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Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874.

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Die Grössenverhältnisse des Beckens und der Gliedmassen.
langten 1). Von gleicher Zwergenhaftigkeit fand Du Chaillu 2) im
aequatorialen Afrika die Obongo, welche auch in sonstigen Merk-
malen den Buschmännern nahe stehen und es gleichen ihnen ferner
die Acka des Reisenden Schweinfurth im Gebiete des Gazellennils,
die aber immerhin schon auf 1500 Mm. sich erheben 3). Nicht un-
bedeutsam ist es, dass sich an diese tropischen Menschenstämme
die Polarvölker der alten und neuen Welt anschliessen. Zwar sind
die Angaben von Pauw, nämlich 1300 Mm. als Mittelwerth der
Körpergrösse bei Eskimo völlig unglaubwürdig, da andre Messungen
vorliegen, nämlich:
Körgergrösse der Eskimo.
[Tabelle]
auch sind 1380 Mm. für die Lappländer als Mittelzahl 4) sicherlich
zu wenig, dennoch werden beide Bevölkerungen übereinstimmend
von den Reisenden unter die kleinen Menschen gerechnet. Jeden-
falls können wir den Satz vertreten, dass unter jedem Breitegrade
sich Menschenstämme finden, die durch ihre Kleinheit auffallen.

Hatten wir bisher nur die Grösse der Männer in Betracht ge-
zogen, so gilt es jetzt, die Thatsache auszusprechen, dass eine
geringere Leibeshöhe zu den secundären Merkmalen des weiblichen
Geschlechtes gehört. Bei diesem schwanken die Mittel der Körper-
grösse innerhalb viel engerer Grenzen, nämlich nur von 1395 bis
1662 Mm. 5). Auch ergab sich aus den bisherigen Messungen, dass
die Grössenunterschiede der Geschlechter bei kleinen Völkern fast
verschwinden 6). So erhielt Fritsch als Mittel von 5 Buschmann-
frauen 1448 Mm. oder 4 Mm. mehr als er bei Männern gefunden
hatte und ein ähnliches Ergebniss gewinnen wir auch aus den

1) Weisbach, l. c. S. 216. Fritsch, Eingeborne Südafrikas. S. 397.
2) Ashango Land, p. 319. Das Mittel der Körpergrösse bei 6 Frauen
lautete 561/4 Zoll (inches) oder 1420 Mm.
3) Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1871. S. 139. S. 150.
4) Nach Tenon bei Gould, Investigations. p. 144 und Weisbach l. c.
p. 216.
5) Weisbach l. c.
6) Fritsch, Eingeborne Südafrikas. S. 398.

Die Grössenverhältnisse des Beckens und der Gliedmassen.
langten 1). Von gleicher Zwergenhaftigkeit fand Du Chaillu 2) im
aequatorialen Afrika die Obongo, welche auch in sonstigen Merk-
malen den Buschmännern nahe stehen und es gleichen ihnen ferner
die Acka des Reisenden Schweinfurth im Gebiete des Gazellennils,
die aber immerhin schon auf 1500 Mm. sich erheben 3). Nicht un-
bedeutsam ist es, dass sich an diese tropischen Menschenstämme
die Polarvölker der alten und neuen Welt anschliessen. Zwar sind
die Angaben von Pauw, nämlich 1300 Mm. als Mittelwerth der
Körpergrösse bei Eskimo völlig unglaubwürdig, da andre Messungen
vorliegen, nämlich:
Körgergrösse der Eskimo.
[Tabelle]
auch sind 1380 Mm. für die Lappländer als Mittelzahl 4) sicherlich
zu wenig, dennoch werden beide Bevölkerungen übereinstimmend
von den Reisenden unter die kleinen Menschen gerechnet. Jeden-
falls können wir den Satz vertreten, dass unter jedem Breitegrade
sich Menschenstämme finden, die durch ihre Kleinheit auffallen.

Hatten wir bisher nur die Grösse der Männer in Betracht ge-
zogen, so gilt es jetzt, die Thatsache auszusprechen, dass eine
geringere Leibeshöhe zu den secundären Merkmalen des weiblichen
Geschlechtes gehört. Bei diesem schwanken die Mittel der Körper-
grösse innerhalb viel engerer Grenzen, nämlich nur von 1395 bis
1662 Mm. 5). Auch ergab sich aus den bisherigen Messungen, dass
die Grössenunterschiede der Geschlechter bei kleinen Völkern fast
verschwinden 6). So erhielt Fritsch als Mittel von 5 Buschmann-
frauen 1448 Mm. oder 4 Mm. mehr als er bei Männern gefunden
hatte und ein ähnliches Ergebniss gewinnen wir auch aus den

1) Weisbach, l. c. S. 216. Fritsch, Eingeborne Südafrikas. S. 397.
2) Ashango Land, p. 319. Das Mittel der Körpergrösse bei 6 Frauen
lautete 56¼ Zoll (inches) oder 1420 Mm.
3) Petermann’s Geogr. Mittheilungen. 1871. S. 139. S. 150.
4) Nach Tenon bei Gould, Investigations. p. 144 und Weisbach l. c.
p. 216.
5) Weisbach l. c.
6) Fritsch, Eingeborne Südafrikas. S. 398.
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[86/0104] Die Grössenverhältnisse des Beckens und der Gliedmassen. langten 1). Von gleicher Zwergenhaftigkeit fand Du Chaillu 2) im aequatorialen Afrika die Obongo, welche auch in sonstigen Merk- malen den Buschmännern nahe stehen und es gleichen ihnen ferner die Acka des Reisenden Schweinfurth im Gebiete des Gazellennils, die aber immerhin schon auf 1500 Mm. sich erheben 3). Nicht un- bedeutsam ist es, dass sich an diese tropischen Menschenstämme die Polarvölker der alten und neuen Welt anschliessen. Zwar sind die Angaben von Pauw, nämlich 1300 Mm. als Mittelwerth der Körpergrösse bei Eskimo völlig unglaubwürdig, da andre Messungen vorliegen, nämlich: Körgergrösse der Eskimo. auch sind 1380 Mm. für die Lappländer als Mittelzahl 4) sicherlich zu wenig, dennoch werden beide Bevölkerungen übereinstimmend von den Reisenden unter die kleinen Menschen gerechnet. Jeden- falls können wir den Satz vertreten, dass unter jedem Breitegrade sich Menschenstämme finden, die durch ihre Kleinheit auffallen. Hatten wir bisher nur die Grösse der Männer in Betracht ge- zogen, so gilt es jetzt, die Thatsache auszusprechen, dass eine geringere Leibeshöhe zu den secundären Merkmalen des weiblichen Geschlechtes gehört. Bei diesem schwanken die Mittel der Körper- grösse innerhalb viel engerer Grenzen, nämlich nur von 1395 bis 1662 Mm. 5). Auch ergab sich aus den bisherigen Messungen, dass die Grössenunterschiede der Geschlechter bei kleinen Völkern fast verschwinden 6). So erhielt Fritsch als Mittel von 5 Buschmann- frauen 1448 Mm. oder 4 Mm. mehr als er bei Männern gefunden hatte und ein ähnliches Ergebniss gewinnen wir auch aus den 1) Weisbach, l. c. S. 216. Fritsch, Eingeborne Südafrikas. S. 397. 2) Ashango Land, p. 319. Das Mittel der Körpergrösse bei 6 Frauen lautete 56¼ Zoll (inches) oder 1420 Mm. 3) Petermann’s Geogr. Mittheilungen. 1871. S. 139. S. 150. 4) Nach Tenon bei Gould, Investigations. p. 144 und Weisbach l. c. p. 216. 5) Weisbach l. c. 6) Fritsch, Eingeborne Südafrikas. S. 398.

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Zitationshilfe: Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/peschel_voelkerkunde_1874/104>, abgerufen am 26.04.2024.