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Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688.

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Pferde-Schatz.
[Spaltenumbruch] in welchem es die Erden gar wenig verlassen darff/
solche aber nicht gar zu fassen behalten/ damit es am
nachrutschen nicht verhindert werde: Solche beyde
hintern Schenckel aber müssen gleicher Gestalt zu-
gleich und zu einer Zeit erhoben/ fortgesetzet/ und ge-
stellet werden/ und dasselbe in einer solchen gewissen
continuirenden Bezeigung/ daß es in einer Zeit und
Höhe oder Maaß/ auch Weite deß Orts/ in Fassung
der Erden/ gleichen Distantz/ wie in gleicher Form
und Art geschehe/ nicht einmal höher/ weiter/ oder
geschwinder/ als das andere mal.

Rund.

Auff der Runde aber/ hat es keinen andern Unter-
scheid/ als die Verfassung deß gantzen Leibes in an-
dern Bezeigungen erfordert.

Zur Seiten.

Auff der Traversir-Lini ist nicht weniger allein die-
ses erfordert/ als was die Bereitschafft deß obern/ und
untern Theils nicht vermeyden wil.

Die 21. Abbildung.
Ballo dato.

Dieser Schul rechte Gestalt und Eigenschafften
erscheinen in der 21. Abbildung/ wie derselben Be-
schreibung in der Staffel-Ordnung begriffen/ also
hier nicht zu wiederholen ist.

Jm Sprüngen.

Jm Springen wird der Schenckel/ so am nechsten
unter dem Leib stehet/ die meiste Last zu empfinden/
und zu ertragen haben. Je gerader ein Schenckel
unter dem Leibe stehet/ je geschickter ist er zu heben und
zu tragen. Weil dann in dem heben ein Schenckel
nicht mehr als der ander an Stärcke zu bezeigen hat/
(so ungleich gesetzte Schenckel nicht leisten können:)
so erfordern alle hohe Sprüng/ daß die Schenckel
in gantz gleicher Stärcke und Maaß/ auch gantz
gleich unter dem Leibe/ von dem erheben stehen sollen/
daß sie im heben einander nicht verlassen/ sondern ei-
ner dem andern Hülffe leistet/ und das ihrige zu
gleicher Zeit/ und in gleicher Würckung verrichten.

Es sollen sich im Anfang deß Sprungs beyde vor-
dere Schenckel zu einer Zeit/ zu erst erheben/ darauff
die Hintern die Erden auch zugleich verlassen/ damit
sie das Obertheil mit gleicher Stärcke heben können.

Jm Mittel deß Sprungs sollen sich die hintern
Schenckel/ (so viel sie können/) an den Bauch zie-
hen/ wodurch die Geschicklichkeit und Verschonung
im sanfften niedersetzen erhalten werden. Denn je
gerader und starrender sie zur Erden kommen/ und
gegen derselben prällen/ je schmertzlicher und schäd-
licher wird es den Schenckeln werden/ sich wieder zu
erheben/ und zu continuiren.

Das Ende deß Sprungs und Niedersetzen muß
mit gleichen Schenckeln/ gantz gleicher Stärcke/ in
einer Zeit und Maaß/ wie das erheben beschehen/ und
in solcher gleichen Form/ neben einander im nieder-
[Spaltenumbruch] setzen/ damit sie einen Effect leisten/ denn die Schen-
ckel/ (so für einander oder zu ungleicher Zeit erhe-
bet/ und niedergesetzet werden/) können keine Stär-
cke oder Sicherheit behalten/ noch minder einerley
Empfindlichkeit/ der obern Last haben/ weil der/ so
am meisten perpenticular unter dem Leib stehet/ das
meiste außzustehen haben/ also desto ehe verderbt wer-
den kan/ wie aber die Füsse nicht in gleicher Form ge-
bogen werden können/ welche nicht in gleicher Weite
von dem Leibe ab/ auff der Erden stehen/ also können
sie auch nicht in einerley Wolstand und Tauerhafftig-
keit das ihre verrichten.

Je mehr sie nun gebogen zu der Erden kommen/
je wolständiger/ stärcker und sicherer werden sie sich
bezeigen. Und zwar sollen die Spitzen die Erden erst-
lich fassen/ so sich an den vordern Huffeysen befinden/
die hintern Füsse aber/ immittelst unter den Leib ge-
zogen/ an sich gehalten/ im Erden fassen/ die Knie
neigen/ daß sie den Leib nicht fallen/ sondern gemach
und sanfft folgen/ oder sincken lassen.

