Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.IX. Wenn du vergessen kannst und kannst entsagen, So bist du mir der Glückliche hienieden; Dir ist ein leichter Lebenskampf beschieden, Wenn du verlierst, beginnst du neu zu wagen. Und wenn du hast Treulosigkeit ertragen, Als, die du liebtest, dich gehaßt, vermieden, Und doch im Herzen nie verlorst den Frieden, Dann ist die Zeit dir voll von schönen Tagen! Wenn jede Trennung du mit Muth verschmerzest, Und wenn, da kaum ein Liebchen dich verlassen, Du schon ein andres voll Verlangen herzest: Dann weißt du, traun! dich in der Welt zu fassen; Das Leben stürmt und wüthet, doch du scherzest, Mit sanftem Hauch bewegend schwere Massen. v. Platen's Gedichte. 12
IX. Wenn du vergeſſen kannſt und kannſt entſagen, So biſt du mir der Gluͤckliche hienieden; Dir iſt ein leichter Lebenskampf beſchieden, Wenn du verlierſt, beginnſt du neu zu wagen. Und wenn du haſt Treuloſigkeit ertragen, Als, die du liebteſt, dich gehaßt, vermieden, Und doch im Herzen nie verlorſt den Frieden, Dann iſt die Zeit dir voll von ſchoͤnen Tagen! Wenn jede Trennung du mit Muth verſchmerzeſt, Und wenn, da kaum ein Liebchen dich verlaſſen, Du ſchon ein andres voll Verlangen herzeſt: Dann weißt du, traun! dich in der Welt zu faſſen; Das Leben ſtuͤrmt und wuͤthet, doch du ſcherzeſt, Mit ſanftem Hauch bewegend ſchwere Maſſen. v. Platen's Gedichte. 12
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0187" n="177"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">IX.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">W</hi>enn du vergeſſen kannſt und kannſt entſagen,</l><lb/> <l>So biſt du mir der Gluͤckliche hienieden;</l><lb/> <l>Dir iſt ein leichter Lebenskampf beſchieden,</l><lb/> <l>Wenn du verlierſt, beginnſt du neu zu wagen.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Und wenn du haſt Treuloſigkeit ertragen,</l><lb/> <l>Als, die du liebteſt, dich gehaßt, vermieden,</l><lb/> <l>Und doch im Herzen nie verlorſt den Frieden,</l><lb/> <l>Dann iſt die Zeit dir voll von ſchoͤnen Tagen!</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Wenn jede Trennung du mit Muth verſchmerzeſt,</l><lb/> <l>Und wenn, da kaum ein Liebchen dich verlaſſen,</l><lb/> <l>Du ſchon ein andres voll Verlangen herzeſt:</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Dann weißt du, traun! dich in der Welt zu faſſen;</l><lb/> <l>Das Leben ſtuͤrmt und wuͤthet, doch du ſcherzeſt,</l><lb/> <l>Mit ſanftem Hauch bewegend ſchwere Maſſen.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <fw place="bottom" type="sig">v. Platen's Gedichte. 12<lb/></fw> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [177/0187]
IX.
Wenn du vergeſſen kannſt und kannſt entſagen,
So biſt du mir der Gluͤckliche hienieden;
Dir iſt ein leichter Lebenskampf beſchieden,
Wenn du verlierſt, beginnſt du neu zu wagen.
Und wenn du haſt Treuloſigkeit ertragen,
Als, die du liebteſt, dich gehaßt, vermieden,
Und doch im Herzen nie verlorſt den Frieden,
Dann iſt die Zeit dir voll von ſchoͤnen Tagen!
Wenn jede Trennung du mit Muth verſchmerzeſt,
Und wenn, da kaum ein Liebchen dich verlaſſen,
Du ſchon ein andres voll Verlangen herzeſt:
Dann weißt du, traun! dich in der Welt zu faſſen;
Das Leben ſtuͤrmt und wuͤthet, doch du ſcherzeſt,
Mit ſanftem Hauch bewegend ſchwere Maſſen.
v. Platen's Gedichte. 12
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/187 |
Zitationshilfe: | Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/187>, abgerufen am 16.07.2024. |