Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.

Bild:
<< vorherige Seite
XXXV.
An Rückert.
Kaum noch verschlang ich deines Buchs ein Drittel,
Das von der Kunst Hariri's zeugt und deiner,
Und schon erschein' ich der Entzückten einer,
Der's ohne Hehl bestaunt und ohne Krittel.
Wenn das Genie so ganz auf eigne Mittel
Die Welt durchbetteln muß, bewährt sich's reiner
Als je, vergöttlichter und ungemeiner,
Wenn auch verkappt in einen Gaunerkittel.
Mit einem Andern aber soll ich losen,
So willst du, statt zu schicken uns ein Pärchen,
Um deines Ebu Seids Metamorphosen?
Darüber wachse mir kein graues Härchen:
Nie trenn' ich mich von deinem Virtuosen,
D'rum sende lieber noch ein Exemplärchen!

XXXV.
An Ruͤckert.
Kaum noch verſchlang ich deines Buchs ein Drittel,
Das von der Kunſt Hariri's zeugt und deiner,
Und ſchon erſchein' ich der Entzuͤckten einer,
Der's ohne Hehl beſtaunt und ohne Krittel.
Wenn das Genie ſo ganz auf eigne Mittel
Die Welt durchbetteln muß, bewaͤhrt ſich's reiner
Als je, vergoͤttlichter und ungemeiner,
Wenn auch verkappt in einen Gaunerkittel.
Mit einem Andern aber ſoll ich loſen,
So willſt du, ſtatt zu ſchicken uns ein Paͤrchen,
Um deines Ebu Seids Metamorphoſen?
Daruͤber wachſe mir kein graues Haͤrchen:
Nie trenn' ich mich von deinem Virtuoſen,
D'rum ſende lieber noch ein Exemplaͤrchen!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0213" n="203"/>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq">XXXV.</hi><lb/> <hi rendition="#g">An Ru&#x0364;ckert.</hi><lb/>
            </head>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">K</hi>aum noch ver&#x017F;chlang ich deines Buchs ein Drittel,</l><lb/>
                <l>Das von der Kun&#x017F;t Hariri's zeugt und deiner,</l><lb/>
                <l>Und &#x017F;chon er&#x017F;chein' ich der Entzu&#x0364;ckten einer,</l><lb/>
                <l>Der's ohne Hehl be&#x017F;taunt und ohne Krittel.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="2">
                <l>Wenn das Genie &#x017F;o ganz auf eigne Mittel</l><lb/>
                <l>Die Welt durchbetteln muß, bewa&#x0364;hrt &#x017F;ich's reiner</l><lb/>
                <l>Als je, vergo&#x0364;ttlichter und ungemeiner,</l><lb/>
                <l>Wenn auch verkappt in einen Gaunerkittel.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="3">
                <l>Mit einem Andern aber &#x017F;oll ich lo&#x017F;en,</l><lb/>
                <l>So will&#x017F;t du, &#x017F;tatt zu &#x017F;chicken uns ein Pa&#x0364;rchen,</l><lb/>
                <l>Um deines Ebu Seids Metamorpho&#x017F;en?</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="4">
                <l>Daru&#x0364;ber wach&#x017F;e mir kein graues Ha&#x0364;rchen:</l><lb/>
                <l>Nie trenn' ich mich von deinem Virtuo&#x017F;en,</l><lb/>
                <l>D'rum &#x017F;ende lieber noch ein Exempla&#x0364;rchen!</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[203/0213] XXXV. An Ruͤckert. Kaum noch verſchlang ich deines Buchs ein Drittel, Das von der Kunſt Hariri's zeugt und deiner, Und ſchon erſchein' ich der Entzuͤckten einer, Der's ohne Hehl beſtaunt und ohne Krittel. Wenn das Genie ſo ganz auf eigne Mittel Die Welt durchbetteln muß, bewaͤhrt ſich's reiner Als je, vergoͤttlichter und ungemeiner, Wenn auch verkappt in einen Gaunerkittel. Mit einem Andern aber ſoll ich loſen, So willſt du, ſtatt zu ſchicken uns ein Paͤrchen, Um deines Ebu Seids Metamorphoſen? Daruͤber wachſe mir kein graues Haͤrchen: Nie trenn' ich mich von deinem Virtuoſen, D'rum ſende lieber noch ein Exemplaͤrchen!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/213
Zitationshilfe: Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/213>, abgerufen am 21.11.2024.