Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.

Bild:
<< vorherige Seite
III.
Verdammen mögen hier und da der Kunst gestrenge
Richter mich,

Doch wer verliebt ist und berauscht, der hält für einen
Dichter mich!

Nur daß ich alt're, fühl' ich nun, da mich ein kalter
Blick verscheucht,

Es machte sonst ein solcher Blick nur muth'ger und er¬
pichter mich;

Doch senken alte Wünsche sich, so steigen neue wieder
auf,

Verfolgen, wie ein Fliegenschwarm im Sommer, immer
dichter mich;

Vermöcht' ich zu vertrau'n die Qual, die seufzend nun
im Wind zerrinnt,

So tröstete vielleicht ein Freund, ein redlicher und
schlichter, mich:

Die Guten lieb' ich allgesammt, und horche gern der
Weisen Rath,

Doch halt' ich freylich lieber stets zu luftigem Gelichter
mich.


III.
Verdammen moͤgen hier und da der Kunſt geſtrenge
Richter mich,

Doch wer verliebt iſt und berauſcht, der haͤlt fuͤr einen
Dichter mich!

Nur daß ich alt're, fuͤhl' ich nun, da mich ein kalter
Blick verſcheucht,

Es machte ſonſt ein ſolcher Blick nur muth'ger und er¬
pichter mich;

Doch ſenken alte Wuͤnſche ſich, ſo ſteigen neue wieder
auf,

Verfolgen, wie ein Fliegenſchwarm im Sommer, immer
dichter mich;

Vermoͤcht' ich zu vertrau'n die Qual, die ſeufzend nun
im Wind zerrinnt,

So troͤſtete vielleicht ein Freund, ein redlicher und
ſchlichter, mich:

Die Guten lieb' ich allgeſammt, und horche gern der
Weiſen Rath,

Doch halt' ich freylich lieber ſtets zu luftigem Gelichter
mich.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0131" n="121"/>
          </div>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">III</hi>.<lb/></head>
            <lg type="poem">
              <l><hi rendition="#in">V</hi>erdammen mo&#x0364;gen hier und da der Kun&#x017F;t ge&#x017F;trenge<lb/><hi rendition="#et">Richter mich,</hi></l><lb/>
              <l>Doch wer verliebt i&#x017F;t und berau&#x017F;cht, der ha&#x0364;lt fu&#x0364;r einen<lb/><hi rendition="#et">Dichter mich!</hi></l><lb/>
              <l>Nur daß ich alt're, fu&#x0364;hl' ich nun, da mich ein kalter<lb/><hi rendition="#et">Blick ver&#x017F;cheucht,</hi></l><lb/>
              <l>Es machte &#x017F;on&#x017F;t ein &#x017F;olcher Blick nur muth'ger und er¬<lb/><hi rendition="#et">pichter mich;</hi></l><lb/>
              <l>Doch &#x017F;enken alte Wu&#x0364;n&#x017F;che &#x017F;ich, &#x017F;o &#x017F;teigen neue wieder<lb/><hi rendition="#et">auf,</hi></l><lb/>
              <l>Verfolgen, wie ein Fliegen&#x017F;chwarm im Sommer, immer<lb/><hi rendition="#et">dichter mich;</hi></l><lb/>
              <l>Vermo&#x0364;cht' ich zu vertrau'n die Qual, die &#x017F;eufzend nun<lb/><hi rendition="#et">im Wind zerrinnt,</hi></l><lb/>
              <l>So tro&#x0364;&#x017F;tete vielleicht ein Freund, ein redlicher und<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chlichter, mich:</hi></l><lb/>
              <l>Die Guten lieb' ich allge&#x017F;ammt, und horche gern der<lb/><hi rendition="#et">Wei&#x017F;en Rath,</hi></l><lb/>
              <l>Doch halt' ich freylich lieber &#x017F;tets zu luftigem Gelichter<lb/><hi rendition="#et">mich.</hi></l><lb/>
            </lg>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121/0131] III. Verdammen moͤgen hier und da der Kunſt geſtrenge Richter mich, Doch wer verliebt iſt und berauſcht, der haͤlt fuͤr einen Dichter mich! Nur daß ich alt're, fuͤhl' ich nun, da mich ein kalter Blick verſcheucht, Es machte ſonſt ein ſolcher Blick nur muth'ger und er¬ pichter mich; Doch ſenken alte Wuͤnſche ſich, ſo ſteigen neue wieder auf, Verfolgen, wie ein Fliegenſchwarm im Sommer, immer dichter mich; Vermoͤcht' ich zu vertrau'n die Qual, die ſeufzend nun im Wind zerrinnt, So troͤſtete vielleicht ein Freund, ein redlicher und ſchlichter, mich: Die Guten lieb' ich allgeſammt, und horche gern der Weiſen Rath, Doch halt' ich freylich lieber ſtets zu luftigem Gelichter mich.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/131
Zitationshilfe: Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/131>, abgerufen am 21.12.2024.