Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite
I. Abth. I. Cap. Vom Ursprung der Macht
2) Rühret
diese Ge-
walt von
Eingebung
des heiligen
Geistesher.
§. V.

Jch habe gesagt/ die Macht/ Sünde zu vergeben
und zu behalten/ rühre von Eingebung des heligen Geistes
her/ welches die heilige Schrifft mit deutlichen Worten an-
zeiget a). Diese Eingebung ware das Merckmahl solcher
verliehenen Gewalt/ welches bey niemand/ als denen Apo-
steln anzutreffen. Denn wo findet man doch bey denen so
genannten Apostolischen Nachfolgern dergleichen Gaben des
heiligen Geistes? Dieses befindet sich wohl/ daß in vieler
ihren Hertzen ein Geist regieret/ allein/ welches gar sehr zu
beklagen/ der Geist des Neides/ des Zanckes/ des Geitzes/
des Hochmuths/ keinesweges aber derjenige Geist/ der so
reichlich über die Apostel ausgegossen worden. Jch tadle
nicht damit das gantze Ministerium. Jch kenne viel recht-
schaffene Leute unter solchen. Es mögen aber dieselbe mit
Gaben ausgerüst seyn/ wie sie immer wollen/ so kommen sie
doch damit/ wie bereits gemeldet/ denen Aposteln nicht bey.

3) Besassen
die Apostel
solche
Macht al-lein.
§. VI.

Ferner habe ich denen Aposteln eintzig und allein
diese Macht zugeschrieben/ und auch in dem bißher gesagten
solches guten Theils bewiesen. Denn denen Aposteln ist das

Anhau-
a) Würckung
dieser Einge-
bung.
Denn so stehet Joh. XX. 22. labete pneuma agion Nehmet hin
den heiligen Geist,
und als dieses geschehen, hat Christus erst die
Macht, Sünde zu vergeben und zu behalten, ihnen verliehen. Durch
dieses göttliche Anhauchen, durch diese unmittelbahre Schen-
ckung des heiligen Geistes, haben die Apostel diejenigen Gnaden-
Mittel bekommen, durch deren Hülffe sie die verliehene Macht
recht ausüben kunten. Ein jeder gestehet, daß dergleichen Ein-
gebung, dergleichen eaphusesis niemand als denen Aposteln
wiederfahren, und also schliesse ich, daß niemand, er sey wer er
wolle, sich mit Recht solcher Macht unterziehen, und dieselbe aus-
üben könne. Es mangelt ihm die Krafft des heiligen Geistes, die
bey denen Aposteln war, davon in dem folgenden hin und wieder
ein mehrers zu sagen seyn wird.
a) Mir
I. Abth. I. Cap. Vom Urſprung der Macht
2) Ruͤhret
dieſe Ge-
walt von
Eingebung
des heiligẽ
Geiſtesher.
§. V.

Jch habe geſagt/ die Macht/ Suͤnde zu vergeben
und zu behalten/ ruͤhre von Eingebung des heligen Geiſtes
her/ welches die heilige Schrifft mit deutlichen Worten an-
zeiget a). Dieſe Eingebung ware das Merckmahl ſolcher
verliehenen Gewalt/ welches bey niemand/ als denen Apo-
ſteln anzutreffen. Denn wo findet man doch bey denen ſo
genannten Apoſtoliſchen Nachfolgern dergleichen Gaben des
heiligen Geiſtes? Dieſes befindet ſich wohl/ daß in vieler
ihren Hertzen ein Geiſt regieret/ allein/ welches gar ſehr zu
beklagen/ der Geiſt des Neides/ des Zanckes/ des Geitzes/
des Hochmuths/ keinesweges aber derjenige Geiſt/ der ſo
reichlich uͤber die Apoſtel ausgegoſſen worden. Jch tadle
nicht damit das gantze Miniſterium. Jch kenne viel recht-
ſchaffene Leute unter ſolchen. Es moͤgen aber dieſelbe mit
Gaben ausgeruͤſt ſeyn/ wie ſie immer wollen/ ſo kommen ſie
doch damit/ wie bereits gemeldet/ denen Apoſteln nicht bey.

3) Beſaſſen
die Apoſtel
ſolche
Macht al-lein.
§. VI.

Ferner habe ich denen Apoſteln eintzig und allein
dieſe Macht zugeſchrieben/ und auch in dem bißher geſagten
ſolches guten Theils bewieſen. Denn denen Apoſteln iſt das

Anhau-
a) Wuͤrckung
dieſer Einge-
bung.
Denn ſo ſtehet Joh. XX. 22. λάβετε πνεῦμα ἄγιον Nehmet hin
den heiligen Geiſt,
und als dieſes geſchehen, hat Chriſtus erſt die
Macht, Suͤnde zu vergeben und zu behalten, ihnen verliehen. Durch
dieſes goͤttliche Anhauchen, durch dieſe unmittelbahre Schen-
ckung des heiligen Geiſtes, haben die Apoſtel diejenigen Gnaden-
Mittel bekommen, durch deren Huͤlffe ſie die verliehene Macht
recht ausuͤben kunten. Ein jeder geſtehet, daß dergleichen Ein-
gebung, dergleichen ἐαφύσησις niemand als denen Apoſteln
wiederfahren, und alſo ſchlieſſe ich, daß niemand, er ſey wer er
wolle, ſich mit Recht ſolcher Macht unterziehen, und dieſelbe aus-
uͤben koͤnne. Es mangelt ihm die Krafft des heiligen Geiſtes, die
bey denen Apoſteln war, davon in dem folgenden hin und wieder
ein mehrers zu ſagen ſeyn wird.
a) Mir
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0079" n="60"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Abth. <hi rendition="#aq">I.</hi> Cap. Vom Ur&#x017F;prung der Macht</hi> </fw><lb/>
            <note place="left">2) Ru&#x0364;hret<lb/>
die&#x017F;e Ge-<lb/>
walt von<lb/>
Eingebung<lb/>
des heilige&#x0303;<lb/>
Gei&#x017F;tesher.</note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. <hi rendition="#aq">V.</hi></head>
            <p>Jch habe ge&#x017F;agt/ die Macht/ Su&#x0364;nde zu vergeben<lb/>
und zu behalten/ ru&#x0364;hre von <hi rendition="#fr">Eingebung des heligen Gei&#x017F;tes</hi><lb/>
her/ welches die heilige Schrifft mit deutlichen Worten an-<lb/>
zeiget <note place="foot" n="a)"><note place="left">Wu&#x0364;rckung<lb/>
die&#x017F;er Einge-<lb/>
bung.</note>Denn &#x017F;o &#x017F;tehet <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Joh. XX. 22.</hi></hi> &#x03BB;&#x03AC;&#x03B2;&#x03B5;&#x03C4;&#x03B5; &#x03C0;&#x03BD;&#x03B5;&#x1FE6;&#x03BC;&#x03B1; &#x1F04;&#x03B3;&#x03B9;&#x03BF;&#x03BD; <hi rendition="#fr">Nehmet hin<lb/>
den heiligen Gei&#x017F;t,</hi> und als die&#x017F;es ge&#x017F;chehen, hat Chri&#x017F;tus er&#x017F;t die<lb/>
Macht, Su&#x0364;nde zu vergeben und zu behalten, ihnen verliehen. Durch<lb/>
die&#x017F;es go&#x0364;ttliche Anhauchen, durch die&#x017F;e unmittelbahre Schen-<lb/>
ckung des heiligen Gei&#x017F;tes, haben die Apo&#x017F;tel diejenigen Gnaden-<lb/>
Mittel bekommen, durch deren Hu&#x0364;lffe &#x017F;ie die verliehene Macht<lb/>
recht ausu&#x0364;ben kunten. Ein jeder ge&#x017F;tehet, daß dergleichen Ein-<lb/>
gebung, dergleichen &#x1F10;&#x03B1;&#x03C6;&#x03CD;&#x03C3;&#x03B7;&#x03C3;&#x03B9;&#x03C2; niemand als denen Apo&#x017F;teln<lb/>
wiederfahren, und al&#x017F;o &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;e ich, daß niemand, er &#x017F;ey wer er<lb/>
wolle, &#x017F;ich mit Recht &#x017F;olcher Macht unterziehen, und die&#x017F;elbe aus-<lb/>
u&#x0364;ben ko&#x0364;nne. Es mangelt ihm die Krafft des heiligen Gei&#x017F;tes, die<lb/>
bey denen Apo&#x017F;teln war, davon in dem folgenden hin und wieder<lb/>
ein mehrers zu &#x017F;agen &#x017F;eyn wird.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">a)</hi> Mir</fw></note>. Die&#x017F;e Eingebung ware das <hi rendition="#fr">Merckmahl</hi> &#x017F;olcher<lb/>
verliehenen Gewalt/ welches bey niemand/ als denen Apo-<lb/>
&#x017F;teln anzutreffen. Denn wo findet man doch bey denen &#x017F;o<lb/>
genannten Apo&#x017F;toli&#x017F;chen Nachfolgern dergleichen Gaben des<lb/>
heiligen Gei&#x017F;tes? Die&#x017F;es befindet &#x017F;ich wohl/ daß in vieler<lb/>
ihren Hertzen ein Gei&#x017F;t regieret/ allein/ welches gar &#x017F;ehr zu<lb/>
beklagen/ der Gei&#x017F;t des Neides/ des Zanckes/ des Geitzes/<lb/>
des Hochmuths/ keinesweges aber derjenige Gei&#x017F;t/ der &#x017F;o<lb/>
reichlich u&#x0364;ber die Apo&#x017F;tel ausgego&#x017F;&#x017F;en worden. Jch tadle<lb/>
nicht damit das gantze <hi rendition="#aq">Mini&#x017F;terium.</hi> Jch kenne viel recht-<lb/>
&#x017F;chaffene Leute unter &#x017F;olchen. Es mo&#x0364;gen aber die&#x017F;elbe mit<lb/>
Gaben ausgeru&#x0364;&#x017F;t &#x017F;eyn/ wie &#x017F;ie immer wollen/ &#x017F;o kommen &#x017F;ie<lb/>
doch damit/ wie bereits gemeldet/ denen Apo&#x017F;teln nicht bey.</p><lb/>
            <note place="left">3) Be&#x017F;a&#x017F;&#x017F;en<lb/>
die Apo&#x017F;tel<lb/><hi rendition="#g">&#x017F;olche</hi><lb/>
Macht al-lein.</note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. <hi rendition="#aq">VI.</hi></head>
            <p>Ferner habe ich denen Apo&#x017F;teln <hi rendition="#fr">eintzig und allein</hi><lb/>
die&#x017F;e Macht zuge&#x017F;chrieben/ und auch in dem bißher ge&#x017F;agten<lb/>
&#x017F;olches guten Theils bewie&#x017F;en. Denn denen Apo&#x017F;teln i&#x017F;t das<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Anhau-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[60/0079] I. Abth. I. Cap. Vom Urſprung der Macht §. V. Jch habe geſagt/ die Macht/ Suͤnde zu vergeben und zu behalten/ ruͤhre von Eingebung des heligen Geiſtes her/ welches die heilige Schrifft mit deutlichen Worten an- zeiget a). Dieſe Eingebung ware das Merckmahl ſolcher verliehenen Gewalt/ welches bey niemand/ als denen Apo- ſteln anzutreffen. Denn wo findet man doch bey denen ſo genannten Apoſtoliſchen Nachfolgern dergleichen Gaben des heiligen Geiſtes? Dieſes befindet ſich wohl/ daß in vieler ihren Hertzen ein Geiſt regieret/ allein/ welches gar ſehr zu beklagen/ der Geiſt des Neides/ des Zanckes/ des Geitzes/ des Hochmuths/ keinesweges aber derjenige Geiſt/ der ſo reichlich uͤber die Apoſtel ausgegoſſen worden. Jch tadle nicht damit das gantze Miniſterium. Jch kenne viel recht- ſchaffene Leute unter ſolchen. Es moͤgen aber dieſelbe mit Gaben ausgeruͤſt ſeyn/ wie ſie immer wollen/ ſo kommen ſie doch damit/ wie bereits gemeldet/ denen Apoſteln nicht bey. §. VI. Ferner habe ich denen Apoſteln eintzig und allein dieſe Macht zugeſchrieben/ und auch in dem bißher geſagten ſolches guten Theils bewieſen. Denn denen Apoſteln iſt das Anhau- a) Denn ſo ſtehet Joh. XX. 22. λάβετε πνεῦμα ἄγιον Nehmet hin den heiligen Geiſt, und als dieſes geſchehen, hat Chriſtus erſt die Macht, Suͤnde zu vergeben und zu behalten, ihnen verliehen. Durch dieſes goͤttliche Anhauchen, durch dieſe unmittelbahre Schen- ckung des heiligen Geiſtes, haben die Apoſtel diejenigen Gnaden- Mittel bekommen, durch deren Huͤlffe ſie die verliehene Macht recht ausuͤben kunten. Ein jeder geſtehet, daß dergleichen Ein- gebung, dergleichen ἐαφύσησις niemand als denen Apoſteln wiederfahren, und alſo ſchlieſſe ich, daß niemand, er ſey wer er wolle, ſich mit Recht ſolcher Macht unterziehen, und dieſelbe aus- uͤben koͤnne. Es mangelt ihm die Krafft des heiligen Geiſtes, die bey denen Apoſteln war, davon in dem folgenden hin und wieder ein mehrers zu ſagen ſeyn wird. a) Mir

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/79
Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/79>, abgerufen am 21.11.2024.