Tage schlaftrunken geworden, und, wie der träumende Tempelbauer, eine Weile geträu- met hat.
Neunzehendes Couvert. Ein wohlzugerichtetes Spanferkel.
Mir ist, als wenn solches von dem neuen Mundkoch in einer Schüssel aufgetragen und vor mir stehen sähe, wenn ich die Passage des Autoris pag. 13. vom kleinen dicken Franzo- sen lese. Er grunzet daselbst und pag. 14. wie ein spanisch Ferklein, dem das Messer an die Kehle gesetzt wird. Der von ihm beschrie- bene Cerberus hat ihm die Zähne gewiesen; aber wie er gesehen, daß er nicht einmal recht Deutsch reden könne, also ihn das nicht an- gehe, was er, der Cerberus, mit den Deut- schen auszumachen gehabt, hat er ihn, wegen seines anmuthigen Grunzens, mit durchpas- siren lassen. Er will auch in der Stern-No- tepag. 14. dem Voltaire eins an die Waden versetzen, daß er ihm den Tempel des guten Geschmacks vor der Nase zugeschlossen habe. Vielleicht hat Voltaire gedacht, es mögten die deutschen Oui-oui-Rufer mit in den Tem- pel wischen, und in dem Kehrig wühlen, des- sen der Autor pag. 27. gedenket, daher er die Thüre mit Bedacht verschlossen, um ihnen das Einlaufen zu verwehren.
Zwan-
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XIX. Ein Spanferkel.
Tage ſchlaftrunken geworden, und, wie der traͤumende Tempelbauer, eine Weile getraͤu- met hat.
Neunzehendes Couvert. Ein wohlzugerichtetes Spanferkel.
Mir iſt, als wenn ſolches von dem neuen Mundkoch in einer Schuͤſſel aufgetragen und vor mir ſtehen ſaͤhe, wenn ich die Paſſage des Autoris pag. 13. vom kleinen dicken Franzo- ſen leſe. Er grunzet daſelbſt und pag. 14. wie ein ſpaniſch Ferklein, dem das Meſſer an die Kehle geſetzt wird. Der von ihm beſchrie- bene Cerberus hat ihm die Zaͤhne gewieſen; aber wie er geſehen, daß er nicht einmal recht Deutſch reden koͤnne, alſo ihn das nicht an- gehe, was er, der Cerberus, mit den Deut- ſchen auszumachen gehabt, hat er ihn, wegen ſeines anmuthigen Grunzens, mit durchpaſ- ſiren laſſen. Er will auch in der Stern-No- tepag. 14. dem Voltaire eins an die Waden verſetzen, daß er ihm den Tempel des guten Geſchmacks vor der Naſe zugeſchloſſen habe. Vielleicht hat Voltaire gedacht, es moͤgten die deutſchen Oui-oui-Rufer mit in den Tem- pel wiſchen, und in dem Kehrig wuͤhlen, deſ- ſen der Autor pag. 27. gedenket, daher er die Thuͤre mit Bedacht verſchloſſen, um ihnen das Einlaufen zu verwehren.
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XIX. Ein Spanferkel.
Tage ſchlaftrunken geworden, und, wie der
traͤumende Tempelbauer, eine Weile getraͤu-
met hat.
Neunzehendes Couvert.
Ein wohlzugerichtetes Spanferkel.
Mir iſt, als wenn ſolches von dem neuen
Mundkoch in einer Schuͤſſel aufgetragen und
vor mir ſtehen ſaͤhe, wenn ich die Paſſage des
Autoris pag. 13. vom kleinen dicken Franzo-
ſen leſe. Er grunzet daſelbſt und pag. 14.
wie ein ſpaniſch Ferklein, dem das Meſſer an
die Kehle geſetzt wird. Der von ihm beſchrie-
bene Cerberus hat ihm die Zaͤhne gewieſen;
aber wie er geſehen, daß er nicht einmal recht
Deutſch reden koͤnne, alſo ihn das nicht an-
gehe, was er, der Cerberus, mit den Deut-
ſchen auszumachen gehabt, hat er ihn, wegen
ſeines anmuthigen Grunzens, mit durchpaſ-
ſiren laſſen. Er will auch in der Stern-No-
te pag. 14. dem Voltaire eins an die Waden
verſetzen, daß er ihm den Tempel des guten
Geſchmacks vor der Naſe zugeſchloſſen habe.
Vielleicht hat Voltaire gedacht, es moͤgten
die deutſchen Oui-oui-Rufer mit in den Tem-
pel wiſchen, und in dem Kehrig wuͤhlen, deſ-
ſen der Autor pag. 27. gedenket, daher er die
Thuͤre mit Bedacht verſchloſſen, um ihnen
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Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743/305>, abgerufen am 03.03.2025.
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