Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859.

Bild:
<< vorherige Seite
II. Aufzug.
Halle auf Blaubarts Burg mit der Durchsicht
auf einen Söller.
Blaubart.
Jetzt hab ich also meine siebente Frau. Ha!
sollte auch diese fallen müssen? Noch keine hab ich
gefunden, die nicht einen Fehler gehabt, der mir
unerträglich war und weßhalb ich sie dem Tode ge-
weiht habe. Die erste war schön aber mürisch; die
zweite war nicht mürisch aber herrisch; die dritte
war nicht herrisch, aber ihre Taubensanftmuth lang-
weilte mich endlich; die vierte war nicht übel, aber
sie war eifersüchtig; die fünfte hatte alle guten Ei-
genschaften, allein sie war häßlich; die sechste end-
lich konnte keinen guten Caffe machen; und alle --
eine wie die andere -- waren neugierig wie die
Affen und dieses Laster brachte ihnen die wohlver-
diente Strafe. Jetzt hängen ihre Leichen in dieser
Kammer, wo ich ihnen die Köpfe mit meinem Schwerte
abschlug. Jch will doch sehen, ob Bertha, der ich
nun mein sanftes Herz gewidmet habe, die Probe
II. Aufzug.
Halle auf Blaubarts Burg mit der Durchſicht
auf einen Söller.
Blaubart.
Jetzt hab ich alſo meine ſiebente Frau. Ha!
ſollte auch dieſe fallen müſſen? Noch keine hab ich
gefunden, die nicht einen Fehler gehabt, der mir
unerträglich war und weßhalb ich ſie dem Tode ge-
weiht habe. Die erſte war ſchön aber müriſch; die
zweite war nicht müriſch aber herriſch; die dritte
war nicht herriſch, aber ihre Taubenſanftmuth lang-
weilte mich endlich; die vierte war nicht übel, aber
ſie war eiferſüchtig; die fünfte hatte alle guten Ei-
genſchaften, allein ſie war häßlich; die ſechſte end-
lich konnte keinen guten Caffe machen; und alle —
eine wie die andere — waren neugierig wie die
Affen und dieſes Laſter brachte ihnen die wohlver-
diente Strafe. Jetzt hängen ihre Leichen in dieſer
Kammer, wo ich ihnen die Köpfe mit meinem Schwerte
abſchlug. Jch will doch ſehen, ob Bertha, der ich
nun mein ſanftes Herz gewidmet habe, die Probe
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0170"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Aufzug.</hi> </head><lb/>
          <stage> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Halle auf Blaubarts Burg mit der Durch&#x017F;icht<lb/>
auf einen Söller.</hi> </hi> </stage><lb/>
          <sp who="#BLA">
            <speaker> <hi rendition="#c">Blaubart.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Jetzt hab ich al&#x017F;o meine &#x017F;iebente Frau. Ha!<lb/>
&#x017F;ollte auch die&#x017F;e fallen mü&#x017F;&#x017F;en? Noch keine hab ich<lb/>
gefunden, die nicht einen Fehler gehabt, der mir<lb/>
unerträglich war und weßhalb ich &#x017F;ie dem Tode ge-<lb/>
weiht habe. Die er&#x017F;te war &#x017F;chön aber müri&#x017F;ch; die<lb/>
zweite war nicht müri&#x017F;ch aber herri&#x017F;ch; die dritte<lb/>
war nicht herri&#x017F;ch, aber ihre Tauben&#x017F;anftmuth lang-<lb/>
weilte mich endlich; die vierte war nicht übel, aber<lb/>
&#x017F;ie war eifer&#x017F;üchtig; die fünfte hatte alle guten Ei-<lb/>
gen&#x017F;chaften, allein &#x017F;ie war häßlich; die &#x017F;ech&#x017F;te end-<lb/>
lich konnte keinen guten Caffe machen; und alle &#x2014;<lb/>
eine wie die andere &#x2014; waren neugierig wie die<lb/>
Affen und die&#x017F;es La&#x017F;ter brachte ihnen die wohlver-<lb/>
diente Strafe. Jetzt hängen ihre Leichen in die&#x017F;er<lb/>
Kammer, wo ich ihnen die Köpfe mit meinem Schwerte<lb/>
ab&#x017F;chlug. Jch will doch &#x017F;ehen, ob Bertha, der ich<lb/>
nun mein &#x017F;anftes Herz gewidmet habe, die Probe<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0170] II. Aufzug. Halle auf Blaubarts Burg mit der Durchſicht auf einen Söller. Blaubart. Jetzt hab ich alſo meine ſiebente Frau. Ha! ſollte auch dieſe fallen müſſen? Noch keine hab ich gefunden, die nicht einen Fehler gehabt, der mir unerträglich war und weßhalb ich ſie dem Tode ge- weiht habe. Die erſte war ſchön aber müriſch; die zweite war nicht müriſch aber herriſch; die dritte war nicht herriſch, aber ihre Taubenſanftmuth lang- weilte mich endlich; die vierte war nicht übel, aber ſie war eiferſüchtig; die fünfte hatte alle guten Ei- genſchaften, allein ſie war häßlich; die ſechſte end- lich konnte keinen guten Caffe machen; und alle — eine wie die andere — waren neugierig wie die Affen und dieſes Laſter brachte ihnen die wohlver- diente Strafe. Jetzt hängen ihre Leichen in dieſer Kammer, wo ich ihnen die Köpfe mit meinem Schwerte abſchlug. Jch will doch ſehen, ob Bertha, der ich nun mein ſanftes Herz gewidmet habe, die Probe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein01_1859
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein01_1859/170
Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein01_1859/170>, abgerufen am 21.11.2024.