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Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.

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I.
Entled'ge dich von jenen Ketten allen,
Die gutgemuthet du bisher getragen,
Und wolle nicht, mit kindischem Verzagen,
Der schnöden Mittelmäßigkeit gefallen!
Und mag die Bosheit auch die Fäuste ballen,
Noch athmen Seelen, welche keck es wagen,
Lebendig, wie die deinige, zu schlagen,
D'rum laß die frischen Lieder nur erschallen!
Geschwätz'gen Krittlern gönne du die Kleinheit,
Bald dies und das zu tadeln und zu loben,
Und nie zu fassen eines Geistes Einheit.
Ihr kurzer Groll wird allgemach vertoben,
Du aber schüttelst ab des Tags Gemeinheit,
Wenn dich der heil'ge Rhythmus trägt nach oben.

I.
Entled'ge dich von jenen Ketten allen,
Die gutgemuthet du bisher getragen,
Und wolle nicht, mit kindiſchem Verzagen,
Der ſchnoͤden Mittelmaͤßigkeit gefallen!
Und mag die Bosheit auch die Faͤuſte ballen,
Noch athmen Seelen, welche keck es wagen,
Lebendig, wie die deinige, zu ſchlagen,
D'rum laß die friſchen Lieder nur erſchallen!
Geſchwaͤtz'gen Krittlern goͤnne du die Kleinheit,
Bald dies und das zu tadeln und zu loben,
Und nie zu faſſen eines Geiſtes Einheit.
Ihr kurzer Groll wird allgemach vertoben,
Du aber ſchuͤttelſt ab des Tags Gemeinheit,
Wenn dich der heil'ge Rhythmus traͤgt nach oben.

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[[169]/0179] I. Entled'ge dich von jenen Ketten allen, Die gutgemuthet du bisher getragen, Und wolle nicht, mit kindiſchem Verzagen, Der ſchnoͤden Mittelmaͤßigkeit gefallen! Und mag die Bosheit auch die Faͤuſte ballen, Noch athmen Seelen, welche keck es wagen, Lebendig, wie die deinige, zu ſchlagen, D'rum laß die friſchen Lieder nur erſchallen! Geſchwaͤtz'gen Krittlern goͤnne du die Kleinheit, Bald dies und das zu tadeln und zu loben, Und nie zu faſſen eines Geiſtes Einheit. Ihr kurzer Groll wird allgemach vertoben, Du aber ſchuͤttelſt ab des Tags Gemeinheit, Wenn dich der heil'ge Rhythmus traͤgt nach oben.

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Zitationshilfe: Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. [169]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/179>, abgerufen am 21.11.2024.