Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.XXII. Nun hab' ich diesen Taumel überwunden, Und irre nicht mehr hier und dort in's Weite, Mein Geist gewann ein sicheres Geleite, Seitdem er endlich einen Freund gefunden. Dir nun, o Freund, gehören meine Stunden, Du gabst ein Ziel mir nun, wonach ich schreite, Nach dieser eil' ich oder jener Seite, Wo ich, dich anzutreffen, kann erkunden. Du winkst mir zu von manchem Weihaltare, Dein Geist ist ein harmonisches Bestreben, Und deine sanfte Seele liebt das Wahre. O welch ein Glück, sich ganz dir hinzugeben, Und, wenn es möglich wäre, Jahr' um Jahre Mit deinen Engeln, Gian Bellin, zu leben! XXII. Nun hab' ich dieſen Taumel uͤberwunden, Und irre nicht mehr hier und dort in's Weite, Mein Geiſt gewann ein ſicheres Geleite, Seitdem er endlich einen Freund gefunden. Dir nun, o Freund, gehoͤren meine Stunden, Du gabſt ein Ziel mir nun, wonach ich ſchreite, Nach dieſer eil' ich oder jener Seite, Wo ich, dich anzutreffen, kann erkunden. Du winkſt mir zu von manchem Weihaltare, Dein Geiſt iſt ein harmoniſches Beſtreben, Und deine ſanfte Seele liebt das Wahre. O welch ein Gluͤck, ſich ganz dir hinzugeben, Und, wenn es moͤglich waͤre, Jahr' um Jahre Mit deinen Engeln, Gian Bellin, zu leben! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0200" n="190"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">XXII.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">N</hi>un hab' ich dieſen Taumel uͤberwunden,</l><lb/> <l>Und irre nicht mehr hier und dort in's Weite,</l><lb/> <l>Mein Geiſt gewann ein ſicheres Geleite,</l><lb/> <l>Seitdem er endlich einen Freund gefunden.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Dir nun, o Freund, gehoͤren meine Stunden,</l><lb/> <l>Du gabſt ein Ziel mir nun, wonach ich ſchreite,</l><lb/> <l>Nach dieſer eil' ich oder jener Seite,</l><lb/> <l>Wo ich, dich anzutreffen, kann erkunden.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Du winkſt mir zu von manchem Weihaltare,</l><lb/> <l>Dein Geiſt iſt ein harmoniſches Beſtreben,</l><lb/> <l>Und deine ſanfte Seele liebt das Wahre.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>O welch ein Gluͤck, ſich ganz dir hinzugeben,</l><lb/> <l>Und, wenn es moͤglich waͤre, Jahr' um Jahre</l><lb/> <l>Mit deinen Engeln, Gian Bellin, zu leben!</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [190/0200]
XXII.
Nun hab' ich dieſen Taumel uͤberwunden,
Und irre nicht mehr hier und dort in's Weite,
Mein Geiſt gewann ein ſicheres Geleite,
Seitdem er endlich einen Freund gefunden.
Dir nun, o Freund, gehoͤren meine Stunden,
Du gabſt ein Ziel mir nun, wonach ich ſchreite,
Nach dieſer eil' ich oder jener Seite,
Wo ich, dich anzutreffen, kann erkunden.
Du winkſt mir zu von manchem Weihaltare,
Dein Geiſt iſt ein harmoniſches Beſtreben,
Und deine ſanfte Seele liebt das Wahre.
O welch ein Gluͤck, ſich ganz dir hinzugeben,
Und, wenn es moͤglich waͤre, Jahr' um Jahre
Mit deinen Engeln, Gian Bellin, zu leben!
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