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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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Nickel. Wann die Maas voll ist, so über-
läuft sie -- das war noch immer bey einem jeden
wahr, und wird es auch beym Vogt werden --

Rubel. Behüte Gott einen vor Aemtern; Ich
möchte nicht Vogt seyn mit seinen zween Höfen --

Nickel. Aber wenn dir jemand einen halben
anböte und den Vogtsdienst dazu, was würdest du
machen?

Rubel. Du Narr! --

Nickel. Du Gescheider! was würdest du ma-
chen? Gelt, du würdest dem, der dir ihn anböte,
geschwind einschlagen, das Tuch mit den zwo
Farben um dich wickeln, und denn Vogt seyn --

Rubel. Meynst du's so? --

Nickel. Ja ich meyn's so --

Rubel. Wir schwätzen die Zeit weg -- B'hü-
te Gott, Nickel --

Nickel. B'hüte Gott, Rubel --


§. 7.
Er fängt eine Vogtsarbeit an.

Da der Vogt jezt in die Scheerstube kam --
grüßte er den Scheerer und die Frau und die Nach-
baren -- ohne Husten und ehe er sich setzte. Sonst
hustete und räusperte er sich ällemal vorher, und

warf

Nickel. Wann die Maas voll iſt, ſo uͤber-
laͤuft ſie — das war noch immer bey einem jeden
wahr, und wird es auch beym Vogt werden —

Rubel. Behuͤte Gott einen vor Aemtern; Ich
moͤchte nicht Vogt ſeyn mit ſeinen zween Hoͤfen —

Nickel. Aber wenn dir jemand einen halben
anboͤte und den Vogtsdienſt dazu, was wuͤrdeſt du
machen?

Rubel. Du Narr! —

Nickel. Du Geſcheider! was wuͤrdeſt du ma-
chen? Gelt, du wuͤrdeſt dem, der dir ihn anboͤte,
geſchwind einſchlagen, das Tuch mit den zwo
Farben um dich wickeln, und denn Vogt ſeyn —

Rubel. Meynſt du’s ſo? —

Nickel. Ja ich meyn’s ſo —

Rubel. Wir ſchwaͤtzen die Zeit weg — B’huͤ-
te Gott, Nickel —

Nickel. B’huͤte Gott, Rubel —


§. 7.
Er faͤngt eine Vogtsarbeit an.

Da der Vogt jezt in die Scheerſtube kam —
gruͤßte er den Scheerer und die Frau und die Nach-
baren — ohne Huſten und ehe er ſich ſetzte. Sonſt
huſtete und raͤuſperte er ſich aͤllemal vorher, und

warf
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[45/0068] Nickel. Wann die Maas voll iſt, ſo uͤber- laͤuft ſie — das war noch immer bey einem jeden wahr, und wird es auch beym Vogt werden — Rubel. Behuͤte Gott einen vor Aemtern; Ich moͤchte nicht Vogt ſeyn mit ſeinen zween Hoͤfen — Nickel. Aber wenn dir jemand einen halben anboͤte und den Vogtsdienſt dazu, was wuͤrdeſt du machen? Rubel. Du Narr! — Nickel. Du Geſcheider! was wuͤrdeſt du ma- chen? Gelt, du wuͤrdeſt dem, der dir ihn anboͤte, geſchwind einſchlagen, das Tuch mit den zwo Farben um dich wickeln, und denn Vogt ſeyn — Rubel. Meynſt du’s ſo? — Nickel. Ja ich meyn’s ſo — Rubel. Wir ſchwaͤtzen die Zeit weg — B’huͤ- te Gott, Nickel — Nickel. B’huͤte Gott, Rubel — §. 7. Er faͤngt eine Vogtsarbeit an. Da der Vogt jezt in die Scheerſtube kam — gruͤßte er den Scheerer und die Frau und die Nach- baren — ohne Huſten und ehe er ſich ſetzte. Sonſt huſtete und raͤuſperte er ſich aͤllemal vorher, und warf

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/68>, abgerufen am 21.11.2024.