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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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lernen sein Maul halten. -- Und es ist des Volks
eigener Vortheil, daß es lerne behutsam seyn, vor
seinen Obern, vor den Knechten seiner Obern, und an
einigen Orten noch weiter vor den Spionen dieser
Knechten, und dann an andern noch weiters auch
vor den Hunden dieser Spionen -- das ist an vie-
len Orten der Welt des Volks liebe Nothdurft --
und die Sach ist nicht leicht zu ändern -- die Ur-
sache davon liegt in den Finanzen des Staats. --
Also lasse mans mit dem Maulbrauchen fürs Volk
gelten, wie es ist -- und gönne ihm ferners den
Vortheil, daß es lerne schweigen.



§. 19.
Volks Gefühl in Frevelsachen, und seine
Folgen auf die Justiz.

Das hättest du nicht von mir erwartet, Leser!
aber es glaubte kein Mensch in dem Hause mehr,
daß der Hund die Sylvia gebissen und wütend ge-
wesen sey -- der Klaus sagte dem Generalen viel-
mehr, es sey gewiß, daß er an sie gehezt worden,
und man müsse sie fragen, wie er ausgesehen. --

Sie antwortete, er sey entsetzlich groß gewe-
sen, größer als sie; es sey ihr izt noch, sie sehe ihm
in seinen Rachen hinunter, sie habe in ihrem Le-

lernen ſein Maul halten. — Und es iſt des Volks
eigener Vortheil, daß es lerne behutſam ſeyn, vor
ſeinen Obern, vor den Knechten ſeiner Obern, und an
einigen Orten noch weiter vor den Spionen dieſer
Knechten, und dann an andern noch weiters auch
vor den Hunden dieſer Spionen — das iſt an vie-
len Orten der Welt des Volks liebe Nothdurft —
und die Sach iſt nicht leicht zu aͤndern — die Ur-
ſache davon liegt in den Finanzen des Staats. —
Alſo laſſe mans mit dem Maulbrauchen fuͤrs Volk
gelten, wie es iſt — und goͤnne ihm ferners den
Vortheil, daß es lerne ſchweigen.



§. 19.
Volks Gefuͤhl in Frevelſachen, und ſeine
Folgen auf die Juſtiz.

Das haͤtteſt du nicht von mir erwartet, Leſer!
aber es glaubte kein Menſch in dem Hauſe mehr,
daß der Hund die Sylvia gebiſſen und wuͤtend ge-
weſen ſey — der Klaus ſagte dem Generalen viel-
mehr, es ſey gewiß, daß er an ſie gehezt worden,
und man muͤſſe ſie fragen, wie er ausgeſehen. —

Sie antwortete, er ſey entſetzlich groß gewe-
ſen, groͤßer als ſie; es ſey ihr izt noch, ſie ſehe ihm
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[75/0093] lernen ſein Maul halten. — Und es iſt des Volks eigener Vortheil, daß es lerne behutſam ſeyn, vor ſeinen Obern, vor den Knechten ſeiner Obern, und an einigen Orten noch weiter vor den Spionen dieſer Knechten, und dann an andern noch weiters auch vor den Hunden dieſer Spionen — das iſt an vie- len Orten der Welt des Volks liebe Nothdurft — und die Sach iſt nicht leicht zu aͤndern — die Ur- ſache davon liegt in den Finanzen des Staats. — Alſo laſſe mans mit dem Maulbrauchen fuͤrs Volk gelten, wie es iſt — und goͤnne ihm ferners den Vortheil, daß es lerne ſchweigen. §. 19. Volks Gefuͤhl in Frevelſachen, und ſeine Folgen auf die Juſtiz. Das haͤtteſt du nicht von mir erwartet, Leſer! aber es glaubte kein Menſch in dem Hauſe mehr, daß der Hund die Sylvia gebiſſen und wuͤtend ge- weſen ſey — der Klaus ſagte dem Generalen viel- mehr, es ſey gewiß, daß er an ſie gehezt worden, und man muͤſſe ſie fragen, wie er ausgeſehen. — Sie antwortete, er ſey entſetzlich groß gewe- ſen, groͤßer als ſie; es ſey ihr izt noch, ſie ſehe ihm in ſeinen Rachen hinunter, ſie habe in ihrem Le-

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/93>, abgerufen am 21.11.2024.