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Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.

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VI.
Die Sterne scheinen, und Alles ist gut,
Sie tadeln Keinen, und Alles ist gut;
D'rum keck, o Schenke, kredenze den Wein,
Den süßen, reinen, und Alles ist gut;
Die Sonnenaugen entflammen den Stern,
Und mich die Deinen, und Alles ist gut;
Dein Schmeicheln, Zürnen und Trotzen und Flehn,
Dein Lachen, Weinen und Alles ist gut;
Die Welt im Großen, und du mir in ihr
Die Welt im Kleinen und Alles ist gut;
Des Hafis Lieder, ich rühme sie laut,
Du rühmst die meinen, und Alles ist gut.

VII.

-- Breve -- Breve -- --, -- Breve -- Breve Breve --

Wer spricht dem Traur'gen Trost zu? Wer gibt dem
Liebenden Rath?

Verwirrung traf mein Antlitz, sobald der Schenke genaht;
Im Weine suche Heil nie, wen ach! die Liebe berauscht:
Wer nüchtern nicht ihr ausweicht, der flieht im Rausche
zu spat.

Um Tücher aus Samarkand, um Perlenschmuck von Aden
Verhandl' ich nicht das Staubkorn, das deine Ferse betrat:
O denk', ich wäre Hafis, und reiche perlenden Wein
Mit reiner Marmorhand mir, im bunten Glas von
Agath!


VI.
Die Sterne ſcheinen, und Alles iſt gut,
Sie tadeln Keinen, und Alles iſt gut;
D’rum keck, o Schenke, kredenze den Wein,
Den ſuͤßen, reinen, und Alles iſt gut;
Die Sonnenaugen entflammen den Stern,
Und mich die Deinen, und Alles iſt gut;
Dein Schmeicheln, Zuͤrnen und Trotzen und Flehn,
Dein Lachen, Weinen und Alles iſt gut;
Die Welt im Großen, und du mir in ihr
Die Welt im Kleinen und Alles iſt gut;
Des Hafis Lieder, ich ruͤhme ſie laut,
Du ruͤhmſt die meinen, und Alles iſt gut.

VII.

⏓ — ⏑ — ⏑ — —, ⏓ — ⏑ — ⏑ ⏑ —

Wer ſpricht dem Traur'gen Troſt zu? Wer gibt dem
Liebenden Rath?

Verwirrung traf mein Antlitz, ſobald der Schenke genaht;
Im Weine ſuche Heil nie, wen ach! die Liebe berauſcht:
Wer nuͤchtern nicht ihr ausweicht, der flieht im Rauſche
zu ſpat.

Um Tuͤcher aus Samarkand, um Perlenſchmuck von Aden
Verhandl’ ich nicht das Staubkorn, das deine Ferſe betrat:
O denk’, ich waͤre Hafis, und reiche perlenden Wein
Mit reiner Marmorhand mir, im bunten Glas von
Agath!


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[106/0116] VI. Die Sterne ſcheinen, und Alles iſt gut, Sie tadeln Keinen, und Alles iſt gut; D’rum keck, o Schenke, kredenze den Wein, Den ſuͤßen, reinen, und Alles iſt gut; Die Sonnenaugen entflammen den Stern, Und mich die Deinen, und Alles iſt gut; Dein Schmeicheln, Zuͤrnen und Trotzen und Flehn, Dein Lachen, Weinen und Alles iſt gut; Die Welt im Großen, und du mir in ihr Die Welt im Kleinen und Alles iſt gut; Des Hafis Lieder, ich ruͤhme ſie laut, Du ruͤhmſt die meinen, und Alles iſt gut. VII. ⏓ — ⏑ — ⏑ — —, ⏓ — ⏑ — ⏑ ⏑ — Wer ſpricht dem Traur'gen Troſt zu? Wer gibt dem Liebenden Rath? Verwirrung traf mein Antlitz, ſobald der Schenke genaht; Im Weine ſuche Heil nie, wen ach! die Liebe berauſcht: Wer nuͤchtern nicht ihr ausweicht, der flieht im Rauſche zu ſpat. Um Tuͤcher aus Samarkand, um Perlenſchmuck von Aden Verhandl’ ich nicht das Staubkorn, das deine Ferſe betrat: O denk’, ich waͤre Hafis, und reiche perlenden Wein Mit reiner Marmorhand mir, im bunten Glas von Agath!

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Zitationshilfe: Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/116>, abgerufen am 21.11.2024.