehen, L 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0155"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hauptbeſchreibung erſten Theils viertes Buch.</hi> </fw><lb/> <cb n="165"/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Die wahrhafte Beſchreibung<lb/> der Quinquina.</hi> </head><lb/> <p>Die <hi rendition="#fr">Quinquina</hi> iſt die Rinde eines<lb/> Baumes, der in der Peruvianiſchen<lb/> Landſchaft <hi rendition="#fr">Quito,</hi> auf den Bergen<lb/> bey der Stadt <hi rendition="#fr">Loxa</hi> waͤchſt. Dieſer<lb/><note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 116.</note>Baum iſt bey nahe ſo groß, als ein<lb/> Kirſchbaum, hat runde, zackichte Blaͤt-<lb/> ter, traͤgt eine lange rundlichte Blume,<lb/> daraus entſtehet eine Art Schoten, in<lb/> denen ein Kern, wie eine Mandel, platt<lb/> und weiß, mit einer gantz geringen<lb/> Schale bedecket, zu finden. Die <hi rendition="#fr">Quin-<lb/> quina,</hi> die zu unterſt an den Gebirgen<lb/> waͤchſt, iſt die dickſte, weil ſie die aller-<lb/> meiſte Nahrung aus der Erde zeucht;<lb/> ihre Rinde iſt platt, von auſſen weißlicht-<lb/> grau, inwendig licht-tannetbraun. Die<lb/> oben auf den Bergen waͤchſt, derſelben<lb/> Rinde iſt viel zaͤrter, doch iſt ſie rauher,<lb/> auswendig viel braͤuner, inwendig einer<lb/> gantz hohen Farbe. Die Baͤume aber,<lb/> die mitten auf dieſen Gebirgen wachſen,<lb/> haben eine noch viel braͤunere aufge-<lb/> ſprungene Rinde: doch alle mit einan-<lb/> der ſind bitter, wiewohl die unten an den<lb/> Bergen wachſen, nicht ſo ſehr, als wie<lb/> die andern.</p><lb/> <p>Hieraus nun folget, daß diejenige<lb/><hi rendition="#fr">Quinquina,</hi> die an niedrigen Orten<lb/> waͤchſt, die ſchlechteſte ſey, weil ſie mit<lb/> allzu viel irdiſchen und waͤßrichten<lb/> Theilgen uͤberladen, hergegen ſey die-<lb/> jenige, die zu oberſt waͤchſt, viel beſſer;<lb/> die allerbeſte aber, die mitten auf den<lb/> Bergen waͤchſt, indem ſie weder zu viel,<lb/> noch zu wenig Nahrung hat.</p><lb/> <p>Es giebt noch eine Gattung Quin-<lb/> quina, welche von dem Berge <hi rendition="#fr">Potoſi</hi><lb/> kommt, und viel braͤuner, aromatiſcher<lb/> und bitterer iſt, weder die vorhergehen-<lb/> den: ſie iſt aber auch viel rarer.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#fr">Quinquina</hi> ſoll, ohne die andern<lb/> Beſchaffenheiten, die man an ihr be-<lb/> mercket, ſchwer ſeyn, eines dichten We-<lb/> ſens, trucken und derb: ſo muß man<lb/> auch Acht haben, daß ſie nicht verfaulet,<lb/> oder vom Waſſer durchzogen ſey, oder<lb/> ſtaubicht, wenn man ſie zerbricht, oder<lb/> voll Unrath und kleiner Stuͤcklein, der-<lb/> gleichen ſich gemeiniglich an den Boden<lb/> der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Cerons,</hi></hi> darinne ſie kommt, befindet.<lb/> Desgleichen ſoll derjenigen der Vorzug<lb/> gelaſſen werden, welche aus kleinen zar-<lb/> ten Rinden beſtehet, die auſſenher<lb/><cb n="166"/> ſchwaͤrtzlicht ſind, und hoͤckricht, wie das<lb/> Chagrinleder, mit etwas Moos oder<lb/> kleinen Blaͤttlein des Farnkrautes be-<lb/> ſtreuet, inwendig roͤthlicht, eines gar<lb/> bittern unangenehmen Geſchmacks.<lb/> Dagegen ſoll man die verwerffen, wel-<lb/> che faſicht iſt, wenn ſie zerbrochen wird,<lb/> und leibfarben ſiehet, eben ſo wohl als<lb/> diejenige, welche zimmtfarben iſt, ob<lb/> ſie gleich von denen, die eine ſchlechte<lb/> Wiſſenſchaft davon haben, weit hoͤher<lb/> geachtet, und denen andern vorgezogen<lb/> wird, weil ſie viel beſſeres Kauffs iſt,<lb/> denn die ſchwartze. Auch mag man zu-<lb/> ſehen, daß keine Spaͤne vom Baume,<lb/> die oftmahls an der Rinde behangen<lb/> bleiben, darunter gemiſchet ſind.