Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Spezereyen und Materialien
Das drey und viertzigste Capitel.
Vom braunen Zucker.
[Spaltenumbruch]

SUcre de la Chypre ist eine Gattung Mus-
covad, eben wie die Cassonade formi-
ret, und aus dem Syrup des Zuckers
von 7. Pfund bereitet. Er soll röthlicht
grau sehen, recht trucken seyn, und nicht
sehr brandicht schmecken; denn man fin-
det solchen, welcher dermassen feuchte ist,
und so gar brandicht schmeckt, daß er fast
unmöglich zu gebrauchen.

Dieser Zucker war vor diesem sehr im
Gebrauch, und wurde, an statt des Cry-
stalli mineralis
in die Clystire gethan: an-
ietzo aber brauchen ihn die Apothecker
zu ihren Syrupen, weil er bessers Kauffs
ist, sie auch vermeinen, er sey die Ma-
terie, daraus der Zucker gemachet wer-
de; wie solches unterschiedene Autores
aufgezeichnet. Allein es ist wider alle
Vernunft, denn es blos ein solcher Zu-
cker ist, der nicht kan weiß und zu Bro-
den gemachet werden. Dieses solten
sich alle Apothecker gesaget seyn lassen,
und diesen Zucker nicht ferner gebrau-
chen, denn er taug durchaus nicht, daß
ihn ein Mensch in seinen Leib einnehme,
weil er so übel schmeckt, und alle Sachen,
die sie damit bereiten, stets häßlich und
garstig sind, ob sie gleich noch so grosse
Mühe daran spendiren. Wolten sie
aber ja ihrer Beutel schonen, möchten
sie doch nur den grauen Muscovad an
jenes Stelle nehmen, sodann könten sie
schweren, ihre Sachen wären mit der-
jenigen Materie zugerichtet, aus welcher
der Zucker gemachet wird. Welche die-
[Spaltenumbruch] sen Muscovad recht wohl zu läutern
wissen, dieselben werden damit eben so
schöne rothe Syrupe bereiten können,
als wenn sie den gemeinen Zucker, oder
den Zucker von 7. Pfund dazu genom-
men hätten. Die Pfefferküchler und
Oblatenbecker verthun dieses Zuckers
sehr viel.

Aller Syrup vom braunen Farin/Syrup.
auf Frantzösisch Doucette, Mallasses und
Syrup de Sucre soll noch vielmehr verworf-
fen werden, denn es nur der schmierichte
Syrup vom braunen Farin ist, welcher
niemahls gestehen wird, auch zu gar
nichts nicht, sonderlich zur Artzney, sol-
te angewendet werden. Allein dieses
beobachten ihrer viele gar schlecht, son-
dern machen immer zu ihre Syrupe und
Lattwergen damit an, dahero auch kein
Wunder, daß es so viel solcher Leute gie-
bet, die dergleichen compositiones verfer-
tigen, und dennoch diese ihre Wahre
spottwohlfeil geben. Uberdiß wird sehr
viel dieses Syrups oder Malasses nach
Holland versendet, allwo sie den Ta-
bac mit anschmieren, oder ihn den ar-
men Leuten, die ihn an statt des Zuckers
gebrauchen, verkauffen. So haben
mich auch etliche berichten wollen, daß
man aus der Doucette oder dem Syrup
ein Aqvavit und Branntwein machen
könne, welches ich aber nicht versucht:
doch mit dem Moscovad läßt sichs thun,
und dieser Branntwein berauscht so
sehr, als immermehr der Wein.

[Ende Spaltensatz]
Das vier und viertzigste Capitel.
Vom weissen Zuckerkant.
[Spaltenumbruch]

DEr Zuckerkant wird aus der weis-
sen Brasilianischen Cassonade und
weissen Zucker gemacht, welche unter
einander geschmoltzen, und so lange ge-
kochet werden, bis er als grosse Perlen
stehet: alsdann wird er in küpferne
Pfannen geschüttet, in denen kleine
Stöcklein liegen, damit sich der Zucker
dran lege, und cantisire, welches inner-
halb vierzehen Tagen in der Treugestu-
ben geschicht. Jndessen muß das Feu-
er, welches wohl zu mercken, allezeit
gleich erhalten werden. Hernach wird
er aus der Treugestube gethan, damit
[Spaltenumbruch] er völlig austrieffe und trockne, darauf
in Büchsen gelegt, und zum Gebrauch
aufbehalten.