Jm Springen soll auch ein Pferd mit den hin-
tern Eysen/ der vordern verlassenen Fußstapffen ein-
nehmen/ gleich wie im Gallopp/ damit es desto höher
und fertiger springen kan/ und der Reuter um so viel
weniger beweget werde/ auch gemächlicher sitzen kön-
ne/ denn so weit die hintern Schenckel zurück bleiben/
so viel weniger kan das hintere Theil das Vordere
auff sich/ oder auffsassen und halten/ davon das Vor-
dere zu frühe zur Erden sincken/ das Vordere dem
Hintern nicht weichen/ dem Reuter in der Mitte ein
Prällen verursachen/ auch vornen oder hinten zu viel
oder zu wenig Erden nehmen. Wo das Vordertheil
nahend von dem Hintern gehebet wird/ so kan es um
so viel kräfftiger stehen/ als einem Menschen eine Last
zu erheben leichter wird/ um so viel er näher dabey/ als
davon abstehet.

Je höher nun die Sprüng in die Lufft reichen/ je
lobwürdiger wird es dem Reuter und dem Pferde
seyn/ dahero solches nur von vermöglichen Pferden
zu erwarten/ die es mit gratia, vermittelst ihrer Stär-
cke verrichten können/ die Unvermöglichen aber/ seyn
billich davon zu lassen/ weil weder sicherheit noch
Wolstand bey ihrem gezwungenen Springen ist.

Jn engen Wendungen hat sich ein Pferd im
springen auff der Traversir-Lini/ eben also zu verhal-
ten/ wie es sich sonsten in den engen Wendungen be-
zeigen solle/ sowol im setzen der Schenckel/ (welche
es eben in solcher Weite und Enge/ wie in Volten
nehmen muß/) als auff der Traversir-Lini/ daß sich
in Setzung der Schenckel/ und aller anderer Ver-
haltung/ bey und ob der Erden kein Unterschied
finde.

Vor allem muß auch die Zeit deß niedersetzens/
so kurtz im niedersetzen seyn/ in welcher sich die Vor-
dern zu erst/ denn die Hintern so eylfertig darauff
erheben/ und wieder zur Erden setzen/ daß zwar das
Gehör zween Thon/ und zwar der Erste leiser/ und
nicht so laut als der andere/ eigentlich auff einan-
der folgen/ daß darzwischen gar nichts/ und so we-
nig/ als zwischen einer Martanten und dem Schlag
zu urtheilen seye/ wo das Vordertheil früher (als ob-
gesetzet (zur Erden kommet/ so kan das Hintertheil

solches
Uu 2

Pferde-Schatz.
[Spaltenumbruch] in welchem es die Erden gar wenig verlaſſen darff/
ſolche aber nicht gar zu faſſen behalten/ damit es am
nachrutſchen nicht verhindert werde: Solche beyde
hintern Schenckel aber muͤſſen gleicher Geſtalt zu-
gleich und zu einer Zeit erhoben/ fortgeſetzet/ und ge-
ſtellet werden/ und daſſelbe in einer ſolchen gewiſſen
continuirenden Bezeigung/ daß es in einer Zeit und
Hoͤhe oder Maaß/ auch Weite deß Orts/ in Faſſung
der Erden/ gleichen Diſtantz/ wie in gleicher Form
und Art geſchehe/ nicht einmal hoͤher/ weiter/ oder
geſchwinder/ als das andere mal.

Rund.

Auff der Runde aber/ hat es keinen andern Unter-
ſcheid/ als die Verfaſſung deß gantzen Leibes in an-
dern Bezeigungen erfordert.

Zur Seiten.

Auff der Traverſir-Lini iſt nicht weniger allein die-
ſes erfordert/ als was die Bereitſchafft deß obern/ und
untern Theils nicht vermeyden wil.

Die 21. Abbildung.
Ballo dato.

Dieſer Schul rechte Geſtalt und Eigenſchafften
erſcheinen in der 21. Abbildung/ wie derſelben Be-
ſchreibung in der Staffel-Ordnung begriffen/ alſo
hier nicht zu wiederholen iſt.

Jm Spruͤngen.

Jm Springen wird der Schenckel/ ſo am nechſten
unter dem Leib ſtehet/ die meiſte Laſt zu empfinden/
und zu ertragen haben. Je gerader ein Schenckel
unter dem Leibe ſtehet/ je geſchickter iſt er zu heben und
zu tragen. Weil dann in dem heben ein Schenckel
nicht mehr als der ander an Staͤrcke zu bezeigen hat/
(ſo ungleich geſetzte Schenckel nicht leiſten koͤnnen:)
ſo erfordern alle hohe Spruͤng/ daß die Schenckel
in gantz gleicher Staͤrcke und Maaß/ auch gantz
gleich unter dem Leibe/ von dem erheben ſtehen ſollen/
daß ſie im heben einander nicht verlaſſen/ ſondern ei-
ner dem andern Huͤlffe leiſtet/ und das ihrige zu
gleicher Zeit/ und in gleicher Wuͤrckung verrichten.

