Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.I. Was heimlich oft mein Herz erfrischt, Wird endlich Allen aufgetischt: Gesegnet werde, wer da lobt, Gesegnet werde, wer da zischt! Wo find' ich den Verschwiegenen, Dem nie ein rasches Wort entwischt? Das Wort sey Jedem gern vergönnt, Auch wenn er leere Halme drischt. Eröffnet er die Muschel nie, Was frommt's, ob Einer Perlen fischt? Wer schilt die Rose, wenn ihr Duft Sich mit des Aethers Wolke mischt? Was staunst du, da du ziehst den Kork, Daß an die Decke springt der Gischt? Das Herz ist eine Flamme, Freund, Sie lodert bis sie ganz erlischt. I. Was heimlich oft mein Herz erfriſcht, Wird endlich Allen aufgetiſcht: Geſegnet werde, wer da lobt, Geſegnet werde, wer da ziſcht! Wo find' ich den Verſchwiegenen, Dem nie ein raſches Wort entwiſcht? Das Wort ſey Jedem gern vergoͤnnt, Auch wenn er leere Halme driſcht. Eroͤffnet er die Muſchel nie, Was frommt's, ob Einer Perlen fiſcht? Wer ſchilt die Roſe, wenn ihr Duft Sich mit des Aethers Wolke miſcht? Was ſtaunſt du, da du ziehſt den Kork, Daß an die Decke ſpringt der Giſcht? Das Herz iſt eine Flamme, Freund, Sie lodert bis ſie ganz erliſcht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0129" n="[119]"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">I.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">W</hi>as heimlich oft mein Herz erfriſcht,</l><lb/> <l>Wird endlich Allen aufgetiſcht:</l><lb/> <l>Geſegnet werde, wer da lobt,</l><lb/> <l>Geſegnet werde, wer da ziſcht!</l><lb/> <l>Wo find' ich den Verſchwiegenen,</l><lb/> <l>Dem nie ein raſches Wort entwiſcht?</l><lb/> <l>Das Wort ſey Jedem gern vergoͤnnt,</l><lb/> <l>Auch wenn er leere Halme driſcht.</l><lb/> <l>Eroͤffnet er die Muſchel nie,</l><lb/> <l>Was frommt's, ob Einer Perlen fiſcht?</l><lb/> <l>Wer ſchilt die Roſe, wenn ihr Duft</l><lb/> <l>Sich mit des Aethers Wolke miſcht?</l><lb/> <l>Was ſtaunſt du, da du ziehſt den Kork,</l><lb/> <l>Daß an die Decke ſpringt der Giſcht?</l><lb/> <l>Das Herz iſt eine Flamme, Freund,</l><lb/> <l>Sie lodert bis ſie ganz erliſcht.</l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[119]/0129]
I.
Was heimlich oft mein Herz erfriſcht,
Wird endlich Allen aufgetiſcht:
Geſegnet werde, wer da lobt,
Geſegnet werde, wer da ziſcht!
Wo find' ich den Verſchwiegenen,
Dem nie ein raſches Wort entwiſcht?
Das Wort ſey Jedem gern vergoͤnnt,
Auch wenn er leere Halme driſcht.
Eroͤffnet er die Muſchel nie,
Was frommt's, ob Einer Perlen fiſcht?
Wer ſchilt die Roſe, wenn ihr Duft
Sich mit des Aethers Wolke miſcht?
Was ſtaunſt du, da du ziehſt den Kork,
Daß an die Decke ſpringt der Giſcht?
Das Herz iſt eine Flamme, Freund,
Sie lodert bis ſie ganz erliſcht.
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