Man soll diesen Zucker erwehlen,
wenn er fein weiß, trucken, klar und
durchsichtig ist. Der schönste, den wir
haben, kommt aus Holland, und ist
das Pfund allezeit um vier bis fünff
Sols theurer, weder der, welcher von
Tours, Orleans/ Paris, oder anders-
wo herkommt.

Dieser Zucker wird zu Anfeuchtung
der Brust, und zu Vertreibung des
Hustens dienlich erachtet.

[Ende Spaltensatz]
Das
Der Spezereyen und Materialien
Das drey und viertzigſte Capitel.
Vom braunen Zucker.
[Spaltenumbruch]

SUcre de la Chypre iſt eine Gattung Muſ-
covad, eben wie die Caſſonade formi-
ret, und aus dem Syrup des Zuckers
von 7. Pfund bereitet. Er ſoll roͤthlicht
grau ſehen, recht trucken ſeyn, und nicht
ſehr brandicht ſchmecken; denn man fin-
det ſolchen, welcher dermaſſen feuchte iſt,
und ſo gar brandicht ſchmeckt, daß er faſt
unmoͤglich zu gebrauchen.

Dieſer Zucker war vor dieſem ſehr im
Gebrauch, und wurde, an ſtatt des Cry-
ſtalli mineralis
in die Clyſtire gethan: an-
ietzo aber brauchen ihn die Apothecker
zu ihren Syrupen, weil er beſſers Kauffs
iſt, ſie auch vermeinen, er ſey die Ma-
terie, daraus der Zucker gemachet wer-
de; wie ſolches unterſchiedene Autores
aufgezeichnet. Allein es iſt wider alle
Vernunft, denn es blos ein ſolcher Zu-
cker iſt, der nicht kan weiß und zu Bro-
den gemachet werden. Dieſes ſolten
ſich alle Apothecker geſaget ſeyn laſſen,
und dieſen Zucker nicht ferner gebrau-
chen, denn er taug durchaus nicht, daß
ihn ein Menſch in ſeinen Leib einnehme,
weil er ſo uͤbel ſchmeckt, und alle Sachen,
die ſie damit bereiten, ſtets haͤßlich und
garſtig ſind, ob ſie gleich noch ſo groſſe
Muͤhe daran ſpendiren. Wolten ſie
aber ja ihrer Beutel ſchonen, moͤchten
ſie doch nur den grauen Muſcovad an
jenes Stelle nehmen, ſodann koͤnten ſie
ſchweren, ihre Sachen waͤren mit der-
jenigen Materie zugerichtet, aus welcher
der Zucker gemachet wird. Welche die-
[Spaltenumbruch] ſen Muſcovad recht wohl zu laͤutern
wiſſen, dieſelben werden damit eben ſo
ſchoͤne rothe Syrupe bereiten koͤnnen,
als wenn ſie den gemeinen Zucker, oder
den Zucker von 7. Pfund dazu genom-
men haͤtten. Die Pfefferkuͤchler und
Oblatenbecker verthun dieſes Zuckers
ſehr viel.

