Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.LIV. Du prüfst mich allzuhart. Von deiner Senne Kommt Pfeil auf Pfeil in meine Brust geflogen: Du hast mir mehr als Einen vorgezogen, Den ich als Körper ohne Seele kenne. Doch während ich in deiner Flamme brenne, Bekämpf ich stets in mir die stürm'schen Wogen, Damit ich zürnend nicht und oft betrogen Mit einem bittern Namen dich benenne! O nein, Geliebter! Keine Klage schände, Von schwarzem Unmuth weibisch hingerissen, Den liebenswürdigsten der Gegenstände! Wenn meiner Freundschaft nie du dich beflissen, War mein die Schuld: man beut ja nicht die Hände Zum Bunde blos, man muß zu fesseln wissen. LIV. Du pruͤfſt mich allzuhart. Von deiner Senne Kommt Pfeil auf Pfeil in meine Bruſt geflogen: Du haſt mir mehr als Einen vorgezogen, Den ich als Koͤrper ohne Seele kenne. Doch waͤhrend ich in deiner Flamme brenne, Bekaͤmpf ich ſtets in mir die ſtuͤrm'ſchen Wogen, Damit ich zuͤrnend nicht und oft betrogen Mit einem bittern Namen dich benenne! O nein, Geliebter! Keine Klage ſchaͤnde, Von ſchwarzem Unmuth weibiſch hingeriſſen, Den liebenswuͤrdigſten der Gegenſtaͤnde! Wenn meiner Freundſchaft nie du dich befliſſen, War mein die Schuld: man beut ja nicht die Haͤnde Zum Bunde blos, man muß zu feſſeln wiſſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0232" n="222"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">LIV.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">D</hi>u pruͤfſt mich allzuhart. Von deiner Senne</l><lb/> <l>Kommt Pfeil auf Pfeil in meine Bruſt geflogen:</l><lb/> <l>Du haſt mir mehr als Einen vorgezogen,</l><lb/> <l>Den ich als Koͤrper ohne Seele kenne.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Doch waͤhrend ich in deiner Flamme brenne,</l><lb/> <l>Bekaͤmpf ich ſtets in mir die ſtuͤrm'ſchen Wogen,</l><lb/> <l>Damit ich zuͤrnend nicht und oft betrogen</l><lb/> <l>Mit einem bittern Namen dich benenne!</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>O nein, Geliebter! Keine Klage ſchaͤnde,</l><lb/> <l>Von ſchwarzem Unmuth weibiſch hingeriſſen,</l><lb/> <l>Den liebenswuͤrdigſten der Gegenſtaͤnde!</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Wenn meiner Freundſchaft nie du dich befliſſen,</l><lb/> <l>War mein die Schuld: man beut ja nicht die Haͤnde</l><lb/> <l>Zum Bunde blos, man muß zu feſſeln wiſſen.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [222/0232]
LIV.
Du pruͤfſt mich allzuhart. Von deiner Senne
Kommt Pfeil auf Pfeil in meine Bruſt geflogen:
Du haſt mir mehr als Einen vorgezogen,
Den ich als Koͤrper ohne Seele kenne.
Doch waͤhrend ich in deiner Flamme brenne,
Bekaͤmpf ich ſtets in mir die ſtuͤrm'ſchen Wogen,
Damit ich zuͤrnend nicht und oft betrogen
Mit einem bittern Namen dich benenne!
O nein, Geliebter! Keine Klage ſchaͤnde,
Von ſchwarzem Unmuth weibiſch hingeriſſen,
Den liebenswuͤrdigſten der Gegenſtaͤnde!
Wenn meiner Freundſchaft nie du dich befliſſen,
War mein die Schuld: man beut ja nicht die Haͤnde
Zum Bunde blos, man muß zu feſſeln wiſſen.
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