Es ſollen ſich im Anfang deß Sprungs beyde vor-
dere Schenckel zu einer Zeit/ zu erſt erheben/ darauff
die Hintern die Erden auch zugleich verlaſſen/ damit
ſie das Obertheil mit gleicher Staͤrcke heben koͤnnen.

Jm Mittel deß Sprungs ſollen ſich die hintern
Schenckel/ (ſo viel ſie koͤnnen/) an den Bauch zie-
hen/ wodurch die Geſchicklichkeit und Verſchonung
im ſanfften niederſetzen erhalten werden. Denn je
gerader und ſtarrender ſie zur Erden kommen/ und
gegen derſelben praͤllen/ je ſchmertzlicher und ſchaͤd-
licher wird es den Schenckeln werden/ ſich wieder zu
erheben/ und zu continuiren.

Das Ende deß Sprungs und Niederſetzen muß
mit gleichen Schenckeln/ gantz gleicher Staͤrcke/ in
einer Zeit und Maaß/ wie das erheben beſchehen/ und
in ſolcher gleichen Form/ neben einander im nieder-
[Spaltenumbruch] ſetzen/ damit ſie einen Effect leiſten/ denn die Schen-
ckel/ (ſo fuͤr einander oder zu ungleicher Zeit erhe-
bet/ und niedergeſetzet werden/) koͤnnen keine Staͤr-
cke oder Sicherheit behalten/ noch minder einerley
Empfindlichkeit/ der obern Laſt haben/ weil der/ ſo
am meiſten perpenticular unter dem Leib ſtehet/ das
meiſte außzuſtehen haben/ alſo deſto ehe verderbt wer-
den kan/ wie aber die Fuͤſſe nicht in gleicher Form ge-
bogen werden koͤnnen/ welche nicht in gleicher Weite
von dem Leibe ab/ auff der Erden ſtehen/ alſo koͤnnen
ſie auch nicht in einerley Wolſtand und Tauerhafftig-
keit das ihre verrichten.

Je mehr ſie nun gebogen zu der Erden kommen/
je wolſtaͤndiger/ ſtaͤrcker und ſicherer werden ſie ſich
bezeigen. Und zwar ſollen die Spitzen die Erden erſt-
lich faſſen/ ſo ſich an den vordern Huffeyſen befinden/
die hintern Fuͤſſe aber/ immittelſt unter den Leib ge-
zogen/ an ſich gehalten/ im Erden faſſen/ die Knie
neigen/ daß ſie den Leib nicht fallen/ ſondern gemach
und ſanfft folgen/ oder ſincken laſſen.

Jm Springen ſoll auch ein Pferd mit den hin-
tern Eyſen/ der vordern verlaſſenen Fußſtapffen ein-
nehmen/ gleich wie im Gallopp/ damit es deſto hoͤher
und fertiger ſpringen kan/ und der Reuter um ſo viel
weniger beweget werde/ auch gemaͤchlicher ſitzen koͤn-
ne/ denn ſo weit die hintern Schenckel zuruͤck bleiben/
ſo viel weniger kan das hintere Theil das Vordere
auff ſich/ oder auffſaſſen und halten/ davon das Vor-
dere zu fruͤhe zur Erden ſincken/ das Vordere dem
Hintern nicht weichen/ dem Reuter in der Mitte ein
Praͤllen verurſachen/ auch vornen oder hinten zu viel
oder zu wenig Erden nehmen. Wo das Vordertheil
nahend von dem Hintern gehebet wird/ ſo kan es um
ſo viel kraͤfftiger ſtehen/ als einem Menſchen eine Laſt
zu erheben leichter wird/ um ſo viel er naͤher dabey/ als
davon abſtehet.

Je hoͤher nun die Spruͤng in die Lufft reichen/ je
lobwuͤrdiger wird es dem Reuter und dem Pferde
ſeyn/ dahero ſolches nur von vermoͤglichen Pferden
zu erwarten/ die es mit gratia, vermittelſt ihrer Staͤr-
cke verrichten koͤnnen/ die Unvermoͤglichen aber/ ſeyn
billich davon zu laſſen/ weil weder ſicherheit noch
Wolſtand bey ihrem gezwungenen Springen iſt.

