Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.Studio in der Theologie. §. XXXVII. Dieses Fürnehmen solte ein MittelNoch an- dieses (a) Jch beruffe mich auff den Zustand der Kirchen in denen ersten Jahrhunderten.Ob die Kirche zu ihrem Flor euserliche Ru- he vonnöthen. Man wütete und tobete wieder die Christen. Und dennoch ware das Christenthum in vortrefflichem Flor. Dahero hat der Wilh. Cave recht, da er in seinem ersten Christenthum pag. 80. also schreibet: Es ist keine Probe einer guten Religi- on/ wenn dabey alles voll auff und überflüßig ist, inmassen man die Chri- sten mehr nach der Heyligkeit/ als nach dem blühenden Zustand der Reli- gion schätzen muß Arnold hat in der Abbildung der ersten Christen Lib. 8. cap. 1. 2. auch deutlich gewiesen, daß der beste Zustand der Kirchen unter der Verfol- gung gewesen. (b) Ziegler in praefat. ad tract. de Episc. saget, daß zu Constantini M. Zeiten, daSchadet den- selben. nehmlich die Kirche in Ruhe gekommen, eine Welt in die Kirche eingeführet wor- den. Spanheim in orat. de Christianism. degenere zeiget ebenfalß deutlich, daß die äuserliche Ruhe das Christenthum verderbt. Gregorius Nazianzenus Orat. 3. adu. Jul. Chrysostomus Lib. adu. gentil. Saluianus Lib. 1. adu. auarit. stim- men ebenfalß dieses an. (c) Auf das Concilium Nicaenum mag ich mich nicht einmahl beruffen. Auf dasAnsehen der Concilien. dritte Concilium zu Ephesus schickten die Käyser Theodosius und Valentinianus einen Abgeordneten, Candidianum, dieser hatte in seiner Instruction, daß er sich in Glaubens-Sachen nicht meliren solte. Es wäre zum höchsten unbillig, daß einer, der kein Bischoff wäre, sich in Kirchen-Sachen einmischen solte. Die Bischöffe solten allein (Recht der Beicht-Stühle) g
Studio in der Theologie. §. XXXVII. Dieſes Fuͤrnehmen ſolte ein MittelNoch an- dieſes (a) Jch beruffe mich auff den Zuſtand der Kirchen in denen erſten Jahrhunderten.Ob die Kirche zu ihrem Flor euſerliche Ru- he vonnoͤthen. Man wuͤtete und tobete wieder die Chriſten. Und dennoch ware das Chriſtenthum in vortrefflichem Flor. Dahero hat der Wilh. Cave recht, da er in ſeinem erſten Chriſtenthum pag. 80. alſo ſchreibet: Es iſt keine Probe einer guten Religi- on/ wenn dabey alles voll auff und uͤberfluͤßig iſt, inmaſſen man die Chri- ſten mehr nach der Heyligkeit/ als nach dem bluͤhenden Zuſtand der Reli- gion ſchaͤtzen muß Arnold hat in der Abbildung der erſten Chriſten Lib. 8. cap. 1. 2. auch deutlich gewieſen, daß der beſte Zuſtand der Kirchen unter der Verfol- gung geweſen. (b) Ziegler in præfat. ad tract. de Epiſc. ſaget, daß zu Conſtantini M. Zeiten, daSchadet den- ſelben. nehmlich die Kirche in Ruhe gekommen, eine Welt in die Kirche eingefuͤhret wor- den. Spanheim in orat. de Chriſtianiſm. degenere zeiget ebenfalß deutlich, daß die aͤuſerliche Ruhe das Chriſtenthum verderbt. Gregorius Nazianzenus Orat. 3. adu. Jul. Chryſoſtomus Lib. adu. gentil. Saluianus Lib. 1. adu. auarit. ſtim- men ebenfalß dieſes an. (c) Auf das Concilium Nicænum mag ich mich nicht einmahl beruffen. Auf dasAnſehen der Concilien. dritte Concilium zu Epheſus ſchickten die Kaͤyſer Theodoſius und Valentinianus einen Abgeordneten, Candidianum, dieſer hatte in ſeiner Inſtruction, daß er ſich in Glaubens-Sachen nicht meliren ſolte. Es waͤre zum hoͤchſten unbillig, daß einer, der kein Biſchoff waͤre, ſich in Kirchen-Sachen einmiſchen ſolte. Die Biſchoͤffe ſolten allein (Recht der Beicht-Stuͤhle) g
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Studio in der Theologie.
