Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688.Pferde-Schatz. [Spaltenumbruch]
11. Die von dem Auffligen des Mundstücks die Zungen ausstrecken. 12. Welche ein gar zu zartes Appogio auff das Mundstück erzeigen/ und dasselbe gar nicht leyden wollen oder können. 13. Die ein durchbrochenes oder gantz vernichtes Kin haben/ welches ohne das von so grosser Unem- pfindlichkeit ist/ daran der Kinketten Würckungen einiges Fühlen hat. 14. Welche gar sicherer Schenckel seyn/ daß sie kei- ner Versicherung des Zaums bedürffen/ sondern alle ihre bewegliche Verrichtungen/ aus eigenen Kräfften holen/ und ihres Leibes/ und allerley Art Sätze ihrer Schenckel mächtig seyn. 2. Bey oberwähnten Eigenschafften werden die Trensen/ den kaltsinnigen/ sittsamen Pferden jederzeit anständiger und sicherer zugebrauchen seyn. Die Trensen haben unter allen ernstlichen Hand- 1. in dem langen Lauff/ weil unfehlbar ein Pferd/ in seiner völligen Freyheit des Kopffs/ weiter avanziret/ als das mit Stangen und Mundstück gezwungen wird. Nur daß man die Pferde in den Trensen/ nicht so sicher/ leicht und bald inbehalten kan/ an welchem nicht we- niger als an dem schnellen Lauff gelegen. 2. Bey den Gängern/ denn je freyer deren Kopff ist/ je weniger wird ihr geschwindes avanziren ver- hindert. 3. Bey den Reise-Pferden ist 1. derselben Maul und Kin zu verschonen/ 2. auch das geschwinde Fort- kommen befördert. 4. Bey den Hand-Pferden zum Nebenführen/ wegen Verschonung des Mauls. 5. Post-Pferden/ wegen der Geschwindigkeit. 6. Den Soldaten-Pferden auff Parthey weite Ritt zu verrichten. 7. Jn Kriegs- und wichtigen Handlungen/ so fern sie durch oberwehnte Eigenschafften darinnen wol unterwiesen und bestätiget worden. Die Trensen sollen zum wenigsten eines guten Der Hungaren Trensen/ so auf beyden Seiten Weiterer Unterricht Von dem Tränck- oder Flügel Gebiß/ Trensen oder Cantarren. Man siehet gegenwärtige Welt ein grosses Belie- Ob nun dasselbe bey etlichen aus sonderlicher Wis- Dann so viel diese Zäumungs-Art mit Trensen 2. Auch nicht in grossem Getümmel bey vielen Nun giebet aber die tägliche Erfahrung zu erken- Und ob gleich bey eines und des andern Reuters So viel sich aber dieser Art Pferde/ in solchen un- möch-
Pferde-Schatz. [Spaltenumbruch]
11. Die von dem Auffligen des Mundſtuͤcks die Zungen ausſtrecken. 12. Welche ein gar zu zartes Appogio auff das Mundſtuͤck erzeigen/ und daſſelbe gar nicht leyden wollen oder koͤnnen. 13. Die ein durchbrochenes oder gantz vernichtes Kin haben/ welches ohne das von ſo groſſer Unem- pfindlichkeit iſt/ daran der Kinketten Wuͤrckungen einiges Fuͤhlen hat. 14. Welche gar ſicherer Schenckel ſeyn/ daß ſie kei- ner Verſicherung des Zaums beduͤrffen/ ſondern alle ihre bewegliche Verrichtungen/ aus eigenen Kraͤfften holen/ und ihres Leibes/ und allerley Art Saͤtze ihrer Schenckel maͤchtig