Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.Beicht-Pfennig. das Interesse befördern/ suchet man auf alle Art und Wei-se zu vertheidigen. Der Seel. Lutherus hat solches selbst bemercket e)/ ob schon seine Worte wieder die Papisten gerichtet sind/ so wird man doch solche mit nicht mindern Recht auf die Protestirende ziehen können. §. XXIX. Allein wie gedacht/ die Kirchen-DienerDer Beicht- nehm- e) Lutherus Tom. I. Altenb. p. 846. Der Beicht-Pfennig, derund Abschaf- fung der Beich- te. grosse Nothhelffer, wenn der nicht thäte, daß sie nicht des Bauchs fürchteten, er möchte verschmachten, soltestu wohl sehen, daß das Beichten weder Noth noch Gebot wäre. Und so ist es allerdings. Um des Beicht-Pfennigs willen, muß die Beichte unumgänglich vonnöthen seyn. Der Jrrthum, wel- cher etwas einträget, wenn er beybehalten wird, ist angenehmer als die Wahrheit. Jch glaube auch nicht, daß ein einiger Jrr- thum schwerer erkannt wird, als derjenige, so das Interesse be- fördert. a) Von dem Recht und der Pflicht eines Fürsten wegen Vermeh-Von Vermeh- rung der Be- soldungen. rung der Besoldungen der Kirchen-Diener, hat der Herr Tho- masius in einer besondern Disputation ausführlich gehandelt. Es ist dieselbe auch in das teutsche übersetzet worden. Weil nun solche in vielen Händen, so will ich mich nur darauff bezo- gen haben. Es hat auch dieser berühmte Jurist an angezoge- nem Ort im letzten Paragrapho Rathschläge an die Hand gege- ben, o o 3
Beicht-Pfennig. das Intereſſe befoͤrdern/ ſuchet man auf alle Art und Wei-ſe zu vertheidigen. Der Seel. Lutherus hat ſolches ſelbſt bemercket e)/ ob ſchon ſeine Worte wieder die Papiſten gerichtet ſind/ ſo wird man doch ſolche mit nicht mindern Recht auf die Proteſtirende ziehen koͤnnen. §. XXIX. Allein wie gedacht/ die Kirchen-DienerDer Beicht- nehm- e) Lutherus Tom. I. Altenb. p. 846. Der Beicht-Pfennig, derund Abſchaf- fung der Beich- te. groſſe Nothhelffer, wenn der nicht thaͤte, daß ſie nicht des Bauchs fuͤrchteten, er moͤchte verſchmachten, ſolteſtu wohl ſehen, daß das Beichten weder Noth noch Gebot waͤre. Und ſo iſt es allerdings. Um des Beicht-Pfennigs willen, muß die Beichte unumgaͤnglich vonnoͤthen ſeyn. Der Jrrthum, wel- cher etwas eintraͤget, wenn er beybehalten wird, iſt angenehmer als die Wahrheit. Jch glaube auch nicht, daß ein einiger Jrr- thum ſchwerer erkannt wird, als derjenige, ſo das Intereſſe be- foͤrdert. a) Von dem Recht und der Pflicht eines Fuͤrſten wegen Vermeh-Von Vermeh- rung der Be- ſoldungen. rung der Beſoldungen der Kirchen-Diener, hat der Herr Tho- maſius in einer beſondern Diſputation ausfuͤhrlich gehandelt. Es iſt dieſelbe auch in das teutſche uͤberſetzet worden. Weil nun ſolche in vielen Haͤnden, ſo will ich mich nur darauff bezo- gen haben. Es hat auch dieſer beruͤhmte Juriſt an angezoge- nem Ort im letzten Paragrapho Rathſchlaͤge an die Hand gege- ben, o o 3
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Beicht-Pfennig.
das Intereſſe befoͤrdern/ ſuchet man auf alle Art und Wei-
ſe zu vertheidigen. Der Seel. Lutherus hat ſolches ſelbſt
bemercket e)/ ob ſchon ſeine Worte wieder die Papiſten
gerichtet ſind/ ſo wird man doch ſolche mit nicht mindern
Recht auf die Proteſtirende ziehen koͤnnen.
§. XXIX. Allein wie gedacht/ die Kirchen-Diener
muͤſſen ernehret werden. Jhre Beſoldungen ſind gemei-
niglich gar geringe. Sie koͤnnen ſich davon nicht hinbrin-
gen. Wilſt du ihnen die Accidentia nehmen/ woher ſol-
len ſie denn leben? Der Beicht-Pfennig muß manchmahl
das meiſte auswerffen. Will man dieſen abſchaffen/ ſo
muß man auf andern ehrlichen Unterhalt dencken. Sol-
che Sorgfalt wird aber denen uͤberlaſſen/ die Macht haben
dergleichen Dinge abzuſtellen. Jch enthalte mich alſo mit
Willen von ſolchen Rathſchlaͤgen/ die auf andere Anſtalten
zielen a). Dieſes aber erinnere ich anietzo/ daß die vor-
nehm-
Der Beicht-
Pfennig, iſt
faſt als ein
Stuͤck der
Beſoldung
anzuſehen.
e) Lutherus Tom. I. Altenb. p. 846. Der Beicht-Pfennig, der
groſſe Nothhelffer, wenn der nicht thaͤte, daß ſie nicht des
Bauchs fuͤrchteten, er moͤchte verſchmachten, ſolteſtu wohl
ſehen, daß das Beichten weder Noth noch Gebot waͤre.
Und ſo iſt es allerdings. Um des Beicht-Pfennigs willen, muß
die Beichte unumgaͤnglich vonnoͤthen ſeyn. Der Jrrthum, wel-
cher etwas eintraͤget, wenn er beybehalten wird, iſt angenehmer
als die Wahrheit. Jch glaube auch nicht, daß ein einiger Jrr-
thum ſchwerer erkannt wird, als derjenige, ſo das Intereſſe be-
foͤrdert.
a) Von dem Recht und der Pflicht eines Fuͤrſten wegen Vermeh-
rung der Beſoldungen der Kirchen-Diener, hat der Herr Tho-
maſius in einer beſondern Diſputation ausfuͤhrlich gehandelt.
Es iſt dieſelbe auch in das teutſche uͤberſetzet worden. Weil
nun ſolche in vielen Haͤnden, ſo will ich mich nur darauff bezo-
gen haben. Es hat auch dieſer beruͤhmte Juriſt an angezoge-
nem Ort im letzten Paragrapho Rathſchlaͤge an die Hand gege-
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