Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859.I. Aufzug. Gemach in Blaubart's Burg. Casperl. Jetzt schlagt's grad zwölf Uhr und noch is er von der Bärenjagd nicht z'Haus kommen. Da jagt wohl Ein Bär den Andern! Nein, wenn ich das voraus gewußt hätt'; in diesen Dienst wär ich nicht um eine Million getreten. Das ist ja ein furcht- barer Kerl, mein Herr, der Blaubart! Wer's bei dem aushalten könnt, der müßt ein'n ordentlichen Magen haben. Ein Wüthrich ist er, wie die ganze Ritterschaft des Mittelalters nicht aufzuweisen hat. Was thut er gestern wieder? Mein Colleg, der Knappe Kuno soll ihm seinen Abendtrunk bringen, stolpert im Hereingeh'n, schlagt das chinesische Por- zellangeschirr zusamm', überstaucht sich den linken Fuß und fallt auf d' Nasen hin! Potz tausend Schlipperement! der Blaubart wird ganz wüthig, nimmt sein Spadix von der Wand und sticht den armen Kuno durch und durch als wie ein Reb- hühnl am Bratspieß und schreit: werft den Kerl in I. Aufzug. Gemach in Blaubart’s Burg. Casperl. Jetzt ſchlagt’s grad zwölf Uhr und noch is er von der Bärenjagd nicht z’Haus kommen. Da jagt wohl Ein Bär den Andern! Nein, wenn ich das voraus gewußt hätt’; in dieſen Dienſt wär ich nicht um eine Million getreten. Das iſt ja ein furcht- barer Kerl, mein Herr, der Blaubart! Wer’s bei dem aushalten könnt, der müßt ein’n ordentlichen Magen haben. Ein Wüthrich iſt er, wie die ganze Ritterſchaft des Mittelalters nicht aufzuweiſen hat. Was thut er geſtern wieder? Mein Colleg, der Knappe Kuno ſoll ihm ſeinen Abendtrunk bringen, ſtolpert im Hereingeh’n, ſchlagt das chineſiſche Por- zellangeſchirr zuſamm’, überſtaucht ſich den linken Fuß und fallt auf d’ Naſen hin! Potz tauſend Schlipperement! der Blaubart wird ganz wüthig, nimmt ſein Spadix von der Wand und ſticht den armen Kuno durch und durch als wie ein Reb- hühnl am Bratſpieß und ſchreit: werft den Kerl in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0147"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Aufzug.</hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Gemach in Blaubart’s Burg.</hi> </hi> </stage><lb/> <sp who="#CASPERL"> <speaker> <hi rendition="#c">Casperl.</hi> </speaker><lb/> <p>Jetzt ſchlagt’s grad zwölf Uhr und noch is er<lb/> von der Bärenjagd nicht z’Haus kommen. Da jagt<lb/> wohl Ein Bär den Andern! Nein, wenn ich das<lb/> voraus gewußt hätt’; in dieſen Dienſt wär ich nicht<lb/> um eine Million getreten. Das iſt ja ein furcht-<lb/> barer Kerl, mein Herr, der Blaubart! Wer’s bei<lb/><hi rendition="#g">dem</hi> aushalten könnt, der müßt ein’n ordentlichen<lb/> Magen haben. Ein Wüthrich iſt er, wie die ganze<lb/> Ritterſchaft des Mittelalters nicht aufzuweiſen hat.<lb/> Was thut er geſtern wieder? Mein Colleg, der<lb/> Knappe Kuno ſoll ihm ſeinen Abendtrunk bringen,<lb/> ſtolpert im Hereingeh’n, ſchlagt das chineſiſche Por-<lb/> zellangeſchirr zuſamm’, überſtaucht ſich den linken<lb/> Fuß und fallt auf d’ Naſen hin! Potz tauſend<lb/> Schlipperement! der Blaubart wird ganz wüthig,<lb/> nimmt ſein Spadix von der Wand und ſticht den<lb/> armen Kuno durch und durch als wie ein Reb-<lb/> hühnl am Bratſpieß und ſchreit: werft den Kerl in<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0147]
I. Aufzug.
Gemach in Blaubart’s Burg.
Casperl.
Jetzt ſchlagt’s grad zwölf Uhr und noch is er
von der Bärenjagd nicht z’Haus kommen. Da jagt
wohl Ein Bär den Andern! Nein, wenn ich das
voraus gewußt hätt’; in dieſen Dienſt wär ich nicht
um eine Million getreten. Das iſt ja ein furcht-
barer Kerl, mein Herr, der Blaubart! Wer’s bei
dem aushalten könnt, der müßt ein’n ordentlichen
Magen haben. Ein Wüthrich iſt er, wie die ganze
Ritterſchaft des Mittelalters nicht aufzuweiſen hat.
Was thut er geſtern wieder? Mein Colleg, der
Knappe Kuno ſoll ihm ſeinen Abendtrunk bringen,
ſtolpert im Hereingeh’n, ſchlagt das chineſiſche Por-
zellangeſchirr zuſamm’, überſtaucht ſich den linken
Fuß und fallt auf d’ Naſen hin! Potz tauſend
Schlipperement! der Blaubart wird ganz wüthig,
nimmt ſein Spadix von der Wand und ſticht den
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