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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869.

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Kasperl [tritt ein.]
[im hochtragischen Tone.] Ha! Jch weiß nun Alles:
Eine schwarze Kugel -- eine weiße Kugel! Ja wenn
die schwarze Kugel nicht schwarz wäre, so wäre sie
vielleicht weiß. Schwarz oder weiß -- dieß ist das
Loosungswort für den Kampf um den Zauberspiegel.
Wenn ich mich aber gewissermassen und aus ganz
besonderen Ursachen weniger an dem näheren Um-
gang mit dem Riesen Asprian oder wie er heißt zu
betheiligen buabsichtige so -- jetzt Kasperl paß auf
-- so -- Schlipperment
[in gewöhnlichem Tone.] warum
soll denn ich's nit auch probieren, daß ich das Ritter-
fräulein krieg? Aber wie? Könnt' ich nit zum Bei-
spiel durch meine Pfiffigkeit den gewissen Spiegel
da stibitzen, derweil die Ritter so dumm sind, sich mit
dem Kohlenbrenner rumz'raufen? Dieser Gedanke
ist groß: und wenn ich diesen Spiegel gestibitzt
habe, werde ich im ritterlichen Costüm, das ich auch
irgendwo stibitzen kann, den Zauberspiegel in der
Hand, mich vor dem Fräulein hinstürzen und als
ihren Gemahl produziren. Denn sie hat's ja ge-
schworen, daß wer ihr den Spiegel bringt ihr Ge-
mahl wird. Also Courage Kasperl! sei gscheid! Jch
werd morgen den Rittern nachschleichen und vielleicht,
Kasperl [tritt ein.]
[im hochtragiſchen Tone.] Ha! Jch weiß nun Alles:
Eine ſchwarze Kugel — eine weiße Kugel! Ja wenn
die ſchwarze Kugel nicht ſchwarz wäre, ſo wäre ſie
vielleicht weiß. Schwarz oder weiß — dieß iſt das
Looſungswort für den Kampf um den Zauberſpiegel.
Wenn ich mich aber gewiſſermaſſen und aus ganz
beſonderen Urſachen weniger an dem näheren Um-
gang mit dem Rieſen Asprian oder wie er heißt zu
betheiligen buabſichtige ſo — jetzt Kasperl paß auf
— ſo — Schlipperment
[in gewöhnlichem Tone.] warum
ſoll denn ich’s nit auch probieren, daß ich das Ritter-
fräulein krieg? Aber wie? Könnt’ ich nit zum Bei-
ſpiel durch meine Pfiffigkeit den gewiſſen Spiegel
da ſtibitzen, derweil die Ritter ſo dumm ſind, ſich mit
dem Kohlenbrenner rumz’raufen? Dieſer Gedanke
iſt groß: und wenn ich dieſen Spiegel geſtibitzt
habe, werde ich im ritterlichen Coſtüm, das ich auch
irgendwo ſtibitzen kann, den Zauberſpiegel in der
Hand, mich vor dem Fräulein hinſtürzen und als
ihren Gemahl produziren. Denn ſie hat’s ja ge-
ſchworen, daß wer ihr den Spiegel bringt ihr Ge-
mahl wird. Alſo Courage Kasperl! ſei gſcheid! Jch
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[61/0065] Kasperl [tritt ein.] [im hochtragiſchen Tone.] Ha! Jch weiß nun Alles: Eine ſchwarze Kugel — eine weiße Kugel! Ja wenn die ſchwarze Kugel nicht ſchwarz wäre, ſo wäre ſie vielleicht weiß. Schwarz oder weiß — dieß iſt das Looſungswort für den Kampf um den Zauberſpiegel. Wenn ich mich aber gewiſſermaſſen und aus ganz beſonderen Urſachen weniger an dem näheren Um- gang mit dem Rieſen Asprian oder wie er heißt zu betheiligen buabſichtige ſo — jetzt Kasperl paß auf — ſo — Schlipperment [in gewöhnlichem Tone.] warum ſoll denn ich’s nit auch probieren, daß ich das Ritter- fräulein krieg? Aber wie? Könnt’ ich nit zum Bei- ſpiel durch meine Pfiffigkeit den gewiſſen Spiegel da ſtibitzen, derweil die Ritter ſo dumm ſind, ſich mit dem Kohlenbrenner rumz’raufen? Dieſer Gedanke iſt groß: und wenn ich dieſen Spiegel geſtibitzt habe, werde ich im ritterlichen Coſtüm, das ich auch irgendwo ſtibitzen kann, den Zauberſpiegel in der Hand, mich vor dem Fräulein hinſtürzen und als ihren Gemahl produziren. Denn ſie hat’s ja ge- ſchworen, daß wer ihr den Spiegel bringt ihr Ge- mahl wird. Alſo Courage Kasperl! ſei gſcheid! Jch werd morgen den Rittern nachſchleichen und vielleicht,

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Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein03_1869/65>, abgerufen am 26.04.2024.