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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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§. 56.
Es wird Ernst; der Vogt muß nicht mehr
Wirth seyn.

Da der Vogt ins Schloß kam, ließ ihn Arner
lang warten; endlich kam er heraus auf die Laube,
und fragte ihn, mit Unwillen: Was ist das? wa-
rum machtest du heut die Leute alle ins Schloß
kommen, ohne Befehl?

Ich glaubte, es wäre meine Pflicht, den Män-
nern zu rathen, Euer Gnaden für die Arbeit zu
danken, antwortete der Vogt.

Und Arner erwiderte: deine Pflicht ist zu thun,
was mir und meinen Herrschaftsleuten nützlich ist,
und was ich dir befehle; aber gar nicht arme Leu-
te im Feld herum zu sprengen, und sie Complimen-
ten zu lernen, die nichts nützen, und die ich nicht
suche! Das aber, warum ich dich habe hieher
kommen lassen, ist dir zu sagen: daß ich die Vogts-
stelle nicht länger in einem Wirthshause lasse.

Der Vogt erblaßte, zitterte, und wußte nicht,
was er antworten wollte; denn er erwartete nichts
weniger als einen so plötzlichen Entschluß.

Arner redte fort: Ich will dir die Wahl lassen,
welches von beyden du lieber bleiben willst; aber

in

§. 56.
Es wird Ernſt; der Vogt muß nicht mehr
Wirth ſeyn.

Da der Vogt ins Schloß kam, ließ ihn Arner
lang warten; endlich kam er heraus auf die Laube,
und fragte ihn, mit Unwillen: Was iſt das? wa-
rum machteſt du heut die Leute alle ins Schloß
kommen, ohne Befehl?

Ich glaubte, es waͤre meine Pflicht, den Maͤn-
nern zu rathen, Euer Gnaden fuͤr die Arbeit zu
danken, antwortete der Vogt.

Und Arner erwiderte: deine Pflicht iſt zu thun,
was mir und meinen Herrſchaftsleuten nuͤtzlich iſt,
und was ich dir befehle; aber gar nicht arme Leu-
te im Feld herum zu ſprengen, und ſie Complimen-
ten zu lernen, die nichts nuͤtzen, und die ich nicht
ſuche! Das aber, warum ich dich habe hieher
kommen laſſen, iſt dir zu ſagen: daß ich die Vogts-
ſtelle nicht laͤnger in einem Wirthshauſe laſſe.

Der Vogt erblaßte, zitterte, und wußte nicht,
was er antworten wollte; denn er erwartete nichts
weniger als einen ſo ploͤtzlichen Entſchluß.

Arner redte fort: Ich will dir die Wahl laſſen,
welches von beyden du lieber bleiben willſt; aber

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[260/0285] §. 56. Es wird Ernſt; der Vogt muß nicht mehr Wirth ſeyn. Da der Vogt ins Schloß kam, ließ ihn Arner lang warten; endlich kam er heraus auf die Laube, und fragte ihn, mit Unwillen: Was iſt das? wa- rum machteſt du heut die Leute alle ins Schloß kommen, ohne Befehl? Ich glaubte, es waͤre meine Pflicht, den Maͤn- nern zu rathen, Euer Gnaden fuͤr die Arbeit zu danken, antwortete der Vogt. Und Arner erwiderte: deine Pflicht iſt zu thun, was mir und meinen Herrſchaftsleuten nuͤtzlich iſt, und was ich dir befehle; aber gar nicht arme Leu- te im Feld herum zu ſprengen, und ſie Complimen- ten zu lernen, die nichts nuͤtzen, und die ich nicht ſuche! Das aber, warum ich dich habe hieher kommen laſſen, iſt dir zu ſagen: daß ich die Vogts- ſtelle nicht laͤnger in einem Wirthshauſe laſſe. Der Vogt erblaßte, zitterte, und wußte nicht, was er antworten wollte; denn er erwartete nichts weniger als einen ſo ploͤtzlichen Entſchluß. Arner redte fort: Ich will dir die Wahl laſſen, welches von beyden du lieber bleiben willſt; aber in

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/285>, abgerufen am 21.12.2024.