Aller Syrup vom braunen Farin/Syrup.
auf Frantzoͤſiſch Doucette, Mallaſſes und
Syrup de Sucre ſoll noch vielmehr verworf-
fen werden, denn es nur der ſchmierichte
Syrup vom braunen Farin iſt, welcher
niemahls geſtehen wird, auch zu gar
nichts nicht, ſonderlich zur Artzney, ſol-
te angewendet werden. Allein dieſes
beobachten ihrer viele gar ſchlecht, ſon-
dern machen immer zu ihre Syrupe und
Lattwergen damit an, dahero auch kein
Wunder, daß es ſo viel ſolcher Leute gie-
bet, die dergleichen compoſitiones verfer-
tigen, und dennoch dieſe ihre Wahre
ſpottwohlfeil geben. Uberdiß wird ſehr
viel dieſes Syrups oder Malaſſes nach
Holland verſendet, allwo ſie den Ta-
bac mit anſchmieren, oder ihn den ar-
men Leuten, die ihn an ſtatt des Zuckers
gebrauchen, verkauffen. So haben
mich auch etliche berichten wollen, daß
man aus der Doucette oder dem Syrup
ein Aqvavit und Branntwein machen
koͤnne, welches ich aber nicht verſucht:
doch mit dem Moſcovad laͤßt ſichs thun,
und dieſer Branntwein berauſcht ſo
ſehr, als immermehr der Wein.

[Ende Spaltensatz]
Das vier und viertzigſte Capitel.
Vom weiſſen Zuckerkant.
[Spaltenumbruch]

DEr Zuckerkant wird aus der weiſ-
ſen Braſilianiſchen Caſſonade und
weiſſen Zucker gemacht, welche unter
einander geſchmoltzen, und ſo lange ge-
kochet werden, bis er als groſſe Perlen
ſtehet: alsdann wird er in kuͤpferne
Pfannen geſchuͤttet, in denen kleine
Stoͤcklein liegen, damit ſich der Zucker
dran lege, und cantiſire, welches inner-
halb vierzehen Tagen in der Treugeſtu-
ben geſchicht. Jndeſſen muß das Feu-
er, welches wohl zu mercken, allezeit
gleich erhalten werden. Hernach wird
er aus der Treugeſtube gethan, damit
[Spaltenumbruch] er voͤllig austrieffe und trockne, darauf
in Buͤchſen gelegt, und zum Gebrauch
aufbehalten.

Man ſoll dieſen Zucker erwehlen,
wenn er fein weiß, trucken, klar und
durchſichtig iſt. Der ſchoͤnſte, den wir
haben, kommt aus Holland, und iſt
das Pfund allezeit um vier bis fuͤnff
Sols theurer, weder der, welcher von
Tours, Orleans/ Paris, oder anders-
wo herkommt.

Dieſer Zucker wird zu Anfeuchtung
der Bruſt, und zu Vertreibung des
Huſtens dienlich erachtet.

