Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

XI. Pöckel-Fleisch. XII. Frische Austern.
zu nennen, bey denen er sich Raths erholet
hat. Herr Professor Gottsched hat ihm ohne
Zweifel eingeholfen!

Eilftes Couvert.
Pöckel-Fleisch.

Dem Magen eine Veränderung zu machen,
ist gewiß das Pöckel-Fleisch sehr gut. Es muß
aber fein frisch seyn, und nicht etwa zu Ham-
burg
allzulang in Fässern gelegen haben. Der
neue Traiteur aber trägt in seinem Tempel
des guten Geschmackes viel alt verlegen Pök-
kel-Fleisch
auf. Er critisiret über Männer,
deren Namen schon längst wieder vergessen
sind. Er moquirt sich über die Wort-For-
scher,
und ist doch selber einer von den schärf-
sten
Wortfuchsern, weil er genau nachgrü-
belt,
was ein Pfuydichan und Schweizer-
Wörter
seyn. Er sagt auch: Philippi habe
den Weg seitwärts nach Waldheim genom-
men, da es doch schon über drey Jahr ist,
daß er solche Fantasten, wie der Autor im
Spiegel, antreffen kan, alldort zur Lust beob-
achtet
hat.

Zwölftes Couvert.
Frische Austern.

Der neue Gast-Wirth im Tempel des gu-
ten Geschmacks
mag mirs übel nehmen oder
nicht, ich muß dasmal ein Wortspiel anbrin-
gen, weil er in seinem zerhackten Gedichte so

sehr
S 2

XI. Poͤckel-Fleiſch. XII. Friſche Auſtern.
zu nennen, bey denen er ſich Raths erholet
hat. Herr Profeſſor Gottſched hat ihm ohne
Zweifel eingeholfen!

Eilftes Couvert.
Poͤckel-Fleiſch.

Dem Magen eine Veraͤnderung zu machen,
iſt gewiß das Poͤckel-Fleiſch ſehr gut. Es muß
aber fein friſch ſeyn, und nicht etwa zu Ham-
burg
allzulang in Faͤſſern gelegen haben. Der
neue Traiteur aber traͤgt in ſeinem Tempel
des guten Geſchmackes viel alt verlegen Poͤk-
kel-Fleiſch
auf. Er critiſiret uͤber Maͤnner,
deren Namen ſchon laͤngſt wieder vergeſſen
ſind. Er moquirt ſich uͤber die Wort-For-
ſcher,
und iſt doch ſelber einer von den ſchaͤrf-
ſten
Wortfuchſern, weil er genau nachgruͤ-
belt,
was ein Pfuydichan und Schweizer-
Woͤrter
ſeyn. Er ſagt auch: Philippi habe
den Weg ſeitwaͤrts nach Waldheim genom-
men, da es doch ſchon uͤber drey Jahr iſt,
daß er ſolche Fantaſten, wie der Autor im
Spiegel, antreffen kan, alldort zur Luſt beob-
achtet
hat.

Zwoͤlftes Couvert.
Friſche Auſtern.

Der neue Gaſt-Wirth im Tempel des gu-
ten Geſchmacks
mag mirs uͤbel nehmen oder
nicht, ich muß dasmal ein Wortſpiel anbrin-
gen, weil er in ſeinem zerhackten Gedichte ſo

