Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.4. Längst verlernt zu kämpfen hätt' ich deinetwegen manchen Straus, Wären deine Blicke kälter, deine Locken minder kraus; Doch du bist ein Bild im Wasser, ohne Wesen und Bestand, Wenn du auch dem Auge schmeichelst, weichst du doch den Händen aus. 5. Freund, es soll auch mir die Jugend ohne Liebgekose blühn, Wenn die Blumen einst im Garten nach den Tafeln Mose blühn; Doch es ist der Lenz gekommen, unsre Wege sind ge¬ theilt: Blühe wie die keusche Lilje, laß mich wie die Rose blühn! 6. Soll dein ganzes Lob geschrieben, vom Beginn zum
Ziele, seyn, Müssen Paradiesesvögel Spender ihrer Kiele seyn: Meine Lieder, Tepp'che sind es, die ich breite deinem Tritt, Doch sie könnten Baldachine, wenn es dir gefiele, seyn. 4. Laͤngſt verlernt zu kaͤmpfen haͤtt' ich deinetwegen manchen Straus, Waͤren deine Blicke kaͤlter, deine Locken minder kraus; Doch du biſt ein Bild im Waſſer, ohne Weſen und Beſtand, Wenn du auch dem Auge ſchmeichelſt, weichſt du doch den Haͤnden aus. 5. Freund, es ſoll auch mir die Jugend ohne Liebgekoſe bluͤhn, Wenn die Blumen einſt im Garten nach den Tafeln Moſe bluͤhn; Doch es iſt der Lenz gekommen, unſre Wege ſind ge¬ theilt: Bluͤhe wie die keuſche Lilje, laß mich wie die Roſe bluͤhn! 6. Soll dein ganzes Lob geſchrieben, vom Beginn zum
Ziele, ſeyn, Muͤſſen Paradieſesvoͤgel Spender ihrer Kiele ſeyn: Meine Lieder, Tepp'che ſind es, die ich breite deinem Tritt, Doch ſie koͤnnten Baldachine, wenn es dir gefiele, ſeyn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb n="112" facs="#f0122"/> </div> <div n="4"> <head>4.<lb/></head> <lg type="poem"> <l>Laͤngſt verlernt zu kaͤmpfen haͤtt' ich deinetwegen manchen<lb/><hi rendition="#et">Straus,</hi></l><lb/> <l>Waͤren deine Blicke kaͤlter, deine Locken minder kraus;</l><lb/> <l>Doch du biſt ein Bild im Waſſer, ohne Weſen und<lb/><hi rendition="#et">Beſtand,</hi></l><lb/> <l>Wenn du auch dem Auge ſchmeichelſt, weichſt du doch<lb/><hi rendition="#et">den Haͤnden aus.</hi></l><lb/> </lg> </div> <div n="4"> <head>5.<lb/></head> <lg type="poem"> <l>Freund, es ſoll auch mir die Jugend ohne Liebgekoſe<lb/><hi rendition="#et">bluͤhn,</hi></l><lb/> <l>Wenn die Blumen einſt im Garten nach den Tafeln<lb/><hi rendition="#et">Moſe bluͤhn;</hi></l><lb/> <l>Doch es iſt der Lenz gekommen, unſre Wege ſind ge¬<lb/><hi rendition="#et">theilt:</hi></l><lb/> <l>Bluͤhe wie die keuſche Lilje, laß mich wie die Roſe<lb/><hi rendition="#et">bluͤhn!</hi></l><lb/> </lg> </div> <div n="4"> <head>6.<lb/></head> <lg type="poem"> <l>Soll dein ganzes Lob geſchrieben, vom Beginn zum<lb/><hi rendition="#et">Ziele, ſeyn,</hi></l><lb/> <l>Muͤſſen Paradieſesvoͤgel Spender ihrer Kiele ſeyn:</l><lb/> <l>Meine Lieder, Tepp'che ſind es, die ich breite deinem<lb/><hi rendition="#et">Tritt,</hi></l><lb/> <l>Doch ſie koͤnnten Baldachine, wenn es dir gefiele,<lb/><hi rendition="#et">ſeyn.</hi></l><lb/> </lg> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [112/0122]
4.
Laͤngſt verlernt zu kaͤmpfen haͤtt' ich deinetwegen manchen
Straus,
Waͤren deine Blicke kaͤlter, deine Locken minder kraus;
Doch du biſt ein Bild im Waſſer, ohne Weſen und
Beſtand,
Wenn du auch dem Auge ſchmeichelſt, weichſt du doch
den Haͤnden aus.
5.
Freund, es ſoll auch mir die Jugend ohne Liebgekoſe
bluͤhn,
Wenn die Blumen einſt im Garten nach den Tafeln
Moſe bluͤhn;
Doch es iſt der Lenz gekommen, unſre Wege ſind ge¬
theilt:
Bluͤhe wie die keuſche Lilje, laß mich wie die Roſe
bluͤhn!
6.
Soll dein ganzes Lob geſchrieben, vom Beginn zum
Ziele, ſeyn,
Muͤſſen Paradieſesvoͤgel Spender ihrer Kiele ſeyn:
Meine Lieder, Tepp'che ſind es, die ich breite deinem
Tritt,
Doch ſie koͤnnten Baldachine, wenn es dir gefiele,
ſeyn.
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Zitationshilfe: | Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/122>, abgerufen am 03.03.2025. |