[Ende Spaltensatz]
Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0120"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Spezereyen und Materialien</hi> </fw><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das drey und viertzig&#x017F;te Capitel.<lb/>
Vom braunen Zucker.</hi> </head><lb/>
              <cb n="115"/>
              <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">S</hi><hi rendition="#i">Ucre de la Chypre</hi></hi> i&#x017F;t eine Gattung Mu&#x017F;-<lb/>
covad, eben wie die Ca&#x017F;&#x017F;onade formi-<lb/>
ret, und aus dem Syrup des Zuckers<lb/>
von 7. Pfund bereitet. Er &#x017F;oll ro&#x0364;thlicht<lb/>
grau &#x017F;ehen, recht trucken &#x017F;eyn, und nicht<lb/>
&#x017F;ehr brandicht &#x017F;chmecken; denn man fin-<lb/>
det &#x017F;olchen, welcher derma&#x017F;&#x017F;en feuchte i&#x017F;t,<lb/>
und &#x017F;o gar brandicht &#x017F;chmeckt, daß er fa&#x017F;t<lb/>
unmo&#x0364;glich zu gebrauchen.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;er Zucker war vor die&#x017F;em &#x017F;ehr im<lb/>
Gebrauch, und wurde, an &#x017F;tatt des <hi rendition="#aq">Cry-<lb/>
&#x017F;talli mineralis</hi> in die Cly&#x017F;tire gethan: an-<lb/>
ietzo aber brauchen ihn die Apothecker<lb/>
zu ihren Syrupen, weil er be&#x017F;&#x017F;ers Kauffs<lb/>
i&#x017F;t, &#x017F;ie auch vermeinen, er &#x017F;ey die Ma-<lb/>
terie, daraus der Zucker gemachet wer-<lb/>
de; wie &#x017F;olches unter&#x017F;chiedene <hi rendition="#aq">Autores</hi><lb/>
aufgezeichnet. Allein es i&#x017F;t wider alle<lb/>
Vernunft, denn es blos ein &#x017F;olcher Zu-<lb/>
cker i&#x017F;t, der nicht kan weiß und zu Bro-<lb/>
den gemachet werden. Die&#x017F;es &#x017F;olten<lb/>
&#x017F;ich alle Apothecker ge&#x017F;aget &#x017F;eyn la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und die&#x017F;en Zucker nicht ferner gebrau-<lb/>
chen, denn er taug durchaus nicht, daß<lb/>
ihn ein Men&#x017F;ch in &#x017F;einen Leib einnehme,<lb/>
weil er &#x017F;o u&#x0364;bel &#x017F;chmeckt, und alle Sachen,<lb/>
die &#x017F;ie damit bereiten, &#x017F;tets ha&#x0364;ßlich und<lb/>
gar&#x017F;tig &#x017F;ind, ob &#x017F;ie gleich noch &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Mu&#x0364;he daran &#x017F;pendiren. Wolten &#x017F;ie<lb/>
aber ja ihrer Beutel &#x017F;chonen, mo&#x0364;chten<lb/>
&#x017F;ie doch nur den grauen Mu&#x017F;covad an<lb/>
jenes Stelle nehmen, &#x017F;odann ko&#x0364;nten &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;chweren, ihre Sachen wa&#x0364;ren mit der-<lb/>
jenigen Materie zugerichtet, aus welcher<lb/>
der Zucker gemachet wird. Welche die-<lb/><cb n="116"/>
&#x017F;en Mu&#x017F;covad recht wohl zu la&#x0364;utern<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en, die&#x017F;elben werden damit eben &#x017F;o<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ne rothe Syrupe bereiten ko&#x0364;nnen,<lb/>
als wenn &#x017F;ie den gemeinen Zucker, oder<lb/>
den Zucker von 7. Pfund dazu genom-<lb/>
men ha&#x0364;tten. Die Pfefferku&#x0364;chler und<lb/>
Oblatenbecker verthun die&#x017F;es Zuckers<lb/>
&#x017F;ehr viel.</p><lb/>
              <p>Aller Syrup vom <hi rendition="#fr">braunen Farin/</hi><note place="right">Syrup.</note><lb/>
auf Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Doucette, Malla&#x017F;&#x017F;es</hi></hi> und<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Syrup de Sucre</hi></hi> &#x017F;oll noch vielmehr verworf-<lb/>
fen werden, denn es nur der &#x017F;chmierichte<lb/>
Syrup vom braunen Farin i&#x017F;t, welcher<lb/>
niemahls ge&#x017F;tehen wird, auch zu gar<lb/>
