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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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§. 42.
Zugabe zur Morgenpredigt.

Es folgeten ihm aber in der Leidensgeschichte
die Worte:

Und da Judas den Bissen genommen hatte,
fuhr der Satan in sein Herz, u. s. w.

Und er redete mit seiner Gemeinde über die
ganze Geschichte des Verräthers -- Und er kam
in einen grossen Eifer, also daß er mit den Hän-
den stark auf das Kanzelbrett schlug, welches er
sonst bey Jahren nicht gethan hatte.

Und er sagte: daß alle die, so vom Nacht-
mahl des Herrn zum Spiel und Saufen weglaufen,
nicht um ein Haar besser wären als Judas; und
daß ihr Ende seyn würde, wie das Ende des Ver-
räthers.

Und die Leute in der Kirche fiengen an zu stau-
nen und nachzusinnen, was doch der grosse Eifer
des Pfarrers bedeute?

Da und dort stieß man die Köpfe zusammen,
und murmelte umher: der Vogt habe sein Haus
voll von seinen Lumpen.

Und bald warf alles links und rechts die Augen
auf seinen leeren Kirchstuhl und auf die Vögtinn.

Diese

§. 42.
Zugabe zur Morgenpredigt.

Es folgeten ihm aber in der Leidensgeſchichte
die Worte:

Und da Judas den Biſſen genommen hatte,
fuhr der Satan in ſein Herz, u. ſ. w.

Und er redete mit ſeiner Gemeinde uͤber die
ganze Geſchichte des Verraͤthers — Und er kam
in einen groſſen Eifer, alſo daß er mit den Haͤn-
den ſtark auf das Kanzelbrett ſchlug, welches er
ſonſt bey Jahren nicht gethan hatte.

Und er ſagte: daß alle die, ſo vom Nacht-
mahl des Herrn zum Spiel und Saufen weglaufen,
nicht um ein Haar beſſer waͤren als Judas; und
daß ihr Ende ſeyn wuͤrde, wie das Ende des Ver-
raͤthers.

Und die Leute in der Kirche fiengen an zu ſtau-
nen und nachzuſinnen, was doch der groſſe Eifer
des Pfarrers bedeute?

Da und dort ſtieß man die Koͤpfe zuſammen,
und murmelte umher: der Vogt habe ſein Haus
voll von ſeinen Lumpen.

Und bald warf alles links und rechts die Augen
auf ſeinen leeren Kirchſtuhl und auf die Voͤgtinn.

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[218/0243] §. 42. Zugabe zur Morgenpredigt. Es folgeten ihm aber in der Leidensgeſchichte die Worte: Und da Judas den Biſſen genommen hatte, fuhr der Satan in ſein Herz, u. ſ. w. Und er redete mit ſeiner Gemeinde uͤber die ganze Geſchichte des Verraͤthers — Und er kam in einen groſſen Eifer, alſo daß er mit den Haͤn- den ſtark auf das Kanzelbrett ſchlug, welches er ſonſt bey Jahren nicht gethan hatte. Und er ſagte: daß alle die, ſo vom Nacht- mahl des Herrn zum Spiel und Saufen weglaufen, nicht um ein Haar beſſer waͤren als Judas; und daß ihr Ende ſeyn wuͤrde, wie das Ende des Ver- raͤthers. Und die Leute in der Kirche fiengen an zu ſtau- nen und nachzuſinnen, was doch der groſſe Eifer des Pfarrers bedeute? Da und dort ſtieß man die Koͤpfe zuſammen, und murmelte umher: der Vogt habe ſein Haus voll von ſeinen Lumpen. Und bald warf alles links und rechts die Augen auf ſeinen leeren Kirchſtuhl und auf die Voͤgtinn. Dieſe

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/243>, abgerufen am 21.11.2024.