</p><lb/> <p>Dieſe Rinde wurde erſt im Jahr<lb/> 1650. durch den <hi rendition="#fr">Cardinal Lugo,</hi> ei-<lb/> nen Jeſuiten, der ſie ſelbſt aus <hi rendition="#fr">Peru</hi><lb/> gebracht, in Franckreich eingefuͤhret,<lb/> und war in ſo groſſem Anſehen, daß man<lb/> ſie gegen gleich ſo ſchwer Gold aufwoge:<lb/> allein die Menge, welche die Spanier<lb/> und wir aus <hi rendition="#fr">Peru</hi> kommen laſſen, hat<lb/> ihren Preiß um ein gutes vermindert.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#fr">Quinquina</hi> wird zu Vertrei-<lb/> bung der <hi rendition="#fr">Fieber</hi> gebraucht, ſie mag nun<lb/><hi rendition="#aq">in ſubſtantia</hi> oder <hi rendition="#aq">in infuſo</hi> gebrauchet<lb/> werden. Weil es aber ein Mittel, das<lb/> noch nicht von iederman an- und aufge-<lb/> nommen worden, auch nicht, als zu rech-<lb/> ter Zeit, mit Nutzen kan gebrauchet<lb/> werden, deswegen rathe ich niemand,<lb/> es ohne Beyſtand erfahrner Leute zu<lb/> gebrauchen.</p><lb/> <p>Die hohe Eigenſchaft, welche die <hi rendition="#fr">Spa-<lb/> nier</hi> der <hi rendition="#fr">Quinquina</hi> in Veꝛtreibung des<lb/> Fiebers zugeſchrieben, hat verurſachet,<lb/> daß ſie ihr ſowohl, als dem Holtze, den<lb/> Namen <hi rendition="#fr">Palo de Calenturas,</hi> d. i. <hi rendition="#fr">Fie-<lb/> berholtz,</hi> gegeben.</p><lb/> <p>Was die <hi rendition="#fr">Quinquina,</hi> die <hi rendition="#fr">geſtoſſen</hi><lb/> gekaufft wird, betrifft, davon kan ich<lb/> keinen beſſern Bericht geben, als daß<lb/> man ſie bey rechtſchaffenen Leuten kauf-<lb/> fe, und nicht auf den Preiß ſehe; doch<lb/> muß ſie durch ein zartes Sieb geſtaͤu-<lb/> bet ſeyn.</p><lb/> <p>Aus der <hi rendition="#fr">Quinquina</hi> wird mit diſtil-<lb/> lirtem Nußoͤl uͤbern Feuer ein Extract<note place="right"><hi rendition="#aq">Extractum</hi><lb/> und</note><lb/> gemacht, der ein trefflich <hi rendition="#aq">febrifugum,</hi><lb/> Mittel wider das Fieber iſt, von 12. bis<lb/> zu 30. Gran, als Pillen, oder in Wein<lb/> zerlaſſen, eingenommen.</p><lb/> <p>Auch kan man ein <hi rendition="#aq">Sal fixum</hi> daraus<note place="right"><hi rendition="#aq">Sal Quinqui-<lb/> næ.</hi></note><lb/> <fw place="bottom" type="sig">L 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ziehen,</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0155]
Hauptbeſchreibung erſten Theils viertes Buch.
Die wahrhafte Beſchreibung
der Quinquina.
Die Quinquina iſt die Rinde eines
Baumes, der in der Peruvianiſchen
Landſchaft Quito, auf den Bergen
bey der Stadt Loxa waͤchſt. Dieſer
Baum iſt bey nahe ſo groß, als ein
Kirſchbaum, hat runde, zackichte Blaͤt-
ter, traͤgt eine lange rundlichte Blume,
daraus entſtehet eine Art Schoten, in
denen ein Kern, wie eine Mandel, platt
und weiß, mit einer gantz geringen
Schale bedecket, zu finden. Die Quin-
quina, die zu unterſt an den Gebirgen
waͤchſt, iſt die dickſte, weil ſie die aller-
meiſte Nahrung aus der Erde zeucht;
ihre Rinde iſt platt, von auſſen weißlicht-
grau, inwendig licht-tannetbraun. Die
oben auf den Bergen waͤchſt, derſelben
Rinde iſt viel zaͤrter, doch iſt ſie rauher,
auswendig viel braͤuner, inwendig einer
gantz hohen Farbe. Die Baͤume aber,
die mitten auf dieſen Gebirgen wachſen,
haben eine noch viel braͤunere aufge-
ſprungene Rinde: doch alle mit einan-
der ſind bitter, wiewohl die unten an den
Bergen wachſen, nicht ſo ſehr, als wie
die andern.