Jn engen Wendungen hat ſich ein Pferd im
ſpringen auff der Traverſir-Lini/ eben alſo zu verhal-
ten/ wie es ſich ſonſten in den engen Wendungen be-
zeigen ſolle/ ſowol im ſetzen der Schenckel/ (welche
es eben in ſolcher Weite und Enge/ wie in Volten
nehmen muß/) als auff der Traverſir-Lini/ daß ſich
in Setzung der Schenckel/ und aller anderer Ver-
haltung/ bey und ob der Erden kein Unterſchied
finde.

Vor allem muß auch die Zeit deß niederſetzens/
ſo kurtz im niederſetzen ſeyn/ in welcher ſich die Vor-
dern zu erſt/ denn die Hintern ſo eylfertig darauff
erheben/ und wieder zur Erden ſetzen/ daß zwar das
Gehoͤr zween Thon/ und zwar der Erſte leiſer/ und
nicht ſo laut als der andere/ eigentlich auff einan-
der folgen/ daß darzwiſchen gar nichts/ und ſo we-
nig/ als zwiſchen einer Martanten und dem Schlag
zu urtheilen ſeye/ wo das Vordertheil fruͤher (als ob-
geſetzet (zur Erden kommet/ ſo kan das Hintertheil

ſolches
Uu 2
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[339/0391] Pferde-Schatz. in welchem es die Erden gar wenig verlaſſen darff/ ſolche aber nicht gar zu faſſen behalten/ damit es am nachrutſchen nicht verhindert werde: Solche beyde hintern Schenckel aber muͤſſen gleicher Geſtalt zu- gleich und zu einer Zeit erhoben/ fortgeſetzet/ und ge- ſtellet werden/ und daſſelbe in einer ſolchen gewiſſen continuirenden Bezeigung/ daß es in einer Zeit und Hoͤhe oder Maaß/ auch Weite deß Orts/ in Faſſung der Erden/ gleichen Diſtantz/ wie in gleicher Form und Art geſchehe/ nicht einmal hoͤher/ weiter/ oder geſchwinder/ als das andere mal. Rund. Auff der Runde aber/ hat es keinen andern Unter- ſcheid/ als die Verfaſſung deß gantzen Leibes in an- dern Bezeigungen erfordert. Zur Seiten. Auff der Traverſir-Lini iſt nicht weniger allein die- ſes erfordert/ als was die Bereitſchafft deß obern/ und untern Theils nicht vermeyden wil. Die 21. Abbildung. Ballo dato. Dieſer Schul rechte Geſtalt und Eigenſchafften erſcheinen in der 21. Abbildung/ wie derſelben Be- ſchreibung in der Staffel-Ordnung begriffen/ alſo hier nicht zu wiederholen iſt. Jm Spruͤngen. Jm Springen wird der Schenckel/ ſo am nechſten unter dem Leib ſtehet/ die meiſte Laſt zu empfinden/ und zu ertragen haben. Je gerader ein Schenckel unter dem Leibe ſtehet/ je geſchickter iſt er zu heben und zu tragen. Weil dann in dem heben ein Schenckel nicht mehr als der ander an Staͤrcke zu bezeigen hat/ (ſo ungleich geſetzte Schenckel nicht leiſten koͤnnen:) ſo erfordern alle hohe Spruͤng/ daß die Schenckel in gantz gleicher Staͤrcke und Maaß/ auch gantz gleich unter dem Leibe/ von dem erheben ſtehen ſollen/ daß ſie im heben einander nicht verlaſſen/ ſondern ei- ner dem andern Huͤlffe leiſtet/ und das ihrige zu gleicher Zeit/ und in gleicher Wuͤrckung verrichten. Es ſollen ſich im Anfang deß Sprungs beyde vor- dere Schenckel zu einer Zeit/ zu erſt erheben/ darauff die Hintern die Erden auch zugleich verlaſſen/ damit ſie das Obertheil mit gleicher Staͤrcke heben koͤnnen. Jm Mittel deß Sprungs ſollen ſich die hintern Schenckel/ (ſo viel ſie koͤnnen/) an den Bauch zie- hen/ wodurch die Geſchicklichkeit und Verſchonung im ſanfften niederſetzen erhalten werden. Denn je gerader und ſtarrender ſie zur Erden kommen/ und gegen derſelben praͤllen/ je ſchmertzlicher und ſchaͤd- licher wird es den Schenckeln werden/ ſich wieder zu erheben/ und zu continuiren. Das Ende deß Sprungs und Niederſetzen muß mit gleichen Schenckeln/ gantz gleicher Staͤrcke/ in einer Zeit und Maaß/ wie das erheben beſchehen/ und in ſolcher gleichen Form/ neben einander im nieder- ſetzen/ damit ſie einen Effect leiſten/ denn die Schen- ckel/ (ſo fuͤr einander oder zu ungleicher Zeit erhe- bet/ und niedergeſetzet werden/) koͤnnen keine Staͤr- cke oder Sicherheit behalten/ noch minder einerley Empfindlichkeit/ der obern Laſt haben/ weil der/ ſo am meiſten perpenticular unter dem Leib ſtehet/ das meiſte außzuſtehen haben/ alſo deſto ehe verderbt wer- den kan/ wie aber die Fuͤſſe nicht in gleicher Form ge- bogen werden koͤnnen/ welche nicht in gleicher Weite von dem Leibe ab/ auff der Erden ſtehen/ alſo koͤnnen ſie auch nicht in einerley Wolſtand und Tauerhafftig- keit das ihre verrichten. Je mehr ſie nun gebogen zu der Erden kommen/ je wolſtaͤndiger/ ſtaͤrcker und ſicherer werden ſie ſich bezeigen. Und zwar ſollen die Spitzen die Erden erſt- lich faſſen/ ſo ſich an den vordern Huffeyſen befinden/ die hintern Fuͤſſe aber/ immittelſt unter den Leib ge- zogen/ an ſich gehalten/ im Erden faſſen/ die Knie neigen/ daß ſie den Leib nicht fallen/ ſondern gemach und ſanfft folgen/ oder ſincken laſſen. Jm Springen ſoll auch ein Pferd mit den hin- tern Eyſen/ der vordern verlaſſenen Fußſtapffen ein- nehmen/ gleich wie im Gallopp/ damit es deſto hoͤher und fertiger ſpringen kan/ und der Reuter um ſo viel weniger beweget werde/ auch gemaͤchlicher ſitzen koͤn- ne/ denn ſo weit die hintern Schenckel zuruͤck bleiben/ ſo viel weniger kan das hintere Theil das Vordere auff ſich/ oder auffſaſſen und halten/ davon das Vor- dere zu fruͤhe zur Erden ſincken/ das Vordere dem Hintern nicht weichen/ dem Reuter in der Mitte ein Praͤllen verurſachen/ auch vornen oder hinten zu viel oder zu wenig Erden nehmen. Wo das Vordertheil nahend von dem Hintern gehebet wird/ ſo kan es um ſo viel kraͤfftiger ſtehen/ als einem Menſchen eine Laſt zu erheben leichter wird/ um ſo viel er naͤher dabey/ als davon abſtehet. Je hoͤher nun die Spruͤng in die Lufft reichen/ je lobwuͤrdiger wird es dem Reuter und dem Pferde ſeyn/ dahero ſolches nur von vermoͤglichen Pferden zu erwarten/ die es mit gratia, vermittelſt ihrer Staͤr- cke verrichten koͤnnen/ die Unvermoͤglichen aber/ ſeyn billich davon zu laſſen/ weil weder ſicherheit noch Wolſtand bey ihrem gezwungenen Springen iſt. Jn engen Wendungen hat ſich ein Pferd im ſpringen auff der Traverſir-Lini/ eben alſo zu verhal- ten/ wie es ſich ſonſten in den engen Wendungen be- zeigen ſolle/ ſowol im ſetzen der Schenckel/ (welche es eben in ſolcher Weite und Enge/ wie in Volten nehmen muß/) als auff der Traverſir-Lini/ daß ſich in Setzung der Schenckel/ und aller anderer Ver- haltung/ bey und ob der Erden kein Unterſchied finde. Vor allem muß auch die Zeit deß niederſetzens/ ſo kurtz im niederſetzen ſeyn/ in welcher ſich die Vor- dern zu erſt/ denn die Hintern ſo eylfertig darauff erheben/ und wieder zur Erden ſetzen/ daß zwar das Gehoͤr zween Thon/ und zwar der Erſte leiſer/ und nicht ſo laut als der andere/ eigentlich auff einan- der folgen/ daß darzwiſchen gar nichts/ und ſo we- nig/ als zwiſchen einer Martanten und dem Schlag zu urtheilen ſeye/ wo das Vordertheil fruͤher (als ob- geſetzet (zur Erden kommet/ ſo kan das Hintertheil ſolches Uu 2

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Zitationshilfe: Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688/391>, abgerufen am 21.11.2024.