Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

und mit diesem Schritt hielt er sein ganzes U[nter]-
nehmen, in Absicht au[f] dieses Dorf, in allen seinen
Theilen nun vollendet, oder damit ich mich richti-
ger ausdrücke, vollkommen angefangen. --



§. 64.
Ein Bild der Welt -- im Wirrwarr von
Irrthum und Trugschlüssen.

Indessen vernahmen sie in Bonnal die ganze Zeit
nichts vom Herzog. Bylifsky schrieb zwar immer
an Arner, foderte forthin Nachrichten vom Fort-
gang der Sachen, billigte Schritt für Schritt was
sie vornahmen, lobte und ermunterte in jedem Brief
den Lieutenant, aber vom Herzog nie keine Sylbe.
Arner fand es selber sonderbar, und sagte den ge-
raden Weg, es mache ihm Mühe. Der Lieutenant
hingegen widersprach allemal, wenn davon die Rede
war, und behauptete, das ändere im Ganzen
nichts, und man könne gleich auf ihn zählen wie
Gold, er habe ihm schon in Bonnal den Wink ge-
geben, daß es so kommen könnte, da er beym
Pfarrhaus die Worte zu ihm gesagt, deren er sich
noch gar wohl erinnere: "Er solle vollends han-
deln, wie wenn er ihn nicht kennte, und wie wenn
er nicht in der Welt wäre." --

B b 2

und mit dieſem Schritt hielt er ſein ganzes U[nter]-
nehmen, in Abſicht au[f] dieſes Dorf, in allen ſeinen
Theilen nun vollendet, oder damit ich mich richti-
ger ausdruͤcke, vollkommen angefangen. —



§. 64.
Ein Bild der Welt — im Wirrwarr von
Irrthum und Trugſchluͤſſen.

Indeſſen vernahmen ſie in Bonnal die ganze Zeit
nichts vom Herzog. Bylifsky ſchrieb zwar immer
an Arner, foderte forthin Nachrichten vom Fort-
gang der Sachen, billigte Schritt fuͤr Schritt was
ſie vornahmen, lobte und ermunterte in jedem Brief
den Lieutenant, aber vom Herzog nie keine Sylbe.
Arner fand es ſelber ſonderbar, und ſagte den ge-
raden Weg, es mache ihm Muͤhe. Der Lieutenant
hingegen widerſprach allemal, wenn davon die Rede
war, und behauptete, das aͤndere im Ganzen
nichts, und man koͤnne gleich auf ihn zaͤhlen wie
Gold, er habe ihm ſchon in Bonnal den Wink ge-
geben, daß es ſo kommen koͤnnte, da er beym
Pfarrhaus die Worte zu ihm geſagt, deren er ſich
noch gar wohl erinnere: „Er ſolle vollends han-
deln, wie wenn er ihn nicht kennte, und wie wenn
er nicht in der Welt waͤre.“ —

B b 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0405" n="387"/>
und mit die&#x017F;em Schritt hielt er &#x017F;ein ganzes U<supplied>nter</supplied>-<lb/>
nehmen, in Ab&#x017F;icht au<supplied>f</supplied> die&#x017F;es Dorf, in allen &#x017F;einen<lb/>
Theilen nun vollendet, oder damit ich mich richti-<lb/>
ger ausdru&#x0364;cke, vollkommen angefangen. &#x2014;</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head>§. 64.<lb/>
Ein Bild der Welt &#x2014; im Wirrwarr von<lb/>
Irrthum und Trug&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">I</hi>nde&#x017F;&#x017F;en vernahmen &#x017F;ie in Bonnal die ganze Zeit<lb/>
nichts vom Herzog. Bylifsky &#x017F;chrieb zwar immer<lb/>
an Arner, foderte forthin Nachrichten vom Fort-<lb/>
gang der Sachen, billigte Schritt fu&#x0364;r Schritt was<lb/>
&#x017F;ie vornahmen, lobte und ermunterte in jedem Brief<lb/>
den Lieutenant, aber vom Herzog nie keine Sylbe.<lb/>
Arner fand es &#x017F;elber &#x017F;onderbar, und &#x017F;agte den ge-<lb/>
raden Weg, es mache ihm Mu&#x0364;he. Der Lieutenant<lb/>
hingegen wider&#x017F;prach allemal, wenn davon die Rede<lb/>
war, und behauptete, das a&#x0364;ndere im Ganzen<lb/>
nichts, und man ko&#x0364;nne gleich auf ihn za&#x0364;hlen wie<lb/>
Gold, er habe ihm &#x017F;chon in Bonnal den Wink ge-<lb/>
geben, daß es &#x017F;o kommen ko&#x0364;nnte, da er beym<lb/>
Pfarrhaus die Worte zu ihm ge&#x017F;agt, deren er &#x017F;ich<lb/>
noch gar wohl erinnere: &#x201E;Er &#x017F;olle vollends han-<lb/>
deln, wie wenn er ihn nicht kennte, und wie wenn<lb/>
er nicht in der Welt wa&#x0364;re.&#x201C; &#x2014;</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">B b 2</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[387/0405] und mit dieſem Schritt hielt er ſein ganzes Unter- nehmen, in Abſicht auf dieſes Dorf, in allen ſeinen Theilen nun vollendet, oder damit ich mich richti- ger ausdruͤcke, vollkommen angefangen. — §. 64. Ein Bild der Welt — im Wirrwarr von Irrthum und Trugſchluͤſſen. Indeſſen vernahmen ſie in Bonnal die ganze Zeit nichts vom Herzog. Bylifsky ſchrieb zwar immer an Arner, foderte forthin Nachrichten vom Fort- gang der Sachen, billigte Schritt fuͤr Schritt was ſie vornahmen, lobte und ermunterte in jedem Brief den Lieutenant, aber vom Herzog nie keine Sylbe. Arner fand es ſelber ſonderbar, und ſagte den ge- raden Weg, es mache ihm Muͤhe. Der Lieutenant hingegen widerſprach allemal, wenn davon die Rede war, und behauptete, das aͤndere im Ganzen nichts, und man koͤnne gleich auf ihn zaͤhlen wie Gold, er habe ihm ſchon in Bonnal den Wink ge- geben, daß es ſo kommen koͤnnte, da er beym Pfarrhaus die Worte zu ihm geſagt, deren er ſich noch gar wohl erinnere: „Er ſolle vollends han- deln, wie wenn er ihn nicht kennte, und wie wenn er nicht in der Welt waͤre.“ — B b 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/405
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/405>, abgerufen am 21.11.2024.