Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.

Bild:
<< vorherige Seite
4.
Längst verlernt zu kämpfen hätt' ich deinetwegen manchen
Straus,

Wären deine Blicke kälter, deine Locken minder kraus;
Doch du bist ein Bild im Wasser, ohne Wesen und
Bestand,

Wenn du auch dem Auge schmeichelst, weichst du doch
den Händen aus.

5.
Freund, es soll auch mir die Jugend ohne Liebgekose
blühn,

Wenn die Blumen einst im Garten nach den Tafeln
Mose blühn;

Doch es ist der Lenz gekommen, unsre Wege sind ge¬
theilt:

Blühe wie die keusche Lilje, laß mich wie die Rose
blühn!

6.
Soll dein ganzes Lob geschrieben, vom Beginn zum
Ziele, seyn,

Müssen Paradiesesvögel Spender ihrer Kiele seyn:
Meine Lieder, Tepp'che sind es, die ich breite deinem
Tritt,

Doch sie könnten Baldachine, wenn es dir gefiele,
seyn.

4.
Laͤngſt verlernt zu kaͤmpfen haͤtt' ich deinetwegen manchen
Straus,

Waͤren deine Blicke kaͤlter, deine Locken minder kraus;
Doch du biſt ein Bild im Waſſer, ohne Weſen und
Beſtand,

Wenn du auch dem Auge ſchmeichelſt, weichſt du doch
den Haͤnden aus.

5.
Freund, es ſoll auch mir die Jugend ohne Liebgekoſe
bluͤhn,

Wenn die Blumen einſt im Garten nach den Tafeln
Moſe bluͤhn;

Doch es iſt der Lenz gekommen, unſre Wege ſind ge¬
theilt:

Bluͤhe wie die keuſche Lilje, laß mich wie die Roſe
bluͤhn!

6.
Soll dein ganzes Lob geſchrieben, vom Beginn zum
Ziele, ſeyn,

Muͤſſen Paradieſesvoͤgel Spender ihrer Kiele ſeyn:
Meine Lieder, Tepp'che ſind es, die ich breite deinem
Tritt,

Doch ſie koͤnnten Baldachine, wenn es dir gefiele,
ſeyn.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0122" n="112"/>
            </div>
            <div n="4">
              <head>4.<lb/></head>
              <lg type="poem">
                <l>La&#x0364;ng&#x017F;t verlernt zu ka&#x0364;mpfen ha&#x0364;tt' ich deinetwegen manchen<lb/><hi rendition="#et">Straus,</hi></l><lb/>
                <l>Wa&#x0364;ren deine Blicke ka&#x0364;lter, deine Locken minder kraus;</l><lb/>
                <l>Doch du bi&#x017F;t ein Bild im Wa&#x017F;&#x017F;er, ohne We&#x017F;en und<lb/><hi rendition="#et">Be&#x017F;tand,</hi></l><lb/>
                <l>Wenn du auch dem Auge &#x017F;chmeichel&#x017F;t, weich&#x017F;t du doch<lb/><hi rendition="#et">den Ha&#x0364;nden aus.</hi></l><lb/>
              </lg>
            </div>
            <div n="4">
              <head>5.<lb/></head>
              <lg type="poem">
                <l>Freund, es &#x017F;oll auch mir die Jugend ohne Liebgeko&#x017F;e<lb/><hi rendition="#et">blu&#x0364;hn,</hi></l><lb/>
                <l>Wenn die Blumen ein&#x017F;t im Garten nach den Tafeln<lb/><hi rendition="#et">Mo&#x017F;e blu&#x0364;hn;</hi></l><lb/>
                <l>Doch es i&#x017F;t der Lenz gekommen, un&#x017F;re Wege &#x017F;ind ge¬<lb/><hi rendition="#et">theilt:</hi></l><lb/>
                <l>Blu&#x0364;he wie die keu&#x017F;che Lilje, laß mich wie die Ro&#x017F;e<lb/><hi rendition="#et">blu&#x0364;hn!</hi></l><lb/>
              </lg>
            </div>
            <div n="4">
              <head>6.<lb/></head>
              <lg type="poem">
                <l>Soll dein ganzes Lob ge&#x017F;chrieben, vom Beginn zum<lb/><hi rendition="#et">Ziele, &#x017F;eyn,</hi></l><lb/>
                <l>Mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Paradie&#x017F;esvo&#x0364;gel Spender ihrer Kiele &#x017F;eyn:</l><lb/>
                <l>Meine Lieder, Tepp'che &#x017F;ind es, die ich breite deinem<lb/><hi rendition="#et">Tritt,</hi></l><lb/>
                <l>Doch &#x017F;ie ko&#x0364;nnten Baldachine, wenn es dir gefiele,<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;eyn.</hi></l><lb/>
              </lg>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[112/0122] 4. Laͤngſt verlernt zu kaͤmpfen haͤtt' ich deinetwegen manchen Straus, Waͤren deine Blicke kaͤlter, deine Locken minder kraus; Doch du biſt ein Bild im Waſſer, ohne Weſen und Beſtand, Wenn du auch dem Auge ſchmeichelſt, weichſt du doch den Haͤnden aus. 5. Freund, es ſoll auch mir die Jugend ohne Liebgekoſe bluͤhn, Wenn die Blumen einſt im Garten nach den Tafeln Moſe bluͤhn; Doch es iſt der Lenz gekommen, unſre Wege ſind ge¬ theilt: Bluͤhe wie die keuſche Lilje, laß mich wie die Roſe bluͤhn! 6. Soll dein ganzes Lob geſchrieben, vom Beginn zum Ziele, ſeyn, Muͤſſen Paradieſesvoͤgel Spender ihrer Kiele ſeyn: Meine Lieder, Tepp'che ſind es, die ich breite deinem Tritt, Doch ſie koͤnnten Baldachine, wenn es dir gefiele, ſeyn.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/122
Zitationshilfe: Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/122>, abgerufen am 21.11.2024.