Ihr lärmet, Kinder! sagte die Mutter. Wenn euch etwas Gutes begegnet, so denket doch bey al- lem an Gott, der uns alles giebt. Wenn ihr das thut, Kinder! so werdet ihr in keiner Freude wild und ungestümm seyn. Ich bin gern selber mit euch frölich, ihr Lieben! aber wenn man in Freude und Leid ungestümm und heftig ist, so verlieret man die stille Gleichmüthigkeit und Ruhe seines Herzens. Und wenn der Mensch kein stilles, ruhiges und heiteres Herz hat, so ist ihm nicht wohl. Darum muß er Gott vor Augen haben. Die Gebetsstunde des Abends und Morgens ist darfür, daß ihr das nie vergesset. Denn, wenn der Mensch Gott dankt oder betet, so ist er in seinen Freuden nie ausge- lassen und in seinen Sorgen nie ohne Trost. Aber darum, Kinder! muß der Mensch, besonders in sei- ner Gebetsstunde, suchen ruhig und heiter zu seyn -- Sehet, Kinder! wenn ihr dem Vater recht danket für etwas, so jauchzet und lärmet ihr nicht -- Ihr fallet ihm still und mit wenig Worten um den Hals; und wenn's euch recht zu Herzen gehet, so steigen euch Thränen in die Augen -- Sehet, Kin-
der!
§. 33. Die Ernſthaftigkeit der Gebetsſtunde.
Ihr laͤrmet, Kinder! ſagte die Mutter. Wenn euch etwas Gutes begegnet, ſo denket doch bey al- lem an Gott, der uns alles giebt. Wenn ihr das thut, Kinder! ſo werdet ihr in keiner Freude wild und ungeſtuͤmm ſeyn. Ich bin gern ſelber mit euch froͤlich, ihr Lieben! aber wenn man in Freude und Leid ungeſtuͤmm und heftig iſt, ſo verlieret man die ſtille Gleichmuͤthigkeit und Ruhe ſeines Herzens. Und wenn der Menſch kein ſtilles, ruhiges und heiteres Herz hat, ſo iſt ihm nicht wohl. Darum muß er Gott vor Augen haben. Die Gebetsſtunde des Abends und Morgens iſt darfuͤr, daß ihr das nie vergeſſet. Denn, wenn der Menſch Gott dankt oder betet, ſo iſt er in ſeinen Freuden nie ausge- laſſen und in ſeinen Sorgen nie ohne Troſt. Aber darum, Kinder! muß der Menſch, beſonders in ſei- ner Gebetsſtunde, ſuchen ruhig und heiter zu ſeyn — Sehet, Kinder! wenn ihr dem Vater recht danket fuͤr etwas, ſo jauchzet und laͤrmet ihr nicht — Ihr fallet ihm ſtill und mit wenig Worten um den Hals; und wenn’s euch recht zu Herzen gehet, ſo ſteigen euch Thraͤnen in die Augen — Sehet, Kin-
der!
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§. 33.
Die Ernſthaftigkeit der Gebetsſtunde.
Ihr laͤrmet, Kinder! ſagte die Mutter. Wenn
euch etwas Gutes begegnet, ſo denket doch bey al-
lem an Gott, der uns alles giebt. Wenn ihr das
thut, Kinder! ſo werdet ihr in keiner Freude wild
und ungeſtuͤmm ſeyn. Ich bin gern ſelber mit euch
froͤlich, ihr Lieben! aber wenn man in Freude und
Leid ungeſtuͤmm und heftig iſt, ſo verlieret man die
ſtille Gleichmuͤthigkeit und Ruhe ſeines Herzens.
Und wenn der Menſch kein ſtilles, ruhiges und heiteres
Herz hat, ſo iſt ihm nicht wohl. Darum muß er
Gott vor Augen haben. Die Gebetsſtunde des
Abends und Morgens iſt darfuͤr, daß ihr das nie
vergeſſet. Denn, wenn der Menſch Gott dankt
oder betet, ſo iſt er in ſeinen Freuden nie ausge-
laſſen und in ſeinen Sorgen nie ohne Troſt. Aber
darum, Kinder! muß der Menſch, beſonders in ſei-
ner Gebetsſtunde, ſuchen ruhig und heiter zu ſeyn —
Sehet, Kinder! wenn ihr dem Vater recht danket
fuͤr etwas, ſo jauchzet und laͤrmet ihr nicht — Ihr
fallet ihm ſtill und mit wenig Worten um den
Hals; und wenn’s euch recht zu Herzen gehet, ſo
ſteigen euch Thraͤnen in die Augen — Sehet, Kin-
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/195>, abgerufen am 03.12.2024.
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