Siehe Fig. 116.
Hieraus nun folget, daß diejenige
Quinquina, die an niedrigen Orten
waͤchſt, die ſchlechteſte ſey, weil ſie mit
allzu viel irdiſchen und waͤßrichten
Theilgen uͤberladen, hergegen ſey die-
jenige, die zu oberſt waͤchſt, viel beſſer;
die allerbeſte aber, die mitten auf den
Bergen waͤchſt, indem ſie weder zu viel,
noch zu wenig Nahrung hat.
Es giebt noch eine Gattung Quin-
quina, welche von dem Berge Potoſi
kommt, und viel braͤuner, aromatiſcher
und bitterer iſt, weder die vorhergehen-
den: ſie iſt aber auch viel rarer.
Die Quinquina ſoll, ohne die andern
Beſchaffenheiten, die man an ihr be-
mercket, ſchwer ſeyn, eines dichten We-
ſens, trucken und derb: ſo muß man
auch Acht haben, daß ſie nicht verfaulet,
oder vom Waſſer durchzogen ſey, oder
ſtaubicht, wenn man ſie zerbricht, oder
voll Unrath und kleiner Stuͤcklein, der-
gleichen ſich gemeiniglich an den Boden
der Cerons, darinne ſie kommt, befindet.
Desgleichen ſoll derjenigen der Vorzug
gelaſſen werden, welche aus kleinen zar-
ten Rinden beſtehet, die auſſenher
ſchwaͤrtzlicht ſind, und hoͤckricht, wie das
Chagrinleder, mit etwas Moos oder
kleinen Blaͤttlein des Farnkrautes be-
ſtreuet, inwendig roͤthlicht, eines gar
bittern unangenehmen Geſchmacks.
Dagegen ſoll man die verwerffen, wel-
che faſicht iſt, wenn ſie zerbrochen wird,
und leibfarben ſiehet, eben ſo wohl als
diejenige, welche zimmtfarben iſt, ob
ſie gleich von denen, die eine ſchlechte
Wiſſenſchaft davon haben, weit hoͤher
geachtet, und denen andern vorgezogen
wird, weil ſie viel beſſeres Kauffs iſt,
denn die ſchwartze. Auch mag man zu-
ſehen, daß keine Spaͤne vom Baume,
die oftmahls an der Rinde behangen
bleiben, darunter gemiſchet ſind.
Dieſe Rinde wurde erſt im Jahr
1650. durch den Cardinal Lugo, ei-
nen Jeſuiten, der ſie ſelbſt aus Peru
gebracht, in Franckreich eingefuͤhret,
und war in ſo groſſem Anſehen, daß man
ſie gegen gleich ſo ſchwer Gold aufwoge:
allein die Menge, welche die Spanier
und wir aus Peru kommen laſſen, hat
ihren Preiß um ein gutes vermindert.
Die Quinquina wird zu Vertrei-
bung der Fieber gebraucht, ſie mag nun
in ſubſtantia oder in infuſo gebrauchet
werden. Weil es aber ein Mittel, das
noch nicht von iederman an- und aufge-
nommen worden, auch nicht, als zu rech-
ter Zeit, mit Nutzen kan gebrauchet
werden, deswegen rathe ich niemand,
es ohne Beyſtand erfahrner Leute zu
gebrauchen.
Die hohe Eigenſchaft, welche die Spa-
nier der Quinquina in Veꝛtreibung des
Fiebers zugeſchrieben, hat verurſachet,
daß ſie ihr ſowohl, als dem Holtze, den
Namen Palo de Calenturas, d. i. Fie-
berholtz, gegeben.
Was die Quinquina, die geſtoſſen
gekaufft wird, betrifft, davon kan ich
keinen beſſern Bericht geben, als daß
man ſie bey rechtſchaffenen Leuten kauf-
fe, und nicht auf den Preiß ſehe; doch
muß ſie durch ein zartes Sieb geſtaͤu-
bet ſeyn.
Aus der Quinquina wird mit diſtil-
lirtem Nußoͤl uͤbern Feuer ein Extract
gemacht, der ein trefflich febrifugum,
Mittel wider das Fieber iſt, von 12. bis
zu 30. Gran, als Pillen, oder in Wein
zerlaſſen, eingenommen.
Extractum
und
Auch kan man ein Sal fixum daraus
ziehen,
Sal Quinqui-
næ.
L 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |