Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

Mit einem Wort, daß die Bildung und Erhe-
bung aller wahren Kräften unserer Natur begün-
stigt, und ihre Abschwächung, so wie ihre Verwil-
derung, verhütet werde. --

Arner suchte diesem Bedürfnis der Zeit Genü-
gen zu thun, indem er die bürgerliche Führung
und die Kopfsbildung seiner Bonnaler ganz von
ihrem Glaubens-Unterricht sönderte; dem ersten
ganz unabhangend vom lezten, durch die Kraft
seiner Gesezgebung, ein Genügen leistete. --



§. 60.
Ein Wort über das Bedürfnis des Got-
tesdiensts zur wahren Volksaufklä-
rung.

Aber so wie er der Schwärmerey, und dem sich
unter das Joch der Abgötterey schmiegenden Aber-
glauben entgegen arbeitete, so kannte er auch die
Unvollkommenheit und Ungenügsamkeit einer blos
bürgerlichen Bildung.

Er wußte und sagte, keine gesezgeberische Weis-
heit hebt die Quelle des ewigen Elends der Erde
ganz auf, und die beste bürgerliche Stimmung ist
nicht genug, den Sinn des Menschen zu derjenigen

Mit einem Wort, daß die Bildung und Erhe-
bung aller wahren Kraͤften unſerer Natur beguͤn-
ſtigt, und ihre Abſchwaͤchung, ſo wie ihre Verwil-
derung, verhuͤtet werde. —

Arner ſuchte dieſem Beduͤrfnis der Zeit Genuͤ-
gen zu thun, indem er die buͤrgerliche Fuͤhrung
und die Kopfsbildung ſeiner Bonnaler ganz von
ihrem Glaubens-Unterricht ſoͤnderte; dem erſten
ganz unabhangend vom lezten, durch die Kraft
ſeiner Geſezgebung, ein Genuͤgen leiſtete. —



§. 60.
Ein Wort uͤber das Beduͤrfnis des Got-
tesdienſts zur wahren Volksaufklaͤ-
rung.

Aber ſo wie er der Schwaͤrmerey, und dem ſich
unter das Joch der Abgoͤtterey ſchmiegenden Aber-
glauben entgegen arbeitete, ſo kannte er auch die
Unvollkommenheit und Ungenuͤgſamkeit einer blos
buͤrgerlichen Bildung.

Er wußte und ſagte, keine geſezgeberiſche Weis-
heit hebt die Quelle des ewigen Elends der Erde
ganz auf, und die beſte buͤrgerliche Stimmung iſt
nicht genug, den Sinn des Menſchen zu derjenigen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0362" n="344"/>
        <p>Mit einem Wort, daß die Bildung und Erhe-<lb/>
bung aller wahren Kra&#x0364;ften un&#x017F;erer Natur begu&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;tigt, und ihre Ab&#x017F;chwa&#x0364;chung, &#x017F;o wie ihre Verwil-<lb/>
derung, verhu&#x0364;tet werde. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Arner &#x017F;uchte die&#x017F;em Bedu&#x0364;rfnis der Zeit Genu&#x0364;-<lb/>
gen zu thun, indem er die bu&#x0364;rgerliche Fu&#x0364;hrung<lb/>
und die Kopfsbildung &#x017F;einer Bonnaler ganz von<lb/>
ihrem Glaubens-Unterricht &#x017F;o&#x0364;nderte; dem er&#x017F;ten<lb/>
ganz unabhangend vom lezten, durch die Kraft<lb/>
&#x017F;einer Ge&#x017F;ezgebung, ein Genu&#x0364;gen lei&#x017F;tete. &#x2014;</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">§. 60.<lb/>
Ein Wort u&#x0364;ber das Bedu&#x0364;rfnis des Got-<lb/>
tesdien&#x017F;ts zur wahren Volksaufkla&#x0364;-<lb/>
rung.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">A</hi>ber &#x017F;o wie er der Schwa&#x0364;rmerey, und dem &#x017F;ich<lb/>
unter das Joch der Abgo&#x0364;tterey &#x017F;chmiegenden Aber-<lb/>
glauben entgegen arbeitete, &#x017F;o kannte er auch die<lb/>
Unvollkommenheit und Ungenu&#x0364;g&#x017F;amkeit einer blos<lb/>
bu&#x0364;rgerlichen Bildung.</p><lb/>
        <p>Er wußte und &#x017F;agte, keine ge&#x017F;ezgeberi&#x017F;che Weis-<lb/>
heit hebt die Quelle des ewigen Elends der Erde<lb/>
ganz auf, und die be&#x017F;te bu&#x0364;rgerliche Stimmung i&#x017F;t<lb/>
nicht genug, den Sinn des Men&#x017F;chen zu derjenigen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[344/0362] Mit einem Wort, daß die Bildung und Erhe- bung aller wahren Kraͤften unſerer Natur beguͤn- ſtigt, und ihre Abſchwaͤchung, ſo wie ihre Verwil- derung, verhuͤtet werde. — Arner ſuchte dieſem Beduͤrfnis der Zeit Genuͤ- gen zu thun, indem er die buͤrgerliche Fuͤhrung und die Kopfsbildung ſeiner Bonnaler ganz von ihrem Glaubens-Unterricht ſoͤnderte; dem erſten ganz unabhangend vom lezten, durch die Kraft ſeiner Geſezgebung, ein Genuͤgen leiſtete. — §. 60. Ein Wort uͤber das Beduͤrfnis des Got- tesdienſts zur wahren Volksaufklaͤ- rung. Aber ſo wie er der Schwaͤrmerey, und dem ſich unter das Joch der Abgoͤtterey ſchmiegenden Aber- glauben entgegen arbeitete, ſo kannte er auch die Unvollkommenheit und Ungenuͤgſamkeit einer blos buͤrgerlichen Bildung. Er wußte und ſagte, keine geſezgeberiſche Weis- heit hebt die Quelle des ewigen Elends der Erde ganz auf, und die beſte buͤrgerliche Stimmung iſt nicht genug, den Sinn des Menſchen zu derjenigen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/362
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/362>, abgerufen am 21.11.2024.