Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.XXIX. Ich bedurfte, deine Liebe zu gewinnen, heut und morgen, D'rum, o Freunde, laßt vergebens nicht verrinnen heut und morgen! Heut und morgen ist die Summe dieses allzukurzen Lebens, Und wie schnell, wir wissen's Alle, gehn von hinnen heut und morgen! Im topas'nen Kelch der Tulpe schwelgt der Thau als Silbertropfen, Doch ihn läßt das Gold der Sonne nicht darinnen heut und morgen; Ein'ge Blätter aus den Rosen hat ein Wind davon ge¬ tragen, Und er wird sie ganz entführen, fürcht' ich, binnen heut und morgen! Laß den Trank im Becher steigen, denn der Wein des Morgenrothes Quillt empor bis an der Berge hohe Zinnen heut und morgen! XXIX. Ich bedurfte, deine Liebe zu gewinnen, heut und morgen, D'rum, o Freunde, laßt vergebens nicht verrinnen heut und morgen! Heut und morgen iſt die Summe dieſes allzukurzen Lebens, Und wie ſchnell, wir wiſſen's Alle, gehn von hinnen heut und morgen! Im topas'nen Kelch der Tulpe ſchwelgt der Thau als Silbertropfen, Doch ihn laͤßt das Gold der Sonne nicht darinnen heut und morgen; Ein'ge Blaͤtter aus den Roſen hat ein Wind davon ge¬ tragen, Und er wird ſie ganz entfuͤhren, fuͤrcht' ich, binnen heut und morgen! Laß den Trank im Becher ſteigen, denn der Wein des Morgenrothes Quillt empor bis an der Berge hohe Zinnen heut und morgen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0157" n="147"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">XXIX.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">I</hi>ch bedurfte, deine Liebe zu gewinnen, heut und morgen,</l><lb/> <l>D'rum, o Freunde, laßt vergebens nicht verrinnen heut<lb/><hi rendition="#et">und morgen!</hi></l><lb/> <l>Heut und morgen iſt die Summe dieſes allzukurzen<lb/><hi rendition="#et">Lebens,</hi></l><lb/> <l>Und wie ſchnell, wir wiſſen's Alle, gehn von hinnen<lb/><hi rendition="#et">heut und morgen!</hi></l><lb/> <l>Im topas'nen Kelch der Tulpe ſchwelgt der Thau als<lb/><hi rendition="#et">Silbertropfen,</hi></l><lb/> <l>Doch ihn laͤßt das Gold der Sonne nicht darinnen heut<lb/><hi rendition="#et">und morgen;</hi></l><lb/> <l>Ein'ge Blaͤtter aus den Roſen hat ein Wind davon ge¬<lb/><hi rendition="#et">tragen,</hi></l><lb/> <l>Und er wird ſie ganz entfuͤhren, fuͤrcht' ich, binnen heut<lb/><hi rendition="#et">und morgen!</hi></l><lb/> <l>Laß den Trank im Becher ſteigen, denn der Wein des<lb/><hi rendition="#et">Morgenrothes</hi></l><lb/> <l>Quillt empor bis an der Berge hohe Zinnen heut und<lb/><hi rendition="#et">morgen!</hi></l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [147/0157]
XXIX.
Ich bedurfte, deine Liebe zu gewinnen, heut und morgen,
D'rum, o Freunde, laßt vergebens nicht verrinnen heut
und morgen!
Heut und morgen iſt die Summe dieſes allzukurzen
Lebens,
Und wie ſchnell, wir wiſſen's Alle, gehn von hinnen
heut und morgen!
Im topas'nen Kelch der Tulpe ſchwelgt der Thau als
Silbertropfen,
Doch ihn laͤßt das Gold der Sonne nicht darinnen heut
und morgen;
Ein'ge Blaͤtter aus den Roſen hat ein Wind davon ge¬
tragen,
Und er wird ſie ganz entfuͤhren, fuͤrcht' ich, binnen heut
und morgen!
Laß den Trank im Becher ſteigen, denn der Wein des
Morgenrothes
Quillt empor bis an der Berge hohe Zinnen heut und
morgen!
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