Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

machen. Rudi! du arbeitest ihm gern ein paar
Tage dafür, daß er das Seinige wieder erhalte.

Rudi. Ach mein Gott! von Herzen gern,
meine liebe Mutter!

Da er eben das sagte, klopfte der Vogt ans
Fenster.


§. 17.
Die kranke Frau handelt vortrefflich.

Und die Kranke erkannte ihn an seinem Husten,
und sagte: O Gott! Rudi! Es ist der Vogt! Ge-
wiß sind das Brod und der Anken, wovon du mir
Suppen kochest, noch nicht bezahlt.

Rudi. Um Gottes willen, bekümmere dich nicht,
Mutter! Es ist nichts daran gelegen. Ich will
ihm arbeiten und in der Ernde schneiden, was
er will.

Ach! er wartet dir nicht, sagt die Mutter, und
der Rudi geht aus der Stube zum Vogt.

Die Kranke aber seufzet bey sich selber, und
sagt --

Seit unserm Handel, Gott verzeih ihn dem
armen verblendeten Tropf! ist mir immer ein
Stich in's Herz gegangen, wenn ich ihn sah --

Ach
G

machen. Rudi! du arbeiteſt ihm gern ein paar
Tage dafuͤr, daß er das Seinige wieder erhalte.

Rudi. Ach mein Gott! von Herzen gern,
meine liebe Mutter!

Da er eben das ſagte, klopfte der Vogt ans
Fenſter.


§. 17.
Die kranke Frau handelt vortrefflich.

Und die Kranke erkannte ihn an ſeinem Huſten,
und ſagte: O Gott! Rudi! Es iſt der Vogt! Ge-
wiß ſind das Brod und der Anken, wovon du mir
Suppen kocheſt, noch nicht bezahlt.

Rudi. Um Gottes willen, bekuͤmmere dich nicht,
Mutter! Es iſt nichts daran gelegen. Ich will
ihm arbeiten und in der Ernde ſchneiden, was
er will.

Ach! er wartet dir nicht, ſagt die Mutter, und
der Rudi geht aus der Stube zum Vogt.

Die Kranke aber ſeufzet bey ſich ſelber, und
ſagt —

Seit unſerm Handel, Gott verzeih ihn dem
armen verblendeten Tropf! iſt mir immer ein
Stich in’s Herz gegangen, wenn ich ihn ſah —

Ach
G
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0122" n="97"/>
machen. Rudi! du arbeite&#x017F;t ihm gern ein paar<lb/>
Tage dafu&#x0364;r, daß er das Seinige wieder erhalte.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Rudi.</hi> Ach mein Gott! von Herzen gern,<lb/>
meine liebe Mutter!</p><lb/>
          <p>Da er eben das &#x017F;agte, klopfte der Vogt ans<lb/>
Fen&#x017F;ter.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>§. 17.<lb/><hi rendition="#b">Die kranke Frau handelt vortrefflich.</hi></head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">U</hi>nd die Kranke erkannte ihn an &#x017F;einem Hu&#x017F;ten,<lb/>
und &#x017F;agte: O Gott! Rudi! Es i&#x017F;t der Vogt! Ge-<lb/>
wiß &#x017F;ind das Brod und der Anken, wovon du mir<lb/>
Suppen koche&#x017F;t, noch nicht bezahlt.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Rudi.</hi> Um Gottes willen, beku&#x0364;mmere dich nicht,<lb/>
Mutter! Es i&#x017F;t nichts daran gelegen. Ich will<lb/>
ihm arbeiten und in der Ernde &#x017F;chneiden, was<lb/>
er will.</p><lb/>
          <p>Ach! er wartet dir nicht, &#x017F;agt die Mutter, und<lb/>
der Rudi geht aus der Stube zum Vogt.</p><lb/>
          <p>Die Kranke aber &#x017F;eufzet bey &#x017F;ich &#x017F;elber, und<lb/>
&#x017F;agt &#x2014;</p><lb/>
          <p>Seit un&#x017F;erm Handel, Gott verzeih ihn dem<lb/>
armen verblendeten Tropf! i&#x017F;t mir immer ein<lb/>
Stich in&#x2019;s Herz gegangen, wenn ich ihn &#x017F;ah &#x2014;<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G</fw><fw place="bottom" type="catch">Ach</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[97/0122] machen. Rudi! du arbeiteſt ihm gern ein paar Tage dafuͤr, daß er das Seinige wieder erhalte. Rudi. Ach mein Gott! von Herzen gern, meine liebe Mutter! Da er eben das ſagte, klopfte der Vogt ans Fenſter. §. 17. Die kranke Frau handelt vortrefflich. Und die Kranke erkannte ihn an ſeinem Huſten, und ſagte: O Gott! Rudi! Es iſt der Vogt! Ge- wiß ſind das Brod und der Anken, wovon du mir Suppen kocheſt, noch nicht bezahlt. Rudi. Um Gottes willen, bekuͤmmere dich nicht, Mutter! Es iſt nichts daran gelegen. Ich will ihm arbeiten und in der Ernde ſchneiden, was er will. Ach! er wartet dir nicht, ſagt die Mutter, und der Rudi geht aus der Stube zum Vogt. Die Kranke aber ſeufzet bey ſich ſelber, und ſagt — Seit unſerm Handel, Gott verzeih ihn dem armen verblendeten Tropf! iſt mir immer ein Stich in’s Herz gegangen, wenn ich ihn ſah — Ach G

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/122
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/122>, abgerufen am 21.11.2024.