ſehr
S 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0283" n="275"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XI.</hi> Po&#x0364;ckel-Flei&#x017F;ch. <hi rendition="#aq">XII.</hi> Fri&#x017F;che Au&#x017F;tern.</hi></fw><lb/>
zu nennen, bey denen er &#x017F;ich <hi rendition="#fr">Raths erholet</hi><lb/>
hat. Herr <hi rendition="#fr">Profe&#x017F;&#x017F;or Gott&#x017F;ched</hi> hat ihm ohne<lb/>
Zweifel eingeholfen!</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#fr">Eilftes Couvert.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Po&#x0364;ckel-Flei&#x017F;ch.</hi> </head><lb/>
          <p>Dem Magen eine Vera&#x0364;nderung zu machen,<lb/>
i&#x017F;t gewiß das <hi rendition="#fr">Po&#x0364;ckel-Flei&#x017F;ch</hi> &#x017F;ehr gut. Es muß<lb/>
aber fein <hi rendition="#fr">fri&#x017F;ch</hi> &#x017F;eyn, und nicht etwa zu <hi rendition="#fr">Ham-<lb/>
burg</hi> allzulang in Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern gelegen haben. Der<lb/><hi rendition="#fr">neue Traiteur</hi> aber tra&#x0364;gt in &#x017F;einem <hi rendition="#fr">Tempel<lb/>
des guten Ge&#x017F;chmackes viel alt verlegen Po&#x0364;k-<lb/>
kel-Flei&#x017F;ch</hi> auf. Er criti&#x017F;iret u&#x0364;ber Ma&#x0364;nner,<lb/>
deren <hi rendition="#fr">Namen &#x017F;chon la&#x0364;ng&#x017F;t wieder verge&#x017F;&#x017F;en</hi><lb/>
&#x017F;ind. Er moquirt &#x017F;ich u&#x0364;ber die <hi rendition="#fr">Wort-For-<lb/>
&#x017F;cher,</hi> und i&#x017F;t doch &#x017F;elber einer von den <hi rendition="#fr">&#x017F;cha&#x0364;rf-<lb/>
&#x017F;ten</hi> Wortfuch&#x017F;ern, weil er genau <hi rendition="#fr">nachgru&#x0364;-<lb/>
belt,</hi> was ein <hi rendition="#fr">Pfuydichan</hi> und <hi rendition="#fr">Schweizer-<lb/>
Wo&#x0364;rter</hi> &#x017F;eyn. Er &#x017F;agt auch: <hi rendition="#fr">Philippi</hi> habe<lb/>
den Weg &#x017F;eitwa&#x0364;rts nach <hi rendition="#fr">Waldheim</hi> genom-<lb/>
men, da es doch &#x017F;chon <hi rendition="#fr">u&#x0364;ber drey Jahr</hi> i&#x017F;t,<lb/>
daß er <hi rendition="#fr">&#x017F;olche Fanta&#x017F;ten,</hi> wie der Autor im<lb/><hi rendition="#fr">Spiegel,</hi> antreffen kan, alldort <hi rendition="#fr">zur Lu&#x017F;t beob-<lb/>
achtet</hi> hat.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#fr">Zwo&#x0364;lftes Couvert.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Fri&#x017F;che Au&#x017F;tern.</hi> </head><lb/>
          <p>Der neue <hi rendition="#fr">Ga&#x017F;t-Wirth</hi> im <hi rendition="#fr">Tempel des gu-<lb/>
ten Ge&#x017F;chmacks</hi> mag mirs u&#x0364;bel nehmen oder<lb/>
nicht, ich muß dasmal ein <hi rendition="#fr">Wort&#x017F;piel</hi> anbrin-<lb/>
gen, weil er in &#x017F;einem zerhackten Gedichte &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ehr</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[275/0283] XI. Poͤckel-Fleiſch. XII. Friſche Auſtern. zu nennen, bey denen er ſich Raths erholet hat. Herr Profeſſor Gottſched hat ihm ohne Zweifel eingeholfen! Eilftes Couvert. Poͤckel-Fleiſch. Dem Magen eine Veraͤnderung zu machen, iſt gewiß das Poͤckel-Fleiſch ſehr gut. Es muß aber fein friſch ſeyn, und nicht etwa zu Ham- burg allzulang in Faͤſſern gelegen haben. Der neue Traiteur aber traͤgt in ſeinem Tempel des guten Geſchmackes viel alt verlegen Poͤk- kel-Fleiſch auf. Er critiſiret uͤber Maͤnner, deren Namen ſchon laͤngſt wieder vergeſſen ſind. Er moquirt ſich uͤber die Wort-For- ſcher, und iſt doch ſelber einer von den ſchaͤrf- ſten Wortfuchſern, weil er genau nachgruͤ- belt, was ein Pfuydichan und Schweizer- Woͤrter ſeyn. Er ſagt auch: Philippi habe den Weg ſeitwaͤrts nach Waldheim genom- men, da es doch ſchon uͤber drey Jahr iſt, daß er ſolche Fantaſten, wie der Autor im Spiegel, antreffen kan, alldort zur Luſt beob- achtet hat. Zwoͤlftes Couvert. Friſche Auſtern. Der neue Gaſt-Wirth im Tempel des gu- ten Geſchmacks mag mirs uͤbel nehmen oder nicht, ich muß dasmal ein Wortſpiel anbrin- gen, weil er in ſeinem zerhackten Gedichte ſo ſehr S 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743/283
Zitationshilfe: Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743/283>, abgerufen am 03.12.2024.