Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.bey denen Protestirenden. des HErrn Christi Anordnung nicht zuwieder. Paulus hatalso dieses Recht nicht alleine ausgeübet, sondern auch seine Nachfolger in dem Dienst, nehmlich das Presbyterium, und mit der Zeit die Bischöffe, mit Beystand der Clerisey. Auf die- se Weise kame es allen/ die der Gemeinde vorgesetzet/ zu. Sie mögen in den Schaffstall gekommen seyn/ wie sie wol- len. Jhr Amt mag verrichtet werden/ wie es will. Sie mögen leben/ wie sie wollen b). Allein was von der Apo- stolischen Nachfolge geplaudert wird/ habe schon im vorher- gehenden wiederleget. Jch will also es hier nicht wieder- holen. Der geneigte Leser wird sich auch erinnern/ daß schon oben gezeiget/ wie in dem ersten und andern Seculo sich kein Bischoff oder Aeltester die Macht/ Sünde zu ver- geben und zu behalten/ zugeeignet hat. §. XIV. Wenn man aber saget/ die Clerisey hätte al-Absolution Diese b) Dieses will nicht allen in den Kopff. Der angeführte Anony-Anderer Mei- nung. mus, in denen Antworten auf etliche Theol. Fragen, bricht dieserwegen in folgende Worte heraus: Ein jeder Priester, wenn er auch nichts als menschliche vocation hat, und noch wohl dazu per casum obliquum. Wenn er von seines glei- chen andern Priestern ist ordiniret worden, wird denn ge- geglaubet, daß er als ein beruffener und verordneter Die- ner GOttes, krafft seines Amtes und auf Befehl Christi, Sunde vergebe. Was er aber von solcher Meinung hält, fü- get er alsobald hinzu: O eine erschreckliche Sache! Da ein Wiederwärtiger, ein Feind Christi, krafft seines Amtes sich überheben darff, über alles das GOtt oder GOttes-Dienst heisset, also daß er sich setzet in den Tempel GOttes, als ein GOtt, und giebt für, er sey GOtt. 2. Thess. II, 14. a) Ziegler de Superint. cap. XVII. §. 5. Claues istae diuersimode seMeinung Ziegleri. ha- u 2
bey denen Proteſtirenden. des HErrn Chriſti Anordnung nicht zuwieder. Paulus hatalſo dieſes Recht nicht alleine ausgeuͤbet, ſondern auch ſeine Nachfolger in dem Dienſt, nehmlich das Presbyterium, und mit der Zeit die Biſchoͤffe, mit Beyſtand der Cleriſey. Auf die- ſe Weiſe kame es allen/ die der Gemeinde vorgeſetzet/ zu. Sie moͤgen in den Schaffſtall gekommen ſeyn/ wie ſie wol- len. Jhr Amt mag verrichtet werden/ wie es will. Sie moͤgen leben/ wie ſie wollen b). Allein was von der Apo- ſtoliſchen Nachfolge geplaudert wird/ habe ſchon im vorher- gehenden wiederleget. Jch will alſo es hier nicht wieder- holen. Der geneigte Leſer wird ſich auch erinnern/ daß ſchon oben gezeiget/ wie in dem erſten und andern Seculo ſich kein Biſchoff oder Aelteſter die Macht/ Suͤnde zu ver- geben und zu behalten/ zugeeignet hat. §. XIV. Wenn man aber ſaget/ die Cleriſey haͤtte al-Abſolution Dieſe b) Dieſes will nicht allen in den Kopff. Der angefuͤhrte Anony-Anderer Mei- nung. mus, in denen Antworten auf etliche Theol. Fragen, bricht dieſerwegen in folgende Worte heraus: Ein jeder Prieſter, wenn er auch nichts als menſchliche vocation hat, und noch wohl dazu per caſum obliquum. Wenn er von ſeines glei- chen andern Prieſtern iſt ordiniret worden, wird denn ge- geglaubet, daß er als ein beruffener und verordneter Die- ner GOttes, krafft ſeines Amtes und auf Befehl Chriſti, Sůnde vergebe. Was er aber von ſolcher Meinung haͤlt, fuͤ- get er alſobald hinzu: O eine erſchreckliche Sache! Da ein Wiederwaͤrtiger, ein Feind Chriſti, krafft ſeines Amtes ſich uͤberheben darff, uͤber alles das GOtt oder GOttes-Dienſt heiſſet, alſo daß er ſich ſetzet in den Tempel GOttes, als ein GOtt, und giebt fuͤr, er ſey GOtt. 2. Theſſ. II, 14. a) Ziegler de Superint. cap. XVII. §. 5. Claues iſtæ diuerſimode ſeMeinung Ziegleri. ha- u 2
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alſo dieſes Recht nicht alleine ausgeuͤbet, ſondern auch ſeine
Nachfolger in dem Dienſt, nehmlich das Presbyterium, und mit
der Zeit die Biſchoͤffe, mit Beyſtand der Cleriſey. Auf die-
ſe Weiſe kame es allen/ die der Gemeinde vorgeſetzet/ zu.
Sie moͤgen in den Schaffſtall gekommen ſeyn/ wie ſie wol-
len. Jhr Amt mag verrichtet werden/ wie es will. Sie
moͤgen leben/ wie ſie wollen b). Allein was von der Apo-
ſtoliſchen Nachfolge geplaudert wird/ habe ſchon im vorher-
gehenden wiederleget. Jch will alſo es hier nicht wieder-
holen. Der geneigte Leſer wird ſich auch erinnern/ daß
ſchon oben gezeiget/ wie in dem erſten und andern Seculo
ſich kein Biſchoff oder Aelteſter die Macht/ Suͤnde zu ver-
geben und zu behalten/ zugeeignet hat.
§. XIV. Wenn man aber ſaget/ die Cleriſey haͤtte al-
lezeit das Recht Suͤnde zu vergeben gehabt/ warum laͤſſet
man denn denen Layen zuweilen die abſolution zu? Jch be-
ruffe mich auf Zieglerum. Seine Worte ſind dieſe a):
Dieſe
Abſolution
der Layen.
b) Dieſes will nicht allen in den Kopff. Der angefuͤhrte Anony-
mus, in denen Antworten auf etliche Theol. Fragen, bricht
dieſerwegen in folgende Worte heraus: Ein jeder Prieſter,
wenn er auch nichts als menſchliche vocation hat, und noch
wohl dazu per caſum obliquum. Wenn er von ſeines glei-
chen andern Prieſtern iſt ordiniret worden, wird denn ge-
geglaubet, daß er als ein beruffener und verordneter Die-
ner GOttes, krafft ſeines Amtes und auf Befehl Chriſti,
Sůnde vergebe. Was er aber von ſolcher Meinung haͤlt, fuͤ-
get er alſobald hinzu: O eine erſchreckliche Sache! Da ein
Wiederwaͤrtiger, ein Feind Chriſti, krafft ſeines Amtes ſich
uͤberheben darff, uͤber alles das GOtt oder GOttes-Dienſt
heiſſet, alſo daß er ſich ſetzet in den Tempel GOttes, als
ein GOtt, und giebt fuͤr, er ſey GOtt. 2. Theſſ. II, 14.
a) Ziegler de Superint. cap. XVII. §. 5. Claues iſtæ diuerſimode ſe
ha-
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