§. XXXVII. Dieſes Fuͤrnehmen ſolte ein Mittel
ſeyn/ den Kirchen-Frieden zu erhalten. Der Ausgang
mag davon reden/ wie gluͤcklich es gelungen. Jch habe aber
bey angeregtem Titul meine Gedancken auch dahin zu rich-
ten/ ob die Gluͤckſeeligkeit der Kirchen von der aͤußerlichen
Ruhe dependire. Wenn man andere buͤrgerliche Geſell-
ſchafften anſiehet/ ſo kommt ihre Wohlfahrt faſt allein auff
aͤuſerliche Ruhe an. Andere Bewandnuͤß aber hat es mit
der Kirchen. Jhre Wohlfahrt/ iſt mit der aͤuſerlichen Ru-
he nicht verknuͤpffet (a). Ja ſo bald alß die Kirche dieſe
recht genoſſe/ fiele das rechtſchaffene Chriſtenthum dahin
(b). Es iſt weiter zu wiſſen noͤthig/ ob concilia Glaubens-
Sachen decidiren, und andere ihren Spruch anzunehmen/
anhalten koͤnnen. Betrachtet man die alten concilia, ſo
befindet man/ daß die Kaͤyſer ſelbſt ſo einfaͤltig geweſen/ und
dergleichen eingeraͤumet (c). Waß kan aber tolleres/ alß
dieſes
Noch an-
dere An-
merckungen
uͤber gemel-
den Titul.
(a) Jch beruffe mich auff den Zuſtand der Kirchen in denen erſten Jahrhunderten.
Man wuͤtete und tobete wieder die Chriſten. Und dennoch ware das Chriſtenthum
in vortrefflichem Flor. Dahero hat der Wilh. Cave recht, da er in ſeinem erſten
Chriſtenthum pag. 80. alſo ſchreibet: Es iſt keine Probe einer guten Religi-
on/ wenn dabey alles voll auff und uͤberfluͤßig iſt, inmaſſen man die Chri-
ſten mehr nach der Heyligkeit/ als nach dem bluͤhenden Zuſtand der Reli-
gion ſchaͤtzen muß Arnold hat in der Abbildung der erſten Chriſten Lib. 8.
cap. 1. 2. auch deutlich gewieſen, daß der beſte Zuſtand der Kirchen unter der Verfol-
gung geweſen.
(b) Ziegler in præfat. ad tract. de Epiſc. ſaget, daß zu Conſtantini M. Zeiten, da
nehmlich die Kirche in Ruhe gekommen, eine Welt in die Kirche eingefuͤhret wor-
den. Spanheim in orat. de Chriſtianiſm. degenere zeiget ebenfalß deutlich, daß
die aͤuſerliche Ruhe das Chriſtenthum verderbt. Gregorius Nazianzenus Orat.
3. adu. Jul. Chryſoſtomus Lib. adu. gentil. Saluianus Lib. 1. adu. auarit. ſtim-
men ebenfalß dieſes an.
(c) Auf das Concilium Nicænum mag ich mich nicht einmahl beruffen. Auf das
dritte Concilium zu Epheſus ſchickten die Kaͤyſer Theodoſius und Valentinianus
einen Abgeordneten, Candidianum, dieſer hatte in ſeiner Inſtruction, daß er ſich
in Glaubens-Sachen nicht meliren ſolte. Es waͤre zum hoͤchſten unbillig, daß einer,
der kein Biſchoff waͤre, ſich in Kirchen-Sachen einmiſchen ſolte. Die Biſchoͤffe ſolten
allein
(Recht der Beicht-Stuͤhle) g
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