Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.XXXVII. Anstimmen darf ich ungewohnte Töne, Da nie dem Halben ich mein Herz ergeben: Der Kunst gelobt' ich ganz ein ganzes Leben, Und wenn ich sterbe, sterb' ich für das Schöne. Doch wünsch' ich, daß man Bessere bekröne, Mich aber ziehen lasse, wo ich neben Dem Höchsten lernen kann, nach Hohem streben, Ja, daß man mir mein Vaterland verpöne! Ich lieb' es d'rum in keinem Sinne minder, Da stets ich mich in seinem Dienst verzehre, Doch wär' ich gern das fernste seiner Kinder. Geschieht's, daß je den innern Schatz ich mehre, So bleibt der Fund, wenn längst dahin der Finder, Ein sichres Eigenthum der deutschen Ehre. XXXVII. Anſtimmen darf ich ungewohnte Toͤne, Da nie dem Halben ich mein Herz ergeben: Der Kunſt gelobt' ich ganz ein ganzes Leben, Und wenn ich ſterbe, ſterb' ich fuͤr das Schoͤne. Doch wuͤnſch' ich, daß man Beſſere bekroͤne, Mich aber ziehen laſſe, wo ich neben Dem Hoͤchſten lernen kann, nach Hohem ſtreben, Ja, daß man mir mein Vaterland verpoͤne! Ich lieb' es d'rum in keinem Sinne minder, Da ſtets ich mich in ſeinem Dienſt verzehre, Doch waͤr' ich gern das fernſte ſeiner Kinder. Geſchieht's, daß je den innern Schatz ich mehre, So bleibt der Fund, wenn laͤngſt dahin der Finder, Ein ſichres Eigenthum der deutſchen Ehre. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0215" n="205"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">XXXVII.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">A</hi>nſtimmen darf ich ungewohnte Toͤne,</l><lb/> <l>Da nie dem Halben ich mein Herz ergeben:</l><lb/> <l>Der Kunſt gelobt' ich ganz ein ganzes Leben,</l><lb/> <l>Und wenn ich ſterbe, ſterb' ich fuͤr das Schoͤne.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Doch wuͤnſch' ich, daß man Beſſere bekroͤne,</l><lb/> <l>Mich aber ziehen laſſe, wo ich neben</l><lb/> <l>Dem Hoͤchſten lernen kann, nach Hohem ſtreben,</l><lb/> <l>Ja, daß man mir mein Vaterland verpoͤne!</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Ich lieb' es d'rum in keinem Sinne minder,</l><lb/> <l>Da ſtets ich mich in ſeinem Dienſt verzehre,</l><lb/> <l>Doch waͤr' ich gern das fernſte ſeiner Kinder.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Geſchieht's, daß je den innern Schatz ich mehre,</l><lb/> <l>So bleibt der Fund, wenn laͤngſt dahin der Finder,</l><lb/> <l>Ein ſichres Eigenthum der deutſchen Ehre.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [205/0215]
XXXVII.
Anſtimmen darf ich ungewohnte Toͤne,
Da nie dem Halben ich mein Herz ergeben:
Der Kunſt gelobt' ich ganz ein ganzes Leben,
Und wenn ich ſterbe, ſterb' ich fuͤr das Schoͤne.
Doch wuͤnſch' ich, daß man Beſſere bekroͤne,
Mich aber ziehen laſſe, wo ich neben
Dem Hoͤchſten lernen kann, nach Hohem ſtreben,
Ja, daß man mir mein Vaterland verpoͤne!
Ich lieb' es d'rum in keinem Sinne minder,
Da ſtets ich mich in ſeinem Dienſt verzehre,
Doch waͤr' ich gern das fernſte ſeiner Kinder.
Geſchieht's, daß je den innern Schatz ich mehre,
So bleibt der Fund, wenn laͤngſt dahin der Finder,
Ein ſichres Eigenthum der deutſchen Ehre.
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