Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743.Funfzig Maximen wir zeugen keine poetische Kinder; sondern erwird bey uns durch die Kunst dreßiret. 2. Maxime. Wir nehmen witzige und stupide Köpfe in 3. Maxime. Auch die vom schönen Geschlechte werden 4. Maxime. Man versperret auch unsern Gegnern, denen 5. Maxime. Denen zur Froschmäusler-Gesellschaft Ueber- ten
Funfzig Maximen wir zeugen keine poetiſche Kinder; ſondern erwird bey uns durch die Kunſt dreßiret. 2. Maxime. Wir nehmen witzige und ſtupide Koͤpfe in 3. Maxime. Auch die vom ſchoͤnen Geſchlechte werden 4. Maxime. Man verſperret auch unſern Gegnern, denen 5. Maxime. Denen zur Froſchmaͤusler-Geſellſchaft Ueber- ten
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Funfzig Maximen
wir zeugen keine poetiſche Kinder; ſondern er
wird bey uns durch die Kunſt dreßiret.
2. Maxime.
Wir nehmen witzige und ſtupide Koͤpfe in
unſere Geſellſchaft. Jene ſind lernbegierig, und
faſſen alles leicht. Dieſen helfen wir durch fleiſ-
ſigen Unterricht nach, und ſtutzen ſie zu.
3. Maxime.
Auch die vom ſchoͤnen Geſchlechte werden
nicht ſchlechterdings von der Froſchmaͤusler-Ge-
ſellſchaft ausgeſchloſſen, ſie moͤgen Fraͤuleins,
Jungfern, Weiber, Witwen und noch ſonſt
was ſeyn. Sie duͤrfen aber nur fuͤnf Probe-
ſtuͤcke ablegen, ehe ſie in das Froſchmaͤusler-
Buch eingetragen werden.
4. Maxime.
Man verſperret auch unſern Gegnern, denen
großen Poeten von der neuen Sorte, nicht
den Zutritt zu der Froſchmaͤusler-Geſellſchaft;
vielmehr ſiehet man ſie darinn hoͤchſt gerne.
Denn ſie ſind geſchickt, uns alle unſere Kuͤnſte
bald abzulernen, wenn ſie nur die Regeln ihrer
poetiſchen Wiſſenſchaft gerade umkehren; im-
maßen alsdenn die Regeln einer umgekehrten
Poeſie, davon die Froſchmaͤusler-Geſellſchaft
Profeßion macht, als wie aufgedecket liegen.
5. Maxime.
Denen zur Froſchmaͤusler-Geſellſchaft Ueber-
tretenden, wenn ſie einmal im Ruf ſind, daß
ſie natuͤrliche, maͤnnliche und erhabene Poe-
ten
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