Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

aber dienete zu beym Nachtmahl des Herrn; und
nachdem alles Volk dem Herrn gedankt hatte, sangen
sie wieder ein Lied, und der Pfarrer segnete die
Gemeinde; und ein jeder gieng in seine Hütte.


§. 40.
Ein Beweis, daß die Predigt gut war.
Item, vom Wissen und Irrthum;
und von dem, was heisse, den Armen
drücken.

Der Vogt Hummel aber ergrimmte über die Rede
des Pfarrers, die er über den Gottlosen gehalten
hatte, in seinem Herzen; und am Tage des
Herrn, den die ganze Gemeinde in stiller Feyer hei-
ligte, tobte und wütete er, schimpfte und redte er
gräuliche Dinge über den Pfarrer.

So bald er vom Tisch des Herrn heim gieng,
sandte er sogleich zu den gottlosen Gesellen seines
Lebens, daß sie geschwind zu ihm kamen. Diese
waren bald da, und führten mit dem Vogt laster-
hafte, leichtfertige Reden über den Pfarrer und
über seine christliche Predigt.

Der Vogt fieng zuerst an: Ich kann das ver-
dammte Schimpfen und Sticheln nicht leiden.

Es

aber dienete zu beym Nachtmahl des Herrn; und
nachdem alles Volk dem Herrn gedankt hatte, ſangen
ſie wieder ein Lied, und der Pfarrer ſegnete die
Gemeinde; und ein jeder gieng in ſeine Huͤtte.


§. 40.
Ein Beweis, daß die Predigt gut war.
Item, vom Wiſſen und Irrthum;
und von dem, was heiſſe, den Armen
druͤcken.

Der Vogt Hummel aber ergrimmte uͤber die Rede
des Pfarrers, die er uͤber den Gottloſen gehalten
hatte, in ſeinem Herzen; und am Tage des
Herrn, den die ganze Gemeinde in ſtiller Feyer hei-
ligte, tobte und wuͤtete er, ſchimpfte und redte er
graͤuliche Dinge uͤber den Pfarrer.

So bald er vom Tiſch des Herrn heim gieng,
ſandte er ſogleich zu den gottloſen Geſellen ſeines
Lebens, daß ſie geſchwind zu ihm kamen. Dieſe
waren bald da, und fuͤhrten mit dem Vogt laſter-
hafte, leichtfertige Reden uͤber den Pfarrer und
uͤber ſeine chriſtliche Predigt.

Der Vogt fieng zuerſt an: Ich kann das ver-
dammte Schimpfen und Sticheln nicht leiden.

Es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0229" n="204"/>
aber dienete zu beym Nachtmahl des Herrn; und<lb/>
nachdem alles Volk dem Herrn gedankt hatte, &#x017F;angen<lb/>
&#x017F;ie wieder ein Lied, und der Pfarrer &#x017F;egnete die<lb/>
Gemeinde; und ein jeder gieng in &#x017F;eine Hu&#x0364;tte.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>§. 40.<lb/><hi rendition="#b">Ein Beweis, daß die Predigt gut war.<lb/>
Item, vom Wi&#x017F;&#x017F;en und Irrthum;<lb/>
und von dem, was hei&#x017F;&#x017F;e, den Armen<lb/>
dru&#x0364;cken.</hi></head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>er Vogt Hummel aber ergrimmte u&#x0364;ber die Rede<lb/>
des Pfarrers, die er u&#x0364;ber den Gottlo&#x017F;en gehalten<lb/>
hatte, in &#x017F;einem Herzen; und am Tage des<lb/>
Herrn, den die ganze Gemeinde in &#x017F;tiller Feyer hei-<lb/>
ligte, tobte und wu&#x0364;tete er, &#x017F;chimpfte und redte er<lb/>
gra&#x0364;uliche Dinge u&#x0364;ber den Pfarrer.</p><lb/>
          <p>So bald er vom Ti&#x017F;ch des Herrn heim gieng,<lb/>
&#x017F;andte er &#x017F;ogleich zu den gottlo&#x017F;en Ge&#x017F;ellen &#x017F;eines<lb/>
Lebens, daß &#x017F;ie ge&#x017F;chwind zu ihm kamen. Die&#x017F;e<lb/>
waren bald da, und fu&#x0364;hrten mit dem Vogt la&#x017F;ter-<lb/>
hafte, leichtfertige Reden u&#x0364;ber den Pfarrer und<lb/>
u&#x0364;ber &#x017F;eine chri&#x017F;tliche Predigt.</p><lb/>
          <p>Der Vogt fieng zuer&#x017F;t an: Ich kann das ver-<lb/>
dammte Schimpfen und Sticheln nicht leiden.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[204/0229] aber dienete zu beym Nachtmahl des Herrn; und nachdem alles Volk dem Herrn gedankt hatte, ſangen ſie wieder ein Lied, und der Pfarrer ſegnete die Gemeinde; und ein jeder gieng in ſeine Huͤtte. §. 40. Ein Beweis, daß die Predigt gut war. Item, vom Wiſſen und Irrthum; und von dem, was heiſſe, den Armen druͤcken. Der Vogt Hummel aber ergrimmte uͤber die Rede des Pfarrers, die er uͤber den Gottloſen gehalten hatte, in ſeinem Herzen; und am Tage des Herrn, den die ganze Gemeinde in ſtiller Feyer hei- ligte, tobte und wuͤtete er, ſchimpfte und redte er graͤuliche Dinge uͤber den Pfarrer. So bald er vom Tiſch des Herrn heim gieng, ſandte er ſogleich zu den gottloſen Geſellen ſeines Lebens, daß ſie geſchwind zu ihm kamen. Dieſe waren bald da, und fuͤhrten mit dem Vogt laſter- hafte, leichtfertige Reden uͤber den Pfarrer und uͤber ſeine chriſtliche Predigt. Der Vogt fieng zuerſt an: Ich kann das ver- dammte Schimpfen und Sticheln nicht leiden. Es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/229
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/229>, abgerufen am 21.12.2024.