§. 31. Der Abend vor einem Festtage, im Hause einer rechtschaffenen Mutter.
Gertrud war noch allein bey ihren Kindern. Die Vorfälle der Woche und der morndrige festliche Morgen erfüllten ihr Herz. In sich selbst geschlos- s[ - 1 Zeichen fehlt]n und still bereitete sie das Nachtessen, nahm ih- rem Mann und den Kindern und sich selber ihre Sonntagskleider aus dem Kasten, und bereitete al- les auf morgen, damit denn am heiligen Tage sie nichts mehr zerstreue. Und da sie ihre Geschäfte vollendet hatte, setzte sie sich mit ihren Lieben an Tisch, um mit ihnen zu beten.
Es war alle Samstage ihre Gewohnheit, den Kindern in der Abendgebetstunde ihre Fehler und auch die Vorfälle der Woche, die ihnen wichtig und erbaulich seyn konnten, ans Herz zu legen.
Und heute war sie besonders eingedenk der Güte Gottes gegen sie in dieser Woche, und wollte die- sen Vorfall, so gut ihr möglich war, den jungen Herzen tief einprägen, daß er ihnen unvergeßlich bliebe.
Die Kinder sassen still um sie her, falteten ihre Hände zum Gebet, und die Mutter redte mit ihnen.
Ich
§. 31. Der Abend vor einem Feſttage, im Hauſe einer rechtſchaffenen Mutter.
Gertrud war noch allein bey ihren Kindern. Die Vorfaͤlle der Woche und der morndrige feſtliche Morgen erfuͤllten ihr Herz. In ſich ſelbſt geſchloſ- ſ[ – 1 Zeichen fehlt]n und ſtill bereitete ſie das Nachteſſen, nahm ih- rem Mann und den Kindern und ſich ſelber ihre Sonntagskleider aus dem Kaſten, und bereitete al- les auf morgen, damit denn am heiligen Tage ſie nichts mehr zerſtreue. Und da ſie ihre Geſchaͤfte vollendet hatte, ſetzte ſie ſich mit ihren Lieben an Tiſch, um mit ihnen zu beten.
Es war alle Samſtage ihre Gewohnheit, den Kindern in der Abendgebetſtunde ihre Fehler und auch die Vorfaͤlle der Woche, die ihnen wichtig und erbaulich ſeyn konnten, ans Herz zu legen.
Und heute war ſie beſonders eingedenk der Guͤte Gottes gegen ſie in dieſer Woche, und wollte die- ſen Vorfall, ſo gut ihr moͤglich war, den jungen Herzen tief einpraͤgen, daß er ihnen unvergeßlich bliebe.
Die Kinder ſaſſen ſtill um ſie her, falteten ihre Haͤnde zum Gebet, und die Mutter redte mit ihnen.
Ich
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§. 31.
Der Abend vor einem Feſttage, im Hauſe
einer rechtſchaffenen Mutter.
Gertrud war noch allein bey ihren Kindern. Die
Vorfaͤlle der Woche und der morndrige feſtliche
Morgen erfuͤllten ihr Herz. In ſich ſelbſt geſchloſ-
ſ_n und ſtill bereitete ſie das Nachteſſen, nahm ih-
rem Mann und den Kindern und ſich ſelber ihre
Sonntagskleider aus dem Kaſten, und bereitete al-
les auf morgen, damit denn am heiligen Tage ſie
nichts mehr zerſtreue. Und da ſie ihre Geſchaͤfte
vollendet hatte, ſetzte ſie ſich mit ihren Lieben an
Tiſch, um mit ihnen zu beten.
Es war alle Samſtage ihre Gewohnheit, den
Kindern in der Abendgebetſtunde ihre Fehler und
auch die Vorfaͤlle der Woche, die ihnen wichtig
und erbaulich ſeyn konnten, ans Herz zu legen.
Und heute war ſie beſonders eingedenk der Guͤte
Gottes gegen ſie in dieſer Woche, und wollte die-
ſen Vorfall, ſo gut ihr moͤglich war, den jungen
Herzen tief einpraͤgen, daß er ihnen unvergeßlich
bliebe.
Die Kinder ſaſſen ſtill um ſie her, falteten ihre
Haͤnde zum Gebet, und die Mutter redte mit ihnen.
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/191>, abgerufen am 22.12.2024.
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