Zu dieser Race zählen die polynesischen und asiatischen Ma- layen, die Bevölkerungen im Südosten und Osten Asiens, die Be- wohner Tübets, sowie etliche Bergvölker des Himalaya, ferner alle Nordasiaten sammt ihren Verwandten in Nordeuropa, endlich die amerikanische Urbevölkerung. Gemeinsam ist allen das lange, straffe, im Querschnitt walzenförmige Haar, Armuth oder gänz- licher Mangel an Bartwuchs wie an Leibhaaren, eine Trübung der Hautfarbe, von Ledergelb bis zum tiefen Braun, bisweilen ins Röthliche spielend, vorstehende Jochbogen begleitet bei den mei- sten von einer schiefen Stellung der Augen. Für alle sonstigen Merkmale sind Uebergänge vorhanden, so dass die örtlichen Typen in einander verschmelzen, wie diess bei jeder Gruppe gezeigt werden soll. Die Sprachmerkmale allein gewähren die Mittel zur Aufstellung von Unterabtheilungen.
1. Der malayische Stamm.
Die malayischen Sprachen vereinigt eine Gemeinsamkeit der Wurzeln 1), nicht der Worte. Das bedeutet dass die Glieder dieser Völker-Familie sich früher trennten, ehe die Sprachbildung schon zu einem festeren Gefüge gelangt war. Die Ursprache selbst ent- wickelte sich selbständig und stand vereinzelt auf der Erde. Ihre sinnbegrenzenden Wurzeln werden theils vorgesetzt, theils ange- hängt. Die polynesischen Mundarten sind ärmer an Lauten und
1) Ueber das Typische der Malayensprachen S. oben, S. 121--122.
Peschel, Völkerkunde. 24
III. DIE MONGOLENÄHNLICHEN VÖLKER.
Zu dieser Race zählen die polynesischen und asiatischen Ma- layen, die Bevölkerungen im Südosten und Osten Asiens, die Be- wohner Tübets, sowie etliche Bergvölker des Himalaya, ferner alle Nordasiaten sammt ihren Verwandten in Nordeuropa, endlich die amerikanische Urbevölkerung. Gemeinsam ist allen das lange, straffe, im Querschnitt walzenförmige Haar, Armuth oder gänz- licher Mangel an Bartwuchs wie an Leibhaaren, eine Trübung der Hautfarbe, von Ledergelb bis zum tiefen Braun, bisweilen ins Röthliche spielend, vorstehende Jochbogen begleitet bei den mei- sten von einer schiefen Stellung der Augen. Für alle sonstigen Merkmale sind Uebergänge vorhanden, so dass die örtlichen Typen in einander verschmelzen, wie diess bei jeder Gruppe gezeigt werden soll. Die Sprachmerkmale allein gewähren die Mittel zur Aufstellung von Unterabtheilungen.
1. Der malayische Stamm.
Die malayischen Sprachen vereinigt eine Gemeinsamkeit der Wurzeln 1), nicht der Worte. Das bedeutet dass die Glieder dieser Völker-Familie sich früher trennten, ehe die Sprachbildung schon zu einem festeren Gefüge gelangt war. Die Ursprache selbst ent- wickelte sich selbständig und stand vereinzelt auf der Erde. Ihre sinnbegrenzenden Wurzeln werden theils vorgesetzt, theils ange- hängt. Die polynesischen Mundarten sind ärmer an Lauten und
1) Ueber das Typische der Malayensprachen S. oben, S. 121—122.
Peschel, Völkerkunde. 24
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III.
DIE MONGOLENÄHNLICHEN VÖLKER.
Zu dieser Race zählen die polynesischen und asiatischen Ma-
layen, die Bevölkerungen im Südosten und Osten Asiens, die Be-
wohner Tübets, sowie etliche Bergvölker des Himalaya, ferner
alle Nordasiaten sammt ihren Verwandten in Nordeuropa, endlich
die amerikanische Urbevölkerung. Gemeinsam ist allen das lange,
straffe, im Querschnitt walzenförmige Haar, Armuth oder gänz-
licher Mangel an Bartwuchs wie an Leibhaaren, eine Trübung
der Hautfarbe, von Ledergelb bis zum tiefen Braun, bisweilen ins
Röthliche spielend, vorstehende Jochbogen begleitet bei den mei-
sten von einer schiefen Stellung der Augen. Für alle sonstigen
Merkmale sind Uebergänge vorhanden, so dass die örtlichen Typen
in einander verschmelzen, wie diess bei jeder Gruppe gezeigt
werden soll. Die Sprachmerkmale allein gewähren die Mittel zur
Aufstellung von Unterabtheilungen.
1. Der malayische Stamm.
Die malayischen Sprachen vereinigt eine Gemeinsamkeit der
Wurzeln 1), nicht der Worte. Das bedeutet dass die Glieder dieser
Völker-Familie sich früher trennten, ehe die Sprachbildung schon
zu einem festeren Gefüge gelangt war. Die Ursprache selbst ent-
wickelte sich selbständig und stand vereinzelt auf der Erde. Ihre
sinnbegrenzenden Wurzeln werden theils vorgesetzt, theils ange-
hängt. Die polynesischen Mundarten sind ärmer an Lauten und
1) Ueber das Typische der Malayensprachen S. oben, S. 121—122.
Peschel, Völkerkunde. 24
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Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874, S. [369]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/peschel_voelkerkunde_1874/387>, abgerufen am 19.11.2024.
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