Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.XXXIII. Ich möchte gern mich frey bewahren, Verborgen vor der ganzen Welt, Auf stillen Flüssen möcht' ich fahren, Bedeckt vom schatt'gen Wolkenzelt. Von Sommervögeln übergaukelt, Der ird'schen Schwere mich entziehn, Vom reinen Element geschaukelt Die schuldbefleckten Menschen fliehn. Nur selten an das Ufer streifen, Doch nie entsteigen meinem Kahn, Nach einer Rosenknospe greifen, Und wieder ziehn die feuchte Bahn. Von ferne sehn, wie Heerden weiden, Wie Blumen wachsen immer neu, Wie Winzerinnen Trauben schneiden, Wie Schnitter mäh'n das duft'ge Heu. Und nichts genießen, als die Helle Des Lichts, das ewig lauter bleibt, Und einen Trunk der frischen Welle, Der nie das Blut geschwinder treibt. XXXIII. Ich moͤchte gern mich frey bewahren, Verborgen vor der ganzen Welt, Auf ſtillen Fluͤſſen moͤcht' ich fahren, Bedeckt vom ſchatt'gen Wolkenzelt. Von Sommervoͤgeln uͤbergaukelt, Der ird'ſchen Schwere mich entziehn, Vom reinen Element geſchaukelt Die ſchuldbefleckten Menſchen fliehn. Nur ſelten an das Ufer ſtreifen, Doch nie entſteigen meinem Kahn, Nach einer Roſenknoſpe greifen, Und wieder ziehn die feuchte Bahn. Von ferne ſehn, wie Heerden weiden, Wie Blumen wachſen immer neu, Wie Winzerinnen Trauben ſchneiden, Wie Schnitter maͤh'n das duft'ge Heu. Und nichts genießen, als die Helle Des Lichts, das ewig lauter bleibt, Und einen Trunk der friſchen Welle, Der nie das Blut geſchwinder treibt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb n="47" facs="#f0057"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">XXXIII.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">I</hi>ch moͤchte gern mich frey bewahren,</l><lb/> <l>Verborgen vor der ganzen Welt,</l><lb/> <l>Auf ſtillen Fluͤſſen moͤcht' ich fahren,</l><lb/> <l>Bedeckt vom ſchatt'gen Wolkenzelt.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Von Sommervoͤgeln uͤbergaukelt,</l><lb/> <l>Der ird'ſchen Schwere mich entziehn,</l><lb/> <l>Vom reinen Element geſchaukelt</l><lb/> <l>Die ſchuldbefleckten Menſchen fliehn.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Nur ſelten an das Ufer ſtreifen,</l><lb/> <l>Doch nie entſteigen meinem Kahn,</l><lb/> <l>Nach einer Roſenknoſpe greifen,</l><lb/> <l>Und wieder ziehn die feuchte Bahn.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Von ferne ſehn, wie Heerden weiden,</l><lb/> <l>Wie Blumen wachſen immer neu,</l><lb/> <l>Wie Winzerinnen Trauben ſchneiden,</l><lb/> <l>Wie Schnitter maͤh'n das duft'ge Heu.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Und nichts genießen, als die Helle</l><lb/> <l>Des Lichts, das ewig lauter bleibt,</l><lb/> <l>Und einen Trunk der friſchen Welle,</l><lb/> <l>Der nie das Blut geſchwinder treibt.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [47/0057]
XXXIII.
Ich moͤchte gern mich frey bewahren,
Verborgen vor der ganzen Welt,
Auf ſtillen Fluͤſſen moͤcht' ich fahren,
Bedeckt vom ſchatt'gen Wolkenzelt.
Von Sommervoͤgeln uͤbergaukelt,
Der ird'ſchen Schwere mich entziehn,
Vom reinen Element geſchaukelt
Die ſchuldbefleckten Menſchen fliehn.
Nur ſelten an das Ufer ſtreifen,
Doch nie entſteigen meinem Kahn,
Nach einer Roſenknoſpe greifen,
Und wieder ziehn die feuchte Bahn.
Von ferne ſehn, wie Heerden weiden,
Wie Blumen wachſen immer neu,
Wie Winzerinnen Trauben ſchneiden,
Wie Schnitter maͤh'n das duft'ge Heu.
Und nichts genießen, als die Helle
Des Lichts, das ewig lauter bleibt,
Und einen Trunk der friſchen Welle,
Der nie das Blut geſchwinder treibt.
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Zitationshilfe: | Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/57>, abgerufen am 03.03.2025. |