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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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I. Abth. IV. Cap. Von Beybehaltung der Beicht-Stühle,
nement billigen. Wie gegründet aber dasselbe sey/ will so
gleich untersuchen.

Absolution
geschiehet
mit Bedin-gung.
§. XV.

Unsere Theologi selbsten sind nicht einig in der
Beschaffenheit der absolution. Sie wiedersprechen sich zum
öfftern/ wenn sie von der Art und Weise handeln/ wie die
Sünden vergeben werden. Auf solche Weise gehen sie gar
offt von der eingeführten Meinung ab/ da sie dasjenige ver-
einigen wollen/ was nicht leicht unter einen Hut gebracht
werden kan. Kluge mögen urtheilen/ wie glücklich ihr Un-
terfangen zum öfftern geräth. Was sagen sie aber von der
Vergebung der Sünden gutes? Einige sprechen: alle ab-
solution,
sie möchte seyn/ wie sie wolte/ geschähe unter ge-
wisser Bedingung a). Jch habe darwieder nichts zu erin-

nern.
saget: Wie einer der tauffte oder das Evangelium predigte, die
Wiedergeburt nicht allein anzeigte, oder verkündigte, sondern
allerdings als eine causa ministerialis, durch das Wort und die
Tauffe wiedergebühret, 1. Cor. IV, 15. Gal. IV, 19. also wäre auch der-
jenige, so absoluiret, nicht allein ein Ankündiger der Vergebung der
Sünden, sondern das Werckzeug, dadurch GOtt die Vergebung
der Sünden würckte. Ein jedes Gleichniß aber hincket. Paulus
saget auch in 1. Cor. IV, 15. weiter nichts als dieses: Jch habe
euch gezeuget in Christo JEsu durchs Evangelium.
Diese
Worte kan ich nicht anders verstehen, als auf solche Art: Jch ha-
be euch das Evangelium geprediget, Christus aber hat durch das-
selbe kräfftig gewürcket, daß ihr durch mich seyd neugebohren wor-
den. Paulus schreibet also alle Krafft Christo und dem Evangelio
zu. Auf gleiche Weise verstehe ich die Stelle Gal. IV, 19. Jch wie-
derhole anbey dieses, daß unter denen Aposteln und heutigen Prie-
stern ein grosser Unterscheid, und die letztern der erstern ihrer son-
derbahren priuilegien sich nicht anmassen können.
a) Meinung
Speneri.
So schreibet der seelige Spener cit. l. vol. I. cap. I. sect. 14. pag. 85.
Ferner ist eine unzweifliche göttliche Wahrheit, daß nicht
allen, welche in dem Beicht-Stuhl die
absolution empfangen,
wirck-

I. Abth. IV. Cap. Von Beybehaltung der Beicht-Stuͤhle,
nement billigen. Wie gegruͤndet aber daſſelbe ſey/ will ſo
gleich unterſuchen.

Abſolution
geſchiehet
mit Bedin-gung.
§. XV.

Unſere Theologi ſelbſten ſind nicht einig in der
Beſchaffenheit der abſolution. Sie wiederſprechen ſich zum
oͤfftern/ wenn ſie von der Art und Weiſe handeln/ wie die
Suͤnden vergeben werden. Auf ſolche Weiſe gehen ſie gar
offt von der eingefuͤhrten Meinung ab/ da ſie dasjenige ver-
einigen wollen/ was nicht leicht unter einen Hut gebracht
werden kan. Kluge moͤgen urtheilen/ wie gluͤcklich ihr Un-
terfangen zum oͤfftern geraͤth. Was ſagen ſie aber von der
Vergebung der Suͤnden gutes? Einige ſprechen: alle ab-
ſolution,
ſie moͤchte ſeyn/ wie ſie wolte/ geſchaͤhe unter ge-
wiſſer Bedingung a). Jch habe darwieder nichts zu erin-

nern.
ſaget: Wie einer der tauffte oder das Evangelium predigte, die
Wiedergeburt nicht allein anzeigte, oder verkuͤndigte, ſondern
allerdings als eine cauſa miniſterialis, durch das Wort und die
Tauffe wiedergebuͤhret, 1. Cor. IV, 15. Gal. IV, 19. alſo waͤre auch der-
jenige, ſo abſoluiret, nicht allein ein Ankuͤndiger der Vergebung der
Suͤnden, ſondern das Werckzeug, dadurch GOtt die Vergebung
der Suͤnden wuͤrckte. Ein jedes Gleichniß aber hincket. Paulus
ſaget auch in 1. Cor. IV, 15. weiter nichts als dieſes: Jch habe
euch gezeuget in Chriſto JEſu durchs Evangelium.
Dieſe
Worte kan ich nicht anders verſtehen, als auf ſolche Art: Jch ha-
be euch das Evangelium geprediget, Chriſtus aber hat durch daſ-
ſelbe kraͤfftig gewuͤrcket, daß ihr durch mich ſeyd neugebohren wor-
den. Paulus ſchreibet alſo alle Krafft Chriſto und dem Evangelio
zu. Auf gleiche Weiſe verſtehe ich die Stelle Gal. IV, 19. Jch wie-
derhole anbey dieſes, daß unter denen Apoſteln und heutigen Prie-
ſtern ein groſſer Unterſcheid, und die letztern der erſtern ihrer ſon-
derbahren priuilegien ſich nicht anmaſſen koͤnnen.
a) Meinung
Speneri.
So ſchreibet der ſeelige Spener cit. l. vol. I. cap. I. ſect. 14. pag. 85.
Ferner iſt eine unzweifliche goͤttliche Wahrheit, daß nicht
allen, welche in dem Beicht-Stuhl die
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wirck-
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[160/0179] I. Abth. IV. Cap. Von Beybehaltung der Beicht-Stuͤhle, nement billigen. Wie gegruͤndet aber daſſelbe ſey/ will ſo gleich unterſuchen. §. XV. Unſere Theologi ſelbſten ſind nicht einig in der Beſchaffenheit der abſolution. Sie wiederſprechen ſich zum oͤfftern/ wenn ſie von der Art und Weiſe handeln/ wie die Suͤnden vergeben werden. Auf ſolche Weiſe gehen ſie gar offt von der eingefuͤhrten Meinung ab/ da ſie dasjenige ver- einigen wollen/ was nicht leicht unter einen Hut gebracht werden kan. Kluge moͤgen urtheilen/ wie gluͤcklich ihr Un- terfangen zum oͤfftern geraͤth. Was ſagen ſie aber von der Vergebung der Suͤnden gutes? Einige ſprechen: alle ab- ſolution, ſie moͤchte ſeyn/ wie ſie wolte/ geſchaͤhe unter ge- wiſſer Bedingung a). Jch habe darwieder nichts zu erin- nern. (g) a) So ſchreibet der ſeelige Spener cit. l. vol. I. cap. I. ſect. 14. pag. 85. Ferner iſt eine unzweifliche goͤttliche Wahrheit, daß nicht allen, welche in dem Beicht-Stuhl die abſolution empfangen, wirck- (g) ſaget: Wie einer der tauffte oder das Evangelium predigte, die Wiedergeburt nicht allein anzeigte, oder verkuͤndigte, ſondern allerdings als eine cauſa miniſterialis, durch das Wort und die Tauffe wiedergebuͤhret, 1. Cor. IV, 15. Gal. IV, 19. alſo waͤre auch der- jenige, ſo abſoluiret, nicht allein ein Ankuͤndiger der Vergebung der Suͤnden, ſondern das Werckzeug, dadurch GOtt die Vergebung der Suͤnden wuͤrckte. Ein jedes Gleichniß aber hincket. Paulus ſaget auch in 1. Cor. IV, 15. weiter nichts als dieſes: Jch habe euch gezeuget in Chriſto JEſu durchs Evangelium. Dieſe Worte kan ich nicht anders verſtehen, als auf ſolche Art: Jch ha- be euch das Evangelium geprediget, Chriſtus aber hat durch daſ- ſelbe kraͤfftig gewuͤrcket, daß ihr durch mich ſeyd neugebohren wor- den. Paulus ſchreibet alſo alle Krafft Chriſto und dem Evangelio zu. Auf gleiche Weiſe verſtehe ich die Stelle Gal. IV, 19. Jch wie- derhole anbey dieſes, daß unter denen Apoſteln und heutigen Prie- ſtern ein groſſer Unterſcheid, und die letztern der erſtern ihrer ſon- derbahren priuilegien ſich nicht anmaſſen koͤnnen.

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/179>, abgerufen am 21.11.2024.