Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 5. München, 1875.I. Aufzug. Zimmer. Nacht. Casperl sitzt bei einem Krug Bier am Tisch. Leuchter auf dem Tisch. Casperl. Jetzt sitz ich schon in die Nacht hinein da. Die Grethl ist schon lang in's Bett. Mir ist's seit einiger Zeit so melancholisch-philosophisch. Jch weiß nit, werd' ich gscheit oder werd' ich dumm. Die Leut sagen oft: "Aber der Casperl ist ein dummer Kerl." Und wenn sie das von mir sagen, nachher mein' ich immer, ich bin eigentlich gscheiter als sie. Und wenn's bisweilen heißt: "Aber der Casperl ist doch ein rechter Pfiffikus," nachher komm' ich mir erst recht dumm vor. Gscheit oder dumm -- -- das Gscheitst wär halt doch, wenn ich recht viel Geld hätt' und ich glaub', das denken andere Leut auch. Und die aber recht viel Geld haben, die wißen gar net, was sie mit ihrem Reichthum an- I. Aufzug. Zimmer. Nacht. Casperl ſitzt bei einem Krug Bier am Tiſch. Leuchter auf dem Tiſch. Casperl. Jetzt ſitz ich ſchon in die Nacht hinein da. Die Grethl iſt ſchon lang in’s Bett. Mir iſt’s ſeit einiger Zeit ſo melancholiſch-philoſophiſch. Jch weiß nit, werd’ ich gſcheit oder werd’ ich dumm. Die Leut ſagen oft: „Aber der Casperl iſt ein dummer Kerl.‟ Und wenn ſie das von mir ſagen, nachher mein’ ich immer, ich bin eigentlich gſcheiter als ſie. Und wenn’s bisweilen heißt: „Aber der Casperl iſt doch ein rechter Pfiffikus,‟ nachher komm’ ich mir erſt recht dumm vor. Gſcheit oder dumm — — das Gſcheitſt wär halt doch, wenn ich recht viel Geld hätt’ und ich glaub’, das denken andere Leut auch. Und die aber recht viel Geld haben, die wißen gar net, was ſie mit ihrem Reichthum an- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0141" n="[137]"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Aufzug.</hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Zimmer. Nacht.</hi> </stage><lb/> <stage>Casperl ſitzt bei einem Krug Bier am Tiſch. Leuchter auf dem Tiſch.</stage><lb/> <sp who="#CASPERL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Jetzt ſitz ich ſchon in die Nacht hinein da.<lb/> Die Grethl iſt ſchon lang in’s Bett. Mir iſt’s<lb/> ſeit einiger Zeit ſo melancholiſch-philoſophiſch. Jch<lb/> weiß nit, werd’ ich gſcheit oder werd’ ich dumm.<lb/> Die Leut ſagen oft: „Aber der Casperl iſt ein<lb/> dummer Kerl.‟ Und wenn ſie das von mir ſagen,<lb/> nachher mein’ ich immer, ich bin eigentlich gſcheiter<lb/> als ſie. Und wenn’s bisweilen heißt: „Aber der<lb/> Casperl iſt doch ein rechter Pfiffikus,‟ nachher komm’<lb/> ich mir erſt recht dumm vor. Gſcheit oder dumm<lb/> — — das Gſcheitſt wär halt doch, wenn ich recht<lb/> viel Geld hätt’ und ich glaub’, das denken andere<lb/> Leut auch. Und die aber recht viel Geld haben, die<lb/> wißen gar net, was ſie mit ihrem Reichthum an-<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[137]/0141]
I. Aufzug.
Zimmer. Nacht.
Casperl ſitzt bei einem Krug Bier am Tiſch. Leuchter auf dem Tiſch.
Casperl.
Jetzt ſitz ich ſchon in die Nacht hinein da.
Die Grethl iſt ſchon lang in’s Bett. Mir iſt’s
ſeit einiger Zeit ſo melancholiſch-philoſophiſch. Jch
weiß nit, werd’ ich gſcheit oder werd’ ich dumm.
Die Leut ſagen oft: „Aber der Casperl iſt ein
dummer Kerl.‟ Und wenn ſie das von mir ſagen,
nachher mein’ ich immer, ich bin eigentlich gſcheiter
als ſie. Und wenn’s bisweilen heißt: „Aber der
Casperl iſt doch ein rechter Pfiffikus,‟ nachher komm’
ich mir erſt recht dumm vor. Gſcheit oder dumm
— — das Gſcheitſt wär halt doch, wenn ich recht
viel Geld hätt’ und ich glaub’, das denken andere
Leut auch. Und die aber recht viel Geld haben, die
wißen gar net, was ſie mit ihrem Reichthum an-
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