nichts nicht, &#x017F;onderlich zur Artzney, &#x017F;ol-<lb/>
te angewendet werden. Allein die&#x017F;es<lb/>
beobachten ihrer viele gar &#x017F;chlecht, &#x017F;on-<lb/>
dern machen immer zu ihre Syrupe und<lb/>
Lattwergen damit an, dahero auch kein<lb/>
Wunder, daß es &#x017F;o viel &#x017F;olcher Leute gie-<lb/>
bet, die dergleichen <hi rendition="#aq">compo&#x017F;itiones</hi> verfer-<lb/>
tigen, und dennoch die&#x017F;e ihre Wahre<lb/>
&#x017F;pottwohlfeil geben. Uberdiß wird &#x017F;ehr<lb/>
viel die&#x017F;es Syrups oder <hi rendition="#aq">Mala&#x017F;&#x017F;es</hi> nach<lb/><hi rendition="#fr">Holland</hi> ver&#x017F;endet, allwo &#x017F;ie den Ta-<lb/>
bac mit an&#x017F;chmieren, oder ihn den ar-<lb/>
men Leuten, die ihn an &#x017F;tatt des Zuckers<lb/>
gebrauchen, verkauffen. So haben<lb/>
mich auch etliche berichten wollen, daß<lb/>
man aus der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Doucette</hi></hi> oder dem Syrup<lb/>
ein Aqvavit und Branntwein machen<lb/>
ko&#x0364;nne, welches ich aber nicht ver&#x017F;ucht:<lb/>
doch mit dem Mo&#x017F;covad la&#x0364;ßt &#x017F;ichs thun,<lb/>
und die&#x017F;er Branntwein berau&#x017F;cht &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ehr, als immermehr der Wein.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das vier und viertzig&#x017F;te Capitel.<lb/>
Vom wei&#x017F;&#x017F;en Zuckerkant.</hi> </head><lb/>
              <cb n="115"/>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>Er <hi rendition="#fr">Zuckerkant</hi> wird aus der wei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Bra&#x017F;iliani&#x017F;chen Ca&#x017F;&#x017F;onade und<lb/>
wei&#x017F;&#x017F;en Zucker gemacht, welche unter<lb/>
einander ge&#x017F;chmoltzen, und &#x017F;o lange ge-<lb/>
kochet werden, bis er als gro&#x017F;&#x017F;e Perlen<lb/>
&#x017F;tehet: alsdann wird er in ku&#x0364;pferne<lb/>
Pfannen ge&#x017F;chu&#x0364;ttet, in denen kleine<lb/>
Sto&#x0364;cklein liegen, damit &#x017F;ich der Zucker<lb/>
dran lege, und canti&#x017F;ire, welches inner-<lb/>
halb vierzehen Tagen in der Treuge&#x017F;tu-<lb/>
ben ge&#x017F;chicht. Jnde&#x017F;&#x017F;en muß das Feu-<lb/>
er, welches wohl zu mercken, allezeit<lb/>
gleich erhalten werden. Hernach wird<lb/>
er aus der Treuge&#x017F;tube gethan, damit<lb/><cb n="116"/>
er vo&#x0364;llig austrieffe und trockne, darauf<lb/>
in Bu&#x0364;ch&#x017F;en gelegt, und zum Gebrauch<lb/>
aufbehalten.</p><lb/>
              <p>Man &#x017F;oll die&#x017F;en Zucker erwehlen,<lb/>
wenn er fein weiß, trucken, klar und<lb/>
durch&#x017F;ichtig i&#x017F;t. Der &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te, den wir<lb/>
haben, kommt aus <hi rendition="#fr">Holland,</hi> und i&#x017F;t<lb/>
das Pfund allezeit um vier bis fu&#x0364;nff<lb/>
Sols theurer, weder der, welcher von<lb/><hi rendition="#fr">Tours, Orleans/ Paris,</hi> oder anders-<lb/>
wo herkommt.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;er Zucker wird zu Anfeuchtung<lb/>
der <hi rendition="#fr">Bru&#x017F;t,</hi> und zu Vertreibung des<lb/><hi rendition="#fr">Hu&#x017F;tens</hi> dienlich erachtet.