Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.

Bild:
<< vorherige Seite
IX.
Willst du lauen Aether trinken
Auf dem hohen Götterpferde?
Wie Bellerophon zur Erde
Bebst du nicht zurück zu sinken?
Daß sich nicht dein Herz verblute,
Wisse deinem Trieb zu steuern:
Sey wie Flaccus auf dem theuern,
Einzigen Sabinergute!
Bist du nicht gewohnt vor Allen,
Als der Einsamkeit Geweihter,
Ohne Fußpfad und Begleiter
Durch den stillen Forst zu wallen?
Dir genüge, wenn die Föhren,
Die den Schuß der Wolken suchen,
Wenn die dickbelaubten Buchen,
Deine sanften Lieder hören!
Wiesenblumen pflück' und schweige,
Pflück' und blicke nicht nach oben,
Denn für dich sind nicht gewoben
Jene dunkeln Lorbeerzweige!

IX.
Willſt du lauen Aether trinken
Auf dem hohen Goͤtterpferde?
Wie Bellerophon zur Erde
Bebſt du nicht zuruͤck zu ſinken?
Daß ſich nicht dein Herz verblute,
Wiſſe deinem Trieb zu ſteuern:
Sey wie Flaccus auf dem theuern,
Einzigen Sabinergute!
Biſt du nicht gewohnt vor Allen,
Als der Einſamkeit Geweihter,
Ohne Fußpfad und Begleiter
Durch den ſtillen Forſt zu wallen?
Dir genuͤge, wenn die Foͤhren,
Die den Schuß der Wolken ſuchen,
Wenn die dickbelaubten Buchen,
Deine ſanften Lieder hoͤren!
Wieſenblumen pfluͤck' und ſchweige,
Pfluͤck' und blicke nicht nach oben,
Denn fuͤr dich ſind nicht gewoben
Jene dunkeln Lorbeerzweige!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0026" n="16"/>
          </div>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#aq">IX</hi>.<lb/></head>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">W</hi>ill&#x017F;t du lauen Aether trinken</l><lb/>
                <l>Auf dem hohen Go&#x0364;tterpferde?</l><lb/>
                <l>Wie Bellerophon zur Erde</l><lb/>
                <l>Beb&#x017F;t du nicht zuru&#x0364;ck zu &#x017F;inken?</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="2">
                <l>Daß &#x017F;ich nicht dein Herz verblute,</l><lb/>
                <l>Wi&#x017F;&#x017F;e deinem Trieb zu &#x017F;teuern:</l><lb/>
                <l>Sey wie Flaccus auf dem theuern,</l><lb/>
                <l>Einzigen Sabinergute!</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="3">
                <l>Bi&#x017F;t du nicht gewohnt vor Allen,</l><lb/>
                <l>Als der Ein&#x017F;amkeit Geweihter,</l><lb/>
                <l>Ohne Fußpfad und Begleiter</l><lb/>
                <l>Durch den &#x017F;tillen For&#x017F;t zu wallen?</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="4">
                <l>Dir genu&#x0364;ge, wenn die Fo&#x0364;hren,</l><lb/>
                <l>Die den Schuß der Wolken &#x017F;uchen,</l><lb/>
                <l>Wenn die dickbelaubten Buchen,</l><lb/>
                <l>Deine &#x017F;anften Lieder ho&#x0364;ren!</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="5">
                <l>Wie&#x017F;enblumen pflu&#x0364;ck' und &#x017F;chweige,</l><lb/>
                <l>Pflu&#x0364;ck' und blicke nicht nach oben,</l><lb/>
                <l>Denn fu&#x0364;r dich &#x017F;ind nicht gewoben</l><lb/>
                <l>Jene dunkeln Lorbeerzweige!</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0026] IX. Willſt du lauen Aether trinken Auf dem hohen Goͤtterpferde? Wie Bellerophon zur Erde Bebſt du nicht zuruͤck zu ſinken? Daß ſich nicht dein Herz verblute, Wiſſe deinem Trieb zu ſteuern: Sey wie Flaccus auf dem theuern, Einzigen Sabinergute! Biſt du nicht gewohnt vor Allen, Als der Einſamkeit Geweihter, Ohne Fußpfad und Begleiter Durch den ſtillen Forſt zu wallen? Dir genuͤge, wenn die Foͤhren, Die den Schuß der Wolken ſuchen, Wenn die dickbelaubten Buchen, Deine ſanften Lieder hoͤren! Wieſenblumen pfluͤck' und ſchweige, Pfluͤck' und blicke nicht nach oben, Denn fuͤr dich ſind nicht gewoben Jene dunkeln Lorbeerzweige!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/26
Zitationshilfe: Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/26>, abgerufen am 21.12.2024.