ihnen dann für ihren Bund, und sagte ihnen, sie sollen zu ihrem guten alten Weibel recht Sorge tragen, und ihm nicht zu viel Mühe aufladen.
Er soll izt bleiben der Weiberbund, sagte The- rese, ich will es mit euch halten, wir wollen dem Junker helfen zu seinem Ziel zu kommen.
§. 48. Arners Fest.
Bey Sonnenaufgang läuteten alle Glocken. Alle Kinder waren mit Blumen geschmückt; das ganze Dorf, Altes und Junges, gieng ihm den Berg hin- auf entgegen. Des Rudis Hochzeitleute voraus, und in der Mitte der Gemeinde der gute Pfarrer; sangen den Berg hinauf der Sonne entgegen frohe Lieder; aber als sie von Ferne das Gerassel seiner Kutsche hörten, da tönte ihr Lied nicht mehr.
Er kommt -- Er kommt -- rief das Volk, und hundert Stimmen jauchzten ihm zu. Sie ver- doppelten die Schritte, liefen ihm, wie Kinder dem Vater, den sie lange nicht gesehen, entgegen. Er hörte ihr Jauchzen von Ferne, da er noch tief hinter den Tannen sie noch lange nicht sah; aber so bald er sie hörte, stieg er aus seinem Wagen, und gieng
ihnen dann fuͤr ihren Bund, und ſagte ihnen, ſie ſollen zu ihrem guten alten Weibel recht Sorge tragen, und ihm nicht zu viel Muͤhe aufladen.
Er ſoll izt bleiben der Weiberbund, ſagte The- reſe, ich will es mit euch halten, wir wollen dem Junker helfen zu ſeinem Ziel zu kommen.
§. 48. Arners Feſt.
Bey Sonnenaufgang laͤuteten alle Glocken. Alle Kinder waren mit Blumen geſchmuͤckt; das ganze Dorf, Altes und Junges, gieng ihm den Berg hin- auf entgegen. Des Rudis Hochzeitleute voraus, und in der Mitte der Gemeinde der gute Pfarrer; ſangen den Berg hinauf der Sonne entgegen frohe Lieder; aber als ſie von Ferne das Geraſſel ſeiner Kutſche hoͤrten, da toͤnte ihr Lied nicht mehr.
Er kommt — Er kommt — rief das Volk, und hundert Stimmen jauchzten ihm zu. Sie ver- doppelten die Schritte, liefen ihm, wie Kinder dem Vater, den ſie lange nicht geſehen, entgegen. Er hoͤrte ihr Jauchzen von Ferne, da er noch tief hinter den Tannen ſie noch lange nicht ſah; aber ſo bald er ſie hoͤrte, ſtieg er aus ſeinem Wagen, und gieng
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0244"n="226"/>
ihnen dann fuͤr ihren Bund, und ſagte ihnen, ſie<lb/>ſollen zu ihrem guten alten Weibel recht Sorge<lb/>
tragen, und ihm nicht zu viel Muͤhe aufladen.</p><lb/><p>Er ſoll izt bleiben der Weiberbund, ſagte The-<lb/>
reſe, ich will es mit euch halten, wir wollen dem<lb/>
Junker helfen zu ſeinem Ziel zu kommen.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="1"><head>§. 48.<lb/>
Arners Feſt.</head><lb/><p><hirendition="#in">B</hi>ey Sonnenaufgang laͤuteten alle Glocken. Alle<lb/>
Kinder waren mit Blumen geſchmuͤckt; das ganze<lb/>
Dorf, Altes und Junges, gieng ihm den Berg hin-<lb/>
auf entgegen. Des Rudis Hochzeitleute voraus,<lb/>
und in der Mitte der Gemeinde der gute Pfarrer;<lb/>ſangen den Berg hinauf der Sonne entgegen frohe<lb/>
Lieder; aber als ſie von Ferne das Geraſſel ſeiner<lb/>
Kutſche hoͤrten, da toͤnte ihr Lied nicht mehr.</p><lb/><p>Er kommt — Er kommt — rief das Volk,<lb/>
und hundert Stimmen jauchzten ihm zu. Sie ver-<lb/>
doppelten die Schritte, liefen ihm, wie Kinder dem<lb/>
Vater, den ſie lange nicht geſehen, entgegen. Er<lb/>
hoͤrte ihr Jauchzen von Ferne, da er noch tief hinter<lb/>
den Tannen ſie noch lange nicht ſah; aber ſo bald<lb/>
er ſie hoͤrte, ſtieg er aus ſeinem Wagen, und gieng<lb/></p></div></body></text></TEI>
[226/0244]
ihnen dann fuͤr ihren Bund, und ſagte ihnen, ſie
ſollen zu ihrem guten alten Weibel recht Sorge
tragen, und ihm nicht zu viel Muͤhe aufladen.
Er ſoll izt bleiben der Weiberbund, ſagte The-
reſe, ich will es mit euch halten, wir wollen dem
Junker helfen zu ſeinem Ziel zu kommen.
§. 48.
Arners Feſt.
Bey Sonnenaufgang laͤuteten alle Glocken. Alle
Kinder waren mit Blumen geſchmuͤckt; das ganze
Dorf, Altes und Junges, gieng ihm den Berg hin-
auf entgegen. Des Rudis Hochzeitleute voraus,
und in der Mitte der Gemeinde der gute Pfarrer;
ſangen den Berg hinauf der Sonne entgegen frohe
Lieder; aber als ſie von Ferne das Geraſſel ſeiner
Kutſche hoͤrten, da toͤnte ihr Lied nicht mehr.
Er kommt — Er kommt — rief das Volk,
und hundert Stimmen jauchzten ihm zu. Sie ver-
doppelten die Schritte, liefen ihm, wie Kinder dem
Vater, den ſie lange nicht geſehen, entgegen. Er
hoͤrte ihr Jauchzen von Ferne, da er noch tief hinter
den Tannen ſie noch lange nicht ſah; aber ſo bald
er ſie hoͤrte, ſtieg er aus ſeinem Wagen, und gieng
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/244>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.