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Das</hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0120] Der Spezereyen und Materialien Das drey und viertzigſte Capitel. Vom braunen Zucker. SUcre de la Chypre iſt eine Gattung Muſ- covad, eben wie die Caſſonade formi- ret, und aus dem Syrup des Zuckers von 7. Pfund bereitet. Er ſoll roͤthlicht grau ſehen, recht trucken ſeyn, und nicht ſehr brandicht ſchmecken; denn man fin- det ſolchen, welcher dermaſſen feuchte iſt, und ſo gar brandicht ſchmeckt, daß er faſt unmoͤglich zu gebrauchen. Dieſer Zucker war vor dieſem ſehr im Gebrauch, und wurde, an ſtatt des Cry- ſtalli mineralis in die Clyſtire gethan: an- ietzo aber brauchen ihn die Apothecker zu ihren Syrupen, weil er beſſers Kauffs iſt, ſie auch vermeinen, er ſey die Ma- terie, daraus der Zucker gemachet wer- de; wie ſolches unterſchiedene Autores aufgezeichnet. Allein es iſt wider alle Vernunft, denn es blos ein ſolcher Zu- cker iſt, der nicht kan weiß und zu Bro- den gemachet werden. Dieſes ſolten ſich alle Apothecker geſaget ſeyn laſſen, und dieſen Zucker nicht ferner gebrau- chen, denn er taug durchaus nicht, daß ihn ein Menſch in ſeinen Leib einnehme, weil er ſo uͤbel ſchmeckt, und alle Sachen, die ſie damit bereiten, ſtets haͤßlich und garſtig ſind, ob ſie gleich noch ſo groſſe Muͤhe daran ſpendiren. Wolten ſie aber ja ihrer Beutel ſchonen, moͤchten ſie doch nur den grauen Muſcovad an jenes Stelle nehmen, ſodann koͤnten ſie ſchweren, ihre Sachen waͤren mit der- jenigen Materie zugerichtet, aus welcher der Zucker gemachet wird. Welche die- ſen Muſcovad recht wohl zu laͤutern wiſſen, dieſelben werden damit eben ſo ſchoͤne rothe Syrupe bereiten koͤnnen, als wenn ſie den gemeinen Zucker, oder den Zucker von 7. Pfund dazu genom- men haͤtten. Die Pfefferkuͤchler und Oblatenbecker verthun dieſes Zuckers ſehr viel. Aller Syrup vom braunen Farin/ auf Frantzoͤſiſch Doucette, Mallaſſes und Syrup de Sucre ſoll noch vielmehr verworf- fen werden, denn es nur der ſchmierichte Syrup vom braunen Farin iſt, welcher niemahls geſtehen wird, auch zu gar nichts nicht, ſonderlich zur Artzney, ſol- te angewendet werden. Allein dieſes beobachten ihrer viele gar ſchlecht, ſon- dern machen immer zu ihre Syrupe und Lattwergen damit an, dahero auch kein Wunder, daß es ſo viel ſolcher Leute gie- bet, die dergleichen compoſitiones verfer- tigen, und dennoch dieſe ihre Wahre ſpottwohlfeil geben. Uberdiß wird ſehr viel dieſes Syrups oder Malaſſes nach Holland verſendet, allwo ſie den Ta- bac mit anſchmieren, oder ihn den ar- men Leuten, die ihn an ſtatt des Zuckers gebrauchen, verkauffen. So haben mich auch etliche berichten wollen, daß man aus der Doucette oder dem Syrup ein Aqvavit und Branntwein machen koͤnne, welches ich aber nicht verſucht: doch mit dem Moſcovad laͤßt ſichs thun, und dieſer Branntwein berauſcht ſo ſehr, als immermehr der Wein. Syrup. Das vier und viertzigſte Capitel. Vom weiſſen Zuckerkant. DEr Zuckerkant wird aus der weiſ- ſen Braſilianiſchen Caſſonade und weiſſen Zucker gemacht, welche unter einander geſchmoltzen, und ſo lange ge- kochet werden, bis er als groſſe Perlen ſtehet: alsdann wird er in kuͤpferne Pfannen geſchuͤttet, in denen kleine Stoͤcklein liegen, damit ſich der Zucker dran lege, und cantiſire, welches inner- halb vierzehen Tagen in der Treugeſtu- ben geſchicht. Jndeſſen muß das Feu- er, welches wohl zu mercken, allezeit gleich erhalten werden. Hernach wird er aus der Treugeſtube gethan, damit er voͤllig austrieffe und trockne, darauf in Buͤchſen gelegt, und zum Gebrauch aufbehalten. Man ſoll dieſen Zucker erwehlen, wenn er fein weiß, trucken, klar und durchſichtig iſt. Der ſchoͤnſte, den wir haben, kommt aus Holland, und iſt das Pfund allezeit um vier bis fuͤnff Sols theurer, weder der, welcher von Tours, Orleans/ Paris, oder anders- wo herkommt. Dieſer Zucker wird zu Anfeuchtung der Bruſt, und zu Vertreibung des Huſtens dienlich erachtet. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/120
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/120>, abgerufen am 21.12.2024.