§ 43. Die großen Poeten würden wohl thun, wenn sie ihre sogenannte natürliche, männ- liche und erhabene Poesie auch nach mathema- tischer Lehr-Art vortrügen, sonst behalten wir den Vorzug.
Anderes Probestück für einen Candidaten der Froschmäus- ler-Gesellschaft. Vorstellend eine Paralele, oder Vergleichung unterschiedener kriechenden Thiere mit der kriechenden Poesie, wie auch derer Reim- schmiede mit verschiedenen Arten von Schmieden.
§ 1. Unter dem Speise-Ceremoniel der Jüden alten Testaments stand auch diese Regel: Alles, was auf Erden kreucht, soll euch ein Greuel und Scheusal seyn. Jch bin zu wenig, es leidet es auch mein Vorhaben nicht, in die Ab- sichten einzudringen, die den allerhöchsten Ge- setzgeber bewogen, denen Jüden das Essen al- ler kriechenden Thiere zu verbieten. Vor ei- nigen hat man gleichsam von Natur Abscheu; aber etliche, als z. E. Frosch-Käulen, werden heut zu Tage für ein delicates Gerichte gehal- ten. Es ist auch nunmehr dieses ehemalige Ge- setz dergestalt aufgehoben, daß, wenn einer Lust hätte, Schlangen und Ottern zu essen, er nicht
sowol
Vergleichung kriechender Thiere
2. Anmerkung.
§ 43. Die großen Poeten wuͤrden wohl thun, wenn ſie ihre ſogenannte natuͤrliche, maͤnn- liche und erhabene Poeſie auch nach mathema- tiſcher Lehr-Art vortruͤgen, ſonſt behalten wir den Vorzug.
Anderes Probeſtuͤck fuͤr einen Candidaten der Froſchmaͤus- ler-Geſellſchaft. Vorſtellend eine Paralele, oder Vergleichung unterſchiedener kriechenden Thiere mit der kriechenden Poeſie, wie auch derer Reim- ſchmiede mit verſchiedenen Arten von Schmieden.
§ 1. Unter dem Speiſe-Ceremoniel der Juͤden alten Teſtaments ſtand auch dieſe Regel: Alles, was auf Erden kreucht, ſoll euch ein Greuel und Scheuſal ſeyn. Jch bin zu wenig, es leidet es auch mein Vorhaben nicht, in die Ab- ſichten einzudringen, die den allerhoͤchſten Ge- ſetzgeber bewogen, denen Juͤden das Eſſen al- ler kriechenden Thiere zu verbieten. Vor ei- nigen hat man gleichſam von Natur Abſcheu; aber etliche, als z. E. Froſch-Kaͤulen, werden heut zu Tage fuͤr ein delicates Gerichte gehal- ten. Es iſt auch nunmehr dieſes ehemalige Ge- ſetz dergeſtalt aufgehoben, daß, wenn einer Luſt haͤtte, Schlangen und Ottern zu eſſen, er nicht
ſowol
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Vergleichung kriechender Thiere
2. Anmerkung.
§ 43. Die großen Poeten wuͤrden wohl
thun, wenn ſie ihre ſogenannte natuͤrliche, maͤnn-
liche und erhabene Poeſie auch nach mathema-
tiſcher Lehr-Art vortruͤgen, ſonſt behalten wir
den Vorzug.
Anderes Probeſtuͤck
fuͤr einen Candidaten der Froſchmaͤus-
ler-Geſellſchaft.
Vorſtellend eine Paralele, oder Vergleichung
unterſchiedener kriechenden Thiere mit der
kriechenden Poeſie, wie auch derer Reim-
ſchmiede mit verſchiedenen Arten von
Schmieden.
§ 1. Unter dem Speiſe-Ceremoniel der
Juͤden alten Teſtaments ſtand auch dieſe Regel:
Alles, was auf Erden kreucht, ſoll euch ein
Greuel und Scheuſal ſeyn. Jch bin zu wenig,
es leidet es auch mein Vorhaben nicht, in die Ab-
ſichten einzudringen, die den allerhoͤchſten Ge-
ſetzgeber bewogen, denen Juͤden das Eſſen al-
ler kriechenden Thiere zu verbieten. Vor ei-
nigen hat man gleichſam von Natur Abſcheu;
aber etliche, als z. E. Froſch-Kaͤulen, werden
heut zu Tage fuͤr ein delicates Gerichte gehal-
ten. Es iſt auch nunmehr dieſes ehemalige Ge-
ſetz dergeſtalt aufgehoben, daß, wenn einer Luſt
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Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743/48>, abgerufen am 10.01.2025.
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