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Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.

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XVIII.
Ich bin wie Leib dem Geist, wie Geist dem Leibe dir!
Ich bin wie Weib dem Mann, wie Mann dem Weibe dir!
Wen darfst du lieben sonst, da von der Lippe weg
Mit ew'gen Küssen ich den Tod vertreibe dir?
Ich bin dir Rosenduft, dir Nachtigallgesang,
Ich bin der Sonne Pfeil, des Mondes Scheibe dir!
Was willst du noch? Was blickt die Sehnsucht noch umher?
Wirf Alles, Alles hin, du weißt, ich bleibe dir!

XIX.
Die Ruhe wohnt in deinen Zügen, Freund!
Doch auch ein selbstisches Genügen, Freund!
Sie kleiden sich in sichre Harmonie,
Uns um so sichrer zu betrügen, Freund!
Doch suchen mehr wir, als die glatte Stirn,
Die keine Runzel wagt zu pflügen, Freund!
Was in den Adern uns lebendig rollt,
Es sey kein Leben, das wir lügen, Freund!
Kein Fächer sey der schöne Fittig dir,
Er trage dich zu hohen Flügen, Freund!

XVIII.
Ich bin wie Leib dem Geiſt, wie Geiſt dem Leibe dir!
Ich bin wie Weib dem Mann, wie Mann dem Weibe dir!
Wen darfſt du lieben ſonſt, da von der Lippe weg
Mit ew'gen Kuͤſſen ich den Tod vertreibe dir?
Ich bin dir Roſenduft, dir Nachtigallgeſang,
Ich bin der Sonne Pfeil, des Mondes Scheibe dir!
Was willſt du noch? Was blickt die Sehnſucht noch umher?
Wirf Alles, Alles hin, du weißt, ich bleibe dir!

XIX.
Die Ruhe wohnt in deinen Zuͤgen, Freund!
Doch auch ein ſelbſtiſches Genuͤgen, Freund!
Sie kleiden ſich in ſichre Harmonie,
Uns um ſo ſichrer zu betruͤgen, Freund!
Doch ſuchen mehr wir, als die glatte Stirn,
Die keine Runzel wagt zu pfluͤgen, Freund!
Was in den Adern uns lebendig rollt,
Es ſey kein Leben, das wir luͤgen, Freund!
Kein Faͤcher ſey der ſchoͤne Fittig dir,
Er trage dich zu hohen Fluͤgen, Freund!

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[96/0106] XVIII. Ich bin wie Leib dem Geiſt, wie Geiſt dem Leibe dir! Ich bin wie Weib dem Mann, wie Mann dem Weibe dir! Wen darfſt du lieben ſonſt, da von der Lippe weg Mit ew'gen Kuͤſſen ich den Tod vertreibe dir? Ich bin dir Roſenduft, dir Nachtigallgeſang, Ich bin der Sonne Pfeil, des Mondes Scheibe dir! Was willſt du noch? Was blickt die Sehnſucht noch umher? Wirf Alles, Alles hin, du weißt, ich bleibe dir! XIX. Die Ruhe wohnt in deinen Zuͤgen, Freund! Doch auch ein ſelbſtiſches Genuͤgen, Freund! Sie kleiden ſich in ſichre Harmonie, Uns um ſo ſichrer zu betruͤgen, Freund! Doch ſuchen mehr wir, als die glatte Stirn, Die keine Runzel wagt zu pfluͤgen, Freund! Was in den Adern uns lebendig rollt, Es ſey kein Leben, das wir luͤgen, Freund! Kein Faͤcher ſey der ſchoͤne Fittig dir, Er trage dich zu hohen Fluͤgen, Freund!

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Zitationshilfe: Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/106>, abgerufen am 21.11.2024.