ſeyn. 2. Bey oberwaͤhnten Eigenſchafften werden die Trenſen/ den kaltſinnigen/ ſittſamen Pferden jederzeit anſtaͤndiger und ſicherer zugebrauchen ſeyn. Die Trenſen haben unter allen ernſtlichen Hand- 1. in dem langen Lauff/ weil unfehlbar ein Pferd/ in ſeiner voͤlligen Freyheit des Kopffs/ weiter avanziret/ als das mit Stangen und Mundſtuͤck gezwungen wird. Nur daß man die Pferde in den Trenſen/ nicht ſo ſicher/ leicht und bald inbehalten kan/ an welchem nicht we- niger als an dem ſchnellen Lauff gelegen. 2. Bey den Gaͤngern/ denn je freyer deren Kopff iſt/ je weniger wird ihr geſchwindes avanziren ver- hindert. 3. Bey den Reiſe-Pferden iſt 1. derſelben Maul und Kin zu verſchonen/ 2. auch das geſchwinde Fort- kommen befoͤrdert. 4. Bey den Hand-Pferden zum Nebenfuͤhren/ wegen Verſchonung des Mauls. 5. Poſt-Pferden/ wegen der Geſchwindigkeit. 6. Den Soldaten-Pferden auff Parthey weite Ritt zu verrichten. 7. Jn Kriegs- und wichtigen Handlungen/ ſo fern ſie durch oberwehnte Eigenſchafften darinnen wol unterwieſen und beſtaͤtiget worden. Die Trenſen ſollen zum wenigſten eines guten Der Hungaren Trenſen/ ſo auf beyden Seiten Weiterer Unterricht Von dem Traͤnck- oder Fluͤgel Gebiß/ Trenſen oder Cantarren. Man ſiehet gegenwaͤrtige Welt ein groſſes Belie- Ob nun daſſelbe bey etlichen aus ſonderlicher Wiſ- Dann ſo viel dieſe Zaͤumungs-Art mit Trenſen 2. Auch nicht in groſſem Getuͤmmel bey vielen Nun giebet aber die taͤgliche Erfahrung zu erken- Und ob gleich bey eines und des andern Reuters So viel ſich aber dieſer Art Pferde/ in ſolchen un- moͤch-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <list> <item> <list> <pb facs="#f0253" n="239"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Pferde-Schatz.</hi> </fw><lb/> <cb/> <item>11. Die von dem Auffligen des Mundſtuͤcks die<lb/> Zungen ausſtrecken.</item><lb/> <item>12. Welche ein gar zu zartes <hi rendition="#aq">Appogio</hi> auff das<lb/> Mundſtuͤck erzeigen/ und daſſelbe gar nicht leyden<lb/> wollen oder koͤnnen.</item><lb/> <item>13. Die ein durchbrochenes oder gantz vernichtes<lb/> Kin haben/ welches ohne das von ſo groſſer Unem-<lb/> pfindlichkeit iſt/ daran der Kinketten Wuͤrckungen<lb/> einiges Fuͤhlen hat.</item><lb/> <item>14. Welche gar ſicherer Schenckel ſeyn/ daß ſie kei-<lb/> ner Verſicherung des Zaums beduͤrffen/ ſondern alle<lb/> ihre bewegliche Verrichtungen/ aus eigenen Kraͤfften<lb/> holen/ und ihres Leibes/ und allerley Art Saͤtze ihrer<lb/> Schenckel maͤchtig ſeyn.</item> </list> </item><lb/> <item>2. Bey oberwaͤhnten Eigenſchafften werden die<lb/> Trenſen/ den kaltſinnigen/ ſittſamen Pferden jederzeit<lb/> anſtaͤndiger und ſicherer zugebrauchen ſeyn.</item> </list><lb/> <p>Die Trenſen haben unter allen ernſtlichen Hand-<lb/> lungen keinen beſſern Effect/ als <list><item>1. in dem langen<lb/> Lauff/ weil unfehlbar ein Pferd/ in ſeiner voͤlligen<lb/> Freyheit des Kopffs/ weiter avanziret/ als das mit<lb/> Stangen und Mundſtuͤck gezwungen wird. Nur<lb/> daß man die Pferde in den Trenſen/ nicht ſo ſicher/<lb/> leicht und bald inbehalten kan/ an welchem nicht we-<lb/> niger als an dem ſchnellen Lauff gelegen.</item><lb/><item>2. Bey den Gaͤngern/ denn je freyer deren Kopff<lb/> iſt/ je weniger wird ihr geſchwindes avanziren ver-<lb/> hindert.</item><lb/><item>3. Bey den Reiſe-Pferden iſt 1. derſelben Maul<lb/> und Kin zu verſchonen/ 2. auch das geſchwinde Fort-<lb/> kommen befoͤrdert.</item><lb/><item>4. Bey den Hand-Pferden zum Nebenfuͤhren/<lb/> wegen Verſchonung des Mauls.</item><lb/><item>5. Poſt-Pferden/ wegen der Geſchwindigkeit.</item><lb/><item>6. Den Soldaten-Pferden auff Parthey weite<lb/> Ritt zu verrichten.</item><lb/><item>7. Jn Kriegs- und wichtigen Handlungen/ ſo fern<lb/> ſie durch oberwehnte Eigenſchafften darinnen wol<lb/> unterwieſen und beſtaͤtiget worden.</item></list></p><lb/> <p>Die Trenſen ſollen zum wenigſten eines guten<lb/> Fingers dick/ nicht allein wegen der noͤthigen Staͤr-<lb/> cke/ ſondern vielmehr wegen Veꝛſchonung des Mauls<lb/> und ſeiner Theil allenthalben glatt/ rund und gantz<lb/> gemachet ſeyn.</p><lb/> <p>Der Hungaren Trenſen/ ſo auf beyden Seiten<lb/> groſſe Ringe/ ſind nicht vergeblich denen vorgezogen/<lb/> welche gar geſchmeidige Zwerchſtaͤngel oder Ringel<lb/> haben/ welche ihnen durch das Maul gezogen wer-<lb/> den/ wenn man einen Zuͤgel nur etwas ſtaͤrcker/ als<lb/> den andern brauchet/ das groſſen Schaden und Un-<lb/> ordnung im Maul bringet/ ſo die groſſen Ring noch<lb/> beſſer als die Zwerchſtaͤngel verhindern/ und gleiche<lb/> Wuͤrckung der Trenſen verurſachet/ uͤber das die<lb/> Zwerg-Staͤngel in vielen Dingen hinderlich fallen/<lb/> wann ſich eines und anders darein haͤnget.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head><hi rendition="#b">Weiterer Unterricht<lb/> Von dem Traͤnck- oder Fluͤgel Gebiß/</hi><lb/> Trenſen oder Cantarren.</head><lb/> <p>Man ſiehet gegenwaͤrtige Welt ein groſſes Belie-<lb/> ben zu dem Gebrauch der Trenſen oder Cantarren<lb/><cb/> tragen/ damit ſie ſonderlich die Hungariſchen/ Tuͤr-<lb/> ckiſchen/ Polniſchen/ auch Engliſchen Pferde zu zaͤu-<lb/> men pfleget.</p><lb/> <p>Ob nun daſſelbe bey etlichen aus ſonderlicher Wiſ-<lb/> ſenſchafft ihrer Wuͤrckungen oder Curioſitaͤt entſte-<lb/> het/ denen es die andern und meiſten/ (wie andere ge-<lb/> meine Gebraͤuch unwiſſend worumb) nachthun wol-<lb/> len/ nur damit ſie ſich in die allgemeine Weiſe ſchicken/<lb/> wie wol oder uͤbel ſich auch einer und der andere dabey<lb/> befindet und verſichert iſt/ ob es auch nicht bey theils/<lb/> aus Mangel noͤthiger Wiſſenſchafft der ordentlichen<lb/> Zaͤumung/ wider Willen geſchehen muß/ iſt hier zu<lb/> eroͤrtern allzuweitlaͤufftig und unnoͤthig.</p><lb/> <p>Dann ſo viel dieſe Zaͤumungs-Art mit Trenſen<lb/> bey hitzigen Pferden gutes wircken kan/ das wird zum<lb/> groͤſten Theil bey derſelben Voͤlcker Gebrauch und<lb/> Art zu reiten geſchehen muͤſſen/ worzu ſie ſich auſſer<lb/> allem Zweiffel am allerbeſten ſchicket/ und viel beſſer<lb/> als die regulirte Zaͤumung mit Stangen und Mund-<lb/> ſtuͤck reimet/ welche Manier zu reiten aber/ ſonderlich<lb/> in dem Gebrauch der Waffen und in Kriegs-Occa-<lb/> ſionen/ ſich von andern nicht ſo bald und leicht als die<lb/> Einlegung einer Trenſen in des Pferdes Maul wird<lb/> begreiffen/ und auſſer Gefahr/ Schimpff oder Scha-<lb/> den aller Orten und zu jederzeit practiciren laſſen.</p><lb/> <p>2. Auch nicht in groſſem Getuͤmmel bey vielen<lb/> Pferden/ wo alles laut und unruhig/ weil es viel ein<lb/> anders ein ſolches Pferd gantz allein/ als neben andern<lb/> zu uͤben/ davon es nicht erhitzet wird/ oder zum durch-<lb/> dringen Anlaß hat. Jn welchen Faͤllen dieſen Pfer-<lb/> den die ſtrengeſte Zaͤumungs-Mittel kaum gewach-<lb/> ſen/ ſie von denen Bezeigungen ab- und zuruͤck zu hal-<lb/> ten/ die ihnen von ihren Reutern in den Verſamblun-<lb/> gen zugelaſſen oder angemuthet worden.</p><lb/> <p>Nun giebet aber die taͤgliche Erfahrung zu erken-<lb/> nen/ daß ſich die Art zu reiten/ die Waffen zugebrau-<lb/> chen/ (es geſchehe gleich in ernſtlichen Handlungen<lb/> oder in Ritterſpielen/ in welchen umb die Ehr und<lb/> Preiß geſtritten wird/) nicht nach deren Voͤlcker<lb/> Weiſe annehmen oder einfuͤhren laͤſſet/ wo man ſich<lb/> derſelben Pferde gebrauchen will: Viel minder wird<lb/> ſich ihre Zaumungs-Art allein/ ohne die andere Wei-<lb/> ſe/ ſolche Pferde zu regieren/ genung befinden/ daß ſich<lb/> die Pferde darin nach anderer Reuter Art und Wiſ-<lb/> ſenſchafft zwingen laſſen ſolten.</p><lb/> <p>Und ob gleich bey eines und des andern Reuters<lb/> oder Pferdes Hurtigkeit/ ein oder anders Exempel<lb/> auffzubringen: So wird es doch in keiner ſolchen<lb/> Menge an einem Ort und zu einer Zeit geſchehen/<lb/> daß davon eine gemeine Muͤglichkeit zu behaupten.<lb/> Denn wie in den Ritterſpielen nicht vielerley/ ſondern<lb/> eine durchgehende gleiche Art gebrauchet wird: So<lb/> kan im Krieg eines und des andern Geſchickligkeit<lb/> den Feind allein nicht ſchlagen/ ſondern muß ſich zu<lb/> den Seinigen halten/ ſo fern er nicht einige Vermeſ-<lb/> ſenheit gebrauchen/ und daruͤber zu Schaden kom-<lb/> men will.</p><lb/> <p>So viel ſich aber dieſer Art Pferde/ in ſolchen un-<lb/> ruhigen Geſchaͤfften ſo ſittſam erweiſen/ daß ſie mit<lb/> Trenſen leichtlich zu er halten waͤren/ ſo viel derſelben<lb/> <fw place="bottom" type="catch">moͤch-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [239/0253]
Pferde-Schatz.
11. Die von dem Auffligen des Mundſtuͤcks die
Zungen ausſtrecken.
12. Welche ein gar zu zartes Appogio auff das
Mundſtuͤck erzeigen/ und daſſelbe gar nicht leyden
wollen oder koͤnnen.
13. Die ein durchbrochenes oder gantz vernichtes
Kin haben/ welches ohne das von ſo groſſer Unem-
pfindlichkeit iſt/ daran der Kinketten Wuͤrckungen
einiges Fuͤhlen hat.
14. Welche gar ſicherer Schenckel ſeyn/ daß ſie kei-
ner Verſicherung des Zaums beduͤrffen/ ſondern alle
ihre bewegliche Verrichtungen/ aus eigenen Kraͤfften
holen/ und ihres Leibes/ und allerley Art Saͤtze ihrer
Schenckel maͤchtig ſeyn.
2. Bey oberwaͤhnten Eigenſchafften werden die
Trenſen/ den kaltſinnigen/ ſittſamen Pferden jederzeit
anſtaͤndiger und ſicherer zugebrauchen ſeyn.
Die Trenſen haben unter allen ernſtlichen Hand-
lungen keinen beſſern Effect/ als 1. in dem langen
Lauff/ weil unfehlbar ein Pferd/ in ſeiner voͤlligen
Freyheit des Kopffs/ weiter avanziret/ als das mit
Stangen und Mundſtuͤck gezwungen wird. Nur
daß man die Pferde in den Trenſen/ nicht ſo ſicher/
leicht und bald inbehalten kan/ an welchem nicht we-
niger als an dem ſchnellen Lauff gelegen.
2. Bey den Gaͤngern/ denn je freyer deren Kopff
iſt/ je weniger wird ihr geſchwindes avanziren ver-
hindert.
3. Bey den Reiſe-Pferden iſt 1. derſelben Maul
und Kin zu verſchonen/ 2. auch das geſchwinde Fort-
kommen befoͤrdert.
4. Bey den Hand-Pferden zum Nebenfuͤhren/
wegen Verſchonung des Mauls.
5. Poſt-Pferden/ wegen der Geſchwindigkeit.
6. Den Soldaten-Pferden auff Parthey weite
Ritt zu verrichten.
7. Jn Kriegs- und wichtigen Handlungen/ ſo fern
ſie durch oberwehnte Eigenſchafften darinnen wol
unterwieſen und beſtaͤtiget worden.
Die Trenſen ſollen zum wenigſten eines guten
Fingers dick/ nicht allein wegen der noͤthigen Staͤr-
cke/ ſondern vielmehr wegen Veꝛſchonung des Mauls
und ſeiner Theil allenthalben glatt/ rund und gantz
gemachet ſeyn.
Der Hungaren Trenſen/ ſo auf beyden Seiten
groſſe Ringe/ ſind nicht vergeblich denen vorgezogen/
welche gar geſchmeidige Zwerchſtaͤngel oder Ringel
haben/ welche ihnen durch das Maul gezogen wer-
den/ wenn man einen Zuͤgel nur etwas ſtaͤrcker/ als
den andern brauchet/ das groſſen Schaden und Un-
ordnung im Maul bringet/ ſo die groſſen Ring noch
beſſer als die Zwerchſtaͤngel verhindern/ und gleiche
Wuͤrckung der Trenſen verurſachet/ uͤber das die
Zwerg-Staͤngel in vielen Dingen hinderlich fallen/
wann ſich eines und anders darein haͤnget.
Weiterer Unterricht
Von dem Traͤnck- oder Fluͤgel Gebiß/
Trenſen oder Cantarren.
Man ſiehet gegenwaͤrtige Welt ein groſſes Belie-
ben zu dem Gebrauch der Trenſen oder Cantarren
tragen/ damit ſie ſonderlich die Hungariſchen/ Tuͤr-
ckiſchen/ Polniſchen/ auch Engliſchen Pferde zu zaͤu-
men pfleget.
Ob nun daſſelbe bey etlichen aus ſonderlicher Wiſ-
ſenſchafft ihrer Wuͤrckungen oder Curioſitaͤt entſte-
het/ denen es die andern und meiſten/ (wie andere ge-
meine Gebraͤuch unwiſſend worumb) nachthun wol-
len/ nur damit ſie ſich in die allgemeine Weiſe ſchicken/
wie wol oder uͤbel ſich auch einer und der andere dabey
befindet und verſichert iſt/ ob es auch nicht bey theils/
aus Mangel noͤthiger Wiſſenſchafft der ordentlichen
Zaͤumung/ wider Willen geſchehen muß/ iſt hier zu
eroͤrtern allzuweitlaͤufftig und unnoͤthig.
Dann ſo viel dieſe Zaͤumungs-Art mit Trenſen
bey hitzigen Pferden gutes wircken kan/ das wird zum
groͤſten Theil bey derſelben Voͤlcker Gebrauch und
Art zu reiten geſchehen muͤſſen/ worzu ſie ſich auſſer
allem Zweiffel am allerbeſten ſchicket/ und viel beſſer
als die regulirte Zaͤumung mit Stangen und Mund-
ſtuͤck reimet/ welche Manier zu reiten aber/ ſonderlich
in dem Gebrauch der Waffen und in Kriegs-Occa-
ſionen/ ſich von andern nicht ſo bald und leicht als die
Einlegung einer Trenſen in des Pferdes Maul wird
begreiffen/ und auſſer Gefahr/ Schimpff oder Scha-
den aller Orten und zu jederzeit practiciren laſſen.
2. Auch nicht in groſſem Getuͤmmel bey vielen
Pferden/ wo alles laut und unruhig/ weil es viel ein
anders ein ſolches Pferd gantz allein/ als neben andern
zu uͤben/ davon es nicht erhitzet wird/ oder zum durch-
dringen Anlaß hat. Jn welchen Faͤllen dieſen Pfer-
den die ſtrengeſte Zaͤumungs-Mittel kaum gewach-
ſen/ ſie von denen Bezeigungen ab- und zuruͤck zu hal-
ten/ die ihnen von ihren Reutern in den Verſamblun-
gen zugelaſſen oder angemuthet worden.
Nun giebet aber die taͤgliche Erfahrung zu erken-
nen/ daß ſich die Art zu reiten/ die Waffen zugebrau-
chen/ (es geſchehe gleich in ernſtlichen Handlungen
oder in Ritterſpielen/ in welchen umb die Ehr und
Preiß geſtritten wird/) nicht nach deren Voͤlcker
Weiſe annehmen oder einfuͤhren laͤſſet/ wo man ſich
derſelben Pferde gebrauchen will: Viel minder wird
ſich ihre Zaumungs-Art allein/ ohne die andere Wei-
ſe/ ſolche Pferde zu regieren/ genung befinden/ daß ſich
die Pferde darin nach anderer Reuter Art und Wiſ-
ſenſchafft zwingen laſſen ſolten.
Und ob gleich bey eines und des andern Reuters
oder Pferdes Hurtigkeit/ ein oder anders Exempel
auffzubringen: So wird es doch in keiner ſolchen
Menge an einem Ort und zu einer Zeit geſchehen/
daß davon eine gemeine Muͤglichkeit zu behaupten.
Denn wie in den Ritterſpielen nicht vielerley/ ſondern
eine durchgehende gleiche Art gebrauchet wird: So
kan im Krieg eines und des andern Geſchickligkeit
den Feind allein nicht ſchlagen/ ſondern muß ſich zu
den Seinigen halten/ ſo fern er nicht einige Vermeſ-
ſenheit gebrauchen/ und daruͤber zu Schaden kom-
men will.
So viel ſich aber dieſer Art Pferde/ in ſolchen un-
ruhigen Geſchaͤfften ſo ſittſam erweiſen/ daß ſie mit
Trenſen leichtlich zu er halten waͤren/ ſo viel derſelben
moͤch-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |