Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
iedwede einen Samen hinter sich, mitdrey ziemlich scharffen Ecken. Caspar Bauhin nennet diese Sorte bistorta major, radice magis intorta, die Natter- wurtz mit gar sehr gekrümmter Wurtzel. Die Schlangen- oder Natter- Man soll aber die erwehlen, die da Das sechs und zwantzigste Capitel. [Spaltenumbruch]
Von der Osterluzey. WJr verkauffen insgemein drey Die runde Osterluzey hat eine run- Der langen Osterluzey Wurtzel Die Osterluzey, welche Johann Der
Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
iedwede einen Samen hinter ſich, mitdrey ziemlich ſcharffen Ecken. Caſpar Bauhin nennet dieſe Sorte biſtorta major, radice magis intorta, die Natter- wurtz mit gar ſehr gekruͤmmter Wurtzel. Die Schlangen- oder Natter- Man ſoll aber die erwehlen, die da Das ſechs und zwantzigſte Capitel. [Spaltenumbruch]
Von der Oſterluzey. WJr verkauffen insgemein drey Die runde Oſterluzey hat eine run- Der langen Oſterluzey Wurtzel Die Oſterluzey, welche Johann Der
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Der Spezereyen und Materialien
iedwede einen Samen hinter ſich, mit
drey ziemlich ſcharffen Ecken. Caſpar
Bauhin nennet dieſe Sorte biſtorta
major, radice magis intorta, die Natter-
wurtz mit gar ſehr gekruͤmmter
Wurtzel.
Die Schlangen- oder Natter-
wurtz waͤchſt auf den Alpen und Py-
renaͤiſchen Gebirgen, wie auch in Au-
vergne, und anderswo. Sie wird in
ſolchen Zufaͤllen gebrauchet, wo adſtrin-
gentia, anhaltende Dinge noͤthig ſind,
z. E. im Durchlauff und Bruͤchen; ſo
iſt ſie auch ein ſtaͤrckend Mittel, und die-
net wider den Gift.
Man ſoll aber die erwehlen, die da
fein friſch und voͤllig iſt, auſſenher braun,
inwendig roͤthlich ſiehet, und in warmen
Laͤndern gewachſen.
Das ſechs und zwantzigſte Capitel.
Von der Oſterluzey.
WJr verkauffen insgemein drey
Sorten Oſterluzey, naͤmlich, die
lange/ die runde/ und die kleine. Auch
giebt es noch eine andere Gattung, Ari-
ſtolochia clematites und ſarmentoſa ge-
nennet: weil wir aber mit dieſer nichts
zu thun haben, ſo will ich auch nichts
weiter von ihr gedencken.
Die runde Oſterluzey hat eine run-
de, knollichte und fleiſchichte Wurtzel,
unterſchiedener Groͤſſe und Dicke; denn
etliche haben bis drey Zoll im Durch-
ſchnitt: ſind irregular, d. i. meh-
rentheils unten breit, und voller Bu-
ckel, faſt wie die Erdnuͤſſe. Dieſe Wur-
tzel, die uͤber die maſſen bitter iſt, ſieht in-
wendig gelblicht, auswendig braun, und
hat keinen unangenehmen Geruch; iſt
ſonſt mit einigen ſubtilen Zaͤſerlein ver-
ſehen. Aus dem oberſten Theile ſchieſ-
ſen viel Stengel hervor, welche ſich einen
Fuß hoch in die Hoͤhe erheben: die Blaͤt-
ter ſitzen Wechſelsweiſe daran, ſind ziem-
lich rund, und haben keine Stiele, ſon-
dern umgeben den Stengel mit dem un-
tern Theile, welcher ausgeſchnitten iſt,
und wie zwey runde Ohren ſiehet. Die
Blumen kommen zwiſchen dem Stengel
und Blaͤttern hervor, ſind als wie kleine
gelbe Roͤhrlein mit anderthalb Zoll lan-
gen Strichen bezeichnet, die von der Mit-
ten an creutzweis durcheinander lauffen,
ſie ſind als wie eine Ochſenzunge ausge-
breitet, und ſehen ſchwartzroth, mehr-
mahls gar Rusfarben; haben aber kei-
nen Geruch. Der Samen iſt ſchwartz,
uͤberaus ſubtil und breit, ſchier drey-
eckigt, und liegt in kleinen Haͤuslein ver-
ſchloſſen, welche zu anfangs gruͤn ſind,
hernach aber, wenn ſie zeitig, braun wer-
den, und der Laͤnge nach in ſechs Zellen
abgetheilet werden.
Der langen Oſterluzey Wurtzel
ſieht einem Rettich gleich, iſt aber viel
dicker und laͤnger, fleiſchicht, bruͤchicht,
braun von auſſen, gelblicht innen, ſehr
bitter, und mit etlichen Zaͤſerlein umge-
ben. Sie hat laͤngere Stengel, als die
runde, welche an der Erde liegen, und
die Blaͤtter ſitzen eben alſo dran, eins
ums andre, wie an der vorigen, ſind aber
nicht ſo rund, und haben einen kleinen
Stiel. Die Blumen ſehen bey nahe,
wie die Blumen der runden Oſterluzey,
hingegen ſind die Fruͤchte, wie eine kleine
Birne, welche ebenfalls in ihren Zellen
gantz platte ſchwartze Samen beſchlieſ-
ſen.
Die Oſterluzey, welche Johann
Bauhin Ariſtolochiam polyrrhizon, die
Oſterluzey mit vielen Wuꝛtzeln nen-
net, und Caſpar Bauhin, Ariſtolochi-
am, dictam Piſtolochia, die Oſterluzey,
welche auch Piſtolochia genennt
wird, iſt unter dieſen Wurtzeln die aller-
kleinſte, und beſtehet aus einer unzehl-
baren Menge ſubtiler gelber Zaͤſerlein,
welche alle an einem faſichten Kopfe
hangen, ſehr bitter ſchmecken, und gar
angenehme riechen. Die Stengel ſind
ſchwanck und zart, liegen an der Erde,
ſind auch ebenmaͤßig wechſelsweiſe mit
kleinen bleichgruͤnen Blaͤttern beſetzt,
die wie ein umgekehrtes Hertz ausſehen.
Zwiſchen den Blaͤttern und Stengeln
wachſen die Bluͤmlein hervor, welche
zwar der runden ihren Blumen gleich
ſehen, dennoch aber viel kleiner ſind,
von Farbe gelblicht, mit untergemiſch-
ter Rusfarbe: es ſind auch die Fruͤchte
viel kleiner. Und dieſe Oſterluzey ver-
kauffen wir unter dem Titel Ariſtolochia
tenuis, die geringe Oſterluzey, ob es
ſchon nicht recht iſt, und das Lateiniſche
Wort tenuis nicht gering, ſondern zart
und ſubtil heißt.
Siehe Fig. 77.
Geringe oder
kleine Oſter